Studie
Was du rauchst, verrät deine Persönlichkeit
Zum welchem Rauchprodukt man greift, wird unter anderem von der individuellen Persönlichkeit bestimmt. Das berichten zwei Forscher in neuer Studie.
Zigarettenraucher, Zigarrenraucher und Nichtraucher haben unterschiedliche Persönlichkeitsprofile, so eine neue Studie von Dritjon Gruda von der Universidade Catolica Portuguesa (Portugal) und Jim McCleskey von der Western Governors University (USA).
"Big-Five"-Persönlichkeitsmerkmale
Neue Forschungsergebnisse unterstreichen die entscheidende Rolle psychologischer Faktoren, einschließlich Persönlichkeitsmerkmalen, bei der Ausprägung von Tabakkonsummustern. Um diese Frage weiterzuerforschen, untersuchten Gruda und McCleskey den Zusammenhang zwischen den "Big-Five"-Persönlichkeitsmerkmalen (Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus) und dem Rauchen von Zigarren oder Zigaretten in einer Stichprobe von 9.918 älteren Erwachsenen aus 11 europäischen Ländern. Die Daten nahmen sie aus der länderübergreifenden SHARE-Befragung (Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe), bei der Personen ab 50 Jahren regelmäßig Informationen über sich bereitstellen – auch zu ihrem Rauchverhalten und ihrer Persönlichkeit.
"Die Zigarettenraucher waren in unserer Studie klar in der Überzahl, aber wir wollten auch wissen, was ihre Persönlichkeit von den selteneren Zigarrenrauchern unterscheidet und außerdem klären, wie im Vergleich dazu die Nichtraucher ticken", so Gruda im Interview mit dem ORF.
So ticken Raucher vs. Nichtraucher
Die Ergebnisse zeigten, dass Rauchen mit niedrigeren Werten bei Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit und höheren Werten bei Extraversion verbunden ist als Nichtrauchen. Die Autoren spekulieren, dass die relativ niedrige Gewissenhaftigkeit bei Rauchern einen Mangel an Selbstdisziplin und die Missachtung langfristiger Gesundheitsrisiken widerspiegeln könnte, die für ein eher impulsives Verhalten charakteristisch sind, während eine geringere Verträglichkeit erklären könnte, warum Raucher oft trotz gesellschaftlicher Missbilligung weitermachen. Sie vermuten auch, dass die beobachtete höhere Extraversion darauf hindeuten könnte, dass diese Personen den sozialen Charakter des Rauchens genießen.
Persönlichkeit der Zigarren- und Zigarettenraucher
Bei der Analyse wurden auch Persönlichkeitsunterschiede zwischen den verschiedenen Rauchertypen festgestellt. So seien Zigarrenraucher am wenigsten neurotisch und würden eine höhere Offenheit aufweisen. Zigarettenraucher seien dagegen neurotisch, gestresst und besorgt. Die Forscher vermuten, dass die Zigarette ein Ventil sei, damit fertigzuwerden.
"Solche Unterscheidungen legen nahe, dass die Motivationen und Kontexte des Tabakkonsums so vielfältig sind wie die Personen, die diese Verhaltensweisen ausüben", schreiben die Forscher in der Studie. Dies weise auf die Notwendigkeit von Raucherentwöhnungsmaßnahmen hin, die nicht nur auf die Persönlichkeit des Einzelnen zugeschnitten, sondern auch die sozialen und kulturellen Bedeutungen verschiedener Tabakprodukte berücksichtigen sollten.
Weitere Aspekte nicht berücksichtigt
Die Wissenschaftler weisen jedoch auch auf die Aspekte des Forschungsthemas hin, das in dieser Studie nicht berücksichtigt wurde. So wurden nur Daten von älteren Erwachsenen berücksichtigt, Jüngere kamen nicht vor. Ebenso wurden keine anderen Tabakprodukte wie E-Zigaretten oder Vaping bedacht.
Auf den Punkt gebracht
- Eine neue Studie von Dritjon Gruda und Jim McCleskey untersucht die Persönlichkeitsprofile von Zigarettenrauchern, Zigarrenrauchern und Nichtrauchern und stellt fest, dass sie unterschiedliche Merkmale aufweisen
- Die Forschung zeigt, dass Raucher niedrigere Werte bei Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit und höhere Werte bei Extraversion aufweisen als Nichtraucher
- Zudem wurden Persönlichkeitsunterschiede zwischen Zigarren- und Zigarettenrauchern festgestellt, wobei Zigarrenraucher als am wenigsten neurotisch und am offensten gelten, während Zigarettenraucher als neurotisch, gestresst und besorgt beschrieben werden
- Die Autoren betonen die Vielfalt der Motivationen und Kontexte des Tabakkonsums und die Notwendigkeit, Raucherentwöhnungsmaßnahmen entsprechend anzupassen