Gehirnforschung
Warum gähnen wir – und was macht es so ansteckend?
Bei Langeweile oder Müdigkeit verlangsamt sich die Atmung, was zu einer geringeren Sauerstoffaufnahme führt. Dann gähnen wir. Aber warum steckt es an?
Es reicht, wenn jemand gähnt, und schon muss man auch. Aber warum? Gähnen ist eine automatische Reaktion auf den Sauerstoffmangel in unserem Körper. Wenn wir unseren Mund weiten und die Arme nach oben strecken, dehnen wir im Grunde unsere Lungen und unser Gewebe, um mehr Sauerstoff aufzunehmen. Gähnen ist auch mit der Ausschüttung einiger Hormone verbunden, die kurzzeitig die Herzfrequenz und die Wachsamkeit erhöhen. Der Grund, warum wir gähnen, wenn wir müde oder gelangweilt sind, ist also, dass unser Körper sein Bestes tut, um uns wach und aufmerksam zu halten – wenn auch nur kurz. Das macht Sinn. Aber warum gähnen wir, wenn jemand anderes gähnt?
Warum gähnen wir?
Bei Langeweile oder Müdigkeit verlangsamt sich unsere Atmung, was zu einer geringeren Sauerstoffaufnahme führt. In diesem Fall löst der Körper ein Gähnen aus, wobei der Mund geweitet wird, damit man mehr einatmen kann. Gähnen erhöht die Herzfrequenz, den Blutfluss und die Aktivität der Gesichtsmuskeln, was alles zur Abkühlung des Gehirns beiträgt. Die Wahrscheinlichkeit des Gähnens steigt, wenn die Gefahr einer Überhitzung des Gehirns besteht, insbesondere bei Müdigkeit oder Schlafmangel.
Warum gähnen wir, wenn jemand anderer gähnt?
Wir alle haben schon einmal ein ansteckendes Gähnen erlebt. Ob es nun dadurch ausgelöst wird, dass wir jemanden gähnen sehen, uns über das Gähnen unterhalten oder den Klang eines Gähnens hören, dieses Phänomen ist interessanterweise artenübergreifend. Studien mit Schimpansen und Haushunden zeigen, dass auch sie ein ansteckendes Gähnen zeigen.
Theorie der Spiegelneuronen
Zahlreiche Theorien versuchen, dieses Verhalten zu erklären. Einige besagen, dass es auf Empathie zurückzuführen ist, während andere vermuten, dass es sich um die Nachahmung anderer aufgrund neurologischer Stimulation handelt. Eine vorherrschende Theorie geht davon aus, dass Spiegelneuronen" am ansteckenden Gähnen beteiligt sind. Diese Neuronen werden sowohl aktiviert, wenn ein Mensch eine Handlung ausführt, als auch, wenn er sieht, wie ein anderer Mensch dasselbe tut. Wenn wir also jemanden gähnen sehen, regen unsere Spiegelneuronen die entsprechende Handlung in unserem Kopf an und lassen uns das Gähnen nachahmen.
Nicht alle lassen sich mit Gähnen anstecken
Interessanterweise gähnen Menschen mit Empathiestörungen, wie z. B. Autismus, weniger, wenn sie andere gähnen sehen. Psychopathen, die sowohl Furchtlosigkeit als auch einen ausgeprägten Mangel an Empathie zeigen, scheinen ebenfalls immun gegen ansteckendes Gähnen zu sein. In Experimenten wurden Personen, die weniger zum Erschrecken neigen, seltener von einem Gähnen erfasst. Sogar Babys gähnen im Mutterleib, wobei dieses Verhalten bereits im zweiten Trimester auftritt.