Klimaschutz und Politik

Was Russland mit "Fridays for Future" zu tun hat

Experte Axel Bojanowski analysiert in seinem neuen Sachbuch die Klimadiskussion und dokumentiert den Einfluss Russlands auf die Schülerstreiks.

Heute Redaktion
Was Russland mit "Fridays for Future" zu tun hat
Beginn einer Bewegung: Die damals 15-jährige Schülerin Greta Thunberg im August 2018 vor dem Parlament in Stockholm.
Jessica Gow / TT News Agency / picturedesk.com

"Was Sie schon immer übers Klima wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten" (Westend-Verlag, 288 Seiten, ab 25,70 Euro) – so heißt das neue Sachbuch von Axel Bojanowski. Der deutsche Autor untersucht darin den "Klimawandel zwischen Lobbygruppen und Wissenschaft". Dabei geht es auch um die Anfänge der Klima-Bewegung "Friday for Future" und die Versuche des russischen Putin-Regimes, Greta Thunbergs Schülerstreiks zu vereinnahmen.

Axel Bojanowski und sein neues Buch
Axel Bojanowski und sein neues Buch
Westend Verlag, Matthias Giordano

Fotos von Greta Thunberg gehen um die Welt

Ein heißer Sommer ging zu Ende, als sich die damals 15-jährige Greta Thunberg am 20. August 2018, dem ersten Schultag nach den Ferien, vor den Schwedischen Reichstag setzte – mit einem selbst gebastelten Schild, das die Welt verändern sollte: "Skolstrejk för klimatet" (dt. „Schulstreik für das Klima“). Der schwedische Umweltaktivist Ingmar Rentzhog besuchte das beherzte Mädel und schoss vor Ort jene ikonischen Fotos, die um die Welt gingen.

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    Das Gesicht einer Umwelt-Bewegung: Greta Thunberg
    Das Gesicht einer Umwelt-Bewegung: Greta Thunberg
    IMAGO/ZUMA Wire

    "Ich fand das eine interessante Idee und bin dann mit einem Fotografen am schwedischen Parlament vorbei", so Rentzhof in dem Buch. Er habe "eine kleine Gruppe Kinder erwartet", stattdessen "saß da nur Greta mit ihrem Schild". Davon sei er bewegt gewesen. Das Medieninteresse über das streikende Schulmädchen erreichte binnen einer Woche die Weltöffentlichkeit.

    Russland finanzierte westliche Klimabewegungen

    Greta streikte bis zu den schwedischen Parlamentswahlen am 9. September 2018 täglich und danach einmal pro Woche am Freitag. Schüler in anderen Städten und kleineren Orten Schwedens ahmten den Protest nach und vernetzten sich über soziale Medien unter dem Hashtag #FridaysForFuture. Auch Russland wurde auf die neue Bewegung aufmerksam.

    Ab November 2018 sorgten tausende Schüler auf Demonstrationen in Großstädten Europas und Australiens für Aufsehen. Doch nicht nur Greta mobilisierte. Dokumente (unter anderem veröffentlicht von Wikileaks) beweisen, dass Russland im Westen Klimaproteste finanziert hatte, um dessen Energiepolitik zu lenken. Fällt beispielsweise in einem westlichen Staat die nationale Erdgasförderung aus Umweltbedenken in Ungnade, bleiben westliche Länder weiterhin auf Importe aus dem Osten angewiesen.

    Hybride Kriegsführung, um Kinder zu beeinflussen

    Versuche, den Energieträger Gas auch in Europa zu fördern, scheiterten häufig an den Protesten von Klimaschützern; in Deutschland wurde – im Gegensatz zu Österreich – das dafür notwendige Fracking verboten. "Die hybride Kriegsführung seitens Russlands ist täglich zu spüren in jedem der europäischen Länder", sagte die damalige deutsche Kanzlerin Angela Merkel auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2019.

    "Die hybride Kriegsführung seitens Russlands ist täglich zu spüren in jedem europäischen Land
    Angela Merkel
    Deutsche Bundeskanzlerin (2005 – 2021)

    Die Bundeskanzlerin brachte in der Debatte die Proteste von "Fridays for Future" also mit russischen Machenschaften in Verbindung: Hybride Kriegsführung im Internet sei schwer zu erkennen, "weil Sie plötzlich Bewegungen haben, von denen Sie gedacht haben, dass sie nie auftreten", sorgte sich Merkel mit Blick auf Moskau.

    Merkel ergänzte: "In Deutschland protestieren jetzt die Kinder für Klimaschutz. Das ist ein wirklich wichtiges Anliegen. Aber dass plötzlich alle deutschen Kinder nach Jahren ohne jeden äußeren Einfluss auf die Idee kommen, dass man diesen Protest machen muss, das kann man sich auch nicht vorstellen." Die deutschen Nachrichtendienste untermauerten Merkels Sorge.

    red
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