Unwetterkatastrophe 2024
Was die Klimakrise mit dem Horror-Hochwasser zu tun hat
Überflutungen, Leid und Zerstörung – bei der derzeitigen Umweltkatastrophe in Ostösterreich mischt auch die Klimakrise kräftig mit.
Die Hochwasser-Situation im Osten Österreichs bleibt angespannt, gewarnt wird weiterhin vor Dammbrüchen und neuen Überflutungen. Auch der öffentliche Verkehr ist, wie der Individualverkehr, vom Extremwetter nach wie vor stark beeinträchtigt.
Anstiege der Niederschläge um 20 Prozent
"Die 50 stärksten Niederschlags-Ereignisse in den vergangenen Jahrzehnten zeigen einen Anstieg der Niederschlagssumme am Alpennordrand von 20 Prozent bei einer Zunahme der Häufigkeit von 13 Prozent", erklärt Marc Olefs, Leiter der Klima-Folgen-Forschung der GeoSphere Austria.
"In einer wärmeren Atmosphäre erhöht sich das Wasserhaltevermögen, dadurch können die einzelnen Ereignisse intensiver ausfallen", ergänzt Olefs.
Warme Weltmeere erhöhen Unwetter-Wahrscheinlichkeit
Längst ist bekannt: Durch den Klimawandel erwärmen sich die Meere. In den vergangenen eineinhalb Jahren sind die Temperaturen der Weltmeere warm wie nie zuvor – so wird deutlich mehr Wasser in die Atmosphäre verdunstet. Insbesondere das Mittelmeer ist seit Monaten deutlich zu warm.
Feuchtigkeit in warmer Luft muss abregnen
Warme Luft kann mehr Wasser aufnehmen: 2024 wird das wärmste Jahr seit Beginn der Industrialisierung, im Schnitt war es 1,5 Grad wärmer als im Jahr 1800. Mit jedem Grad, das sich die Luft erwärmt, kann sieben Prozent mehr Feuchtigkeit in der Atmosphäre gespeichert werden. Dieses Wasser muss natürlich irgendwo auch wieder abregnen.
Großwetterlagen verändern sich
Der Klimawandel hat auch Einfluss auf Großwetterlagen und begünstigt Situationen, in denen sich Hoch- und Tiefdruckgebiete länger an einem Ort halten. So kann es eher zu wochenlangen, sonnigen, heißen Phasen kommen – oder langanhaltendem Regen, wie gerade in Österreich (und anderen Regionen Mitteleuropas).
Luftströmungen verändern sich
Der Klimawandel verändert die Strömungen in der Atmosphäre, erklärt der deutsche Wetterexperte Özden Terli. "Dies ist schon seit Jahren zu beobachten. Der Jetstream, das Starkwindband in neun Kilometern Höhe, mäandert stärker."
Tiefdruckgebiete bleiben "hängen"
Die Folge dieser "Luftveränderung": Die Tiefdruckgebiete ziehen nur "sehr langsam", es kommt zu tagelangem Dauerregen. "Somit müssen wir uns darauf einstellen, dass es in Zukunft noch häufiger als heute zu Hochwasserlagen kommt. Denn die Aufheizung der Atmosphäre geht weiter", so der Experte.
Versicherungen gegen Elementarschäden
Das Hochwasser befeuert die Debatte um eine Pflicht, sich gegen Elementarschäden zu versichern. Seit Jahren fordert die Versicherungswirtschaft eine verpflichtende Versicherung aller Haushalte für Naturgefahren – vor allem für Starkregen, Hochwasser und Muren.
Herkömmliche Eigenheim- und Haushaltsversicherung decken Sturmschäden zwar ab, allerdings mit sehr niedrigen Höchsthaftungssummen.
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Böden-Entsiegelung allein würde nicht ausreichen
Auch die Versiegelung der Böden schreitet immer weiter voran, mahnt Klimaexperte Fred Hattermann vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung. Dennoch: Selbst mit einer Entsiegelung wäre das derzeitige, dramatische Hochwasser "kaum zu vermeiden" gewesen.
Alle Schäden lassen sich – auch mit noch besserem Hochwasserschutz – kaum verhindern, sagen die Experten. Es gehe jetzt darum, im Notfall die kritische Infrastruktur zu schützen. Im Ereignisfall müssten die Hilfsdienste verstärkt werden und das Warnsystem gut funktionieren, so Hattermann.
Auf den Punkt gebracht
- Die derzeitige Hochwasserkatastrophe in Ostösterreich wird durch den Klimawandel verstärkt
- Die wärmeren Weltmeere und eine erhöhte Luftfeuchtigkeit führen zu intensiveren Niederschlägen
- Experten warnen, dass sich solche Extremwetterereignisse in Zukunft häufen könnten, und fordern eine verpflichtende Versicherung gegen Elementarschäden