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Wahnsinns-Stromverbrauch befeuert Bitcoin-Verbot

Eine einzige Bitcoin-Transaktion verbraucht etwa gleich viel Strom wie ein Haushalt in 1,5 Monaten. Nun wird der Ruf nach einem Verbot äußerst laut.

Bitcoins sind in aller Munde. Doch der Stromverbrauch ruft Kritiker auf den Plan.
Bitcoins sind in aller Munde. Doch der Stromverbrauch ruft Kritiker auf den Plan.
Bild: iStock

Die hohen Energie- und Strompreise haben Folgen: Die Pizza beim Italiener wird teurer, Hotels verlangen einen Kostenzuschlag und Firmen fordern Hilfe vom Bund. Klima- und Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) hat nicht nur zum Energiesparen aufgerufen, sondern auch gleich einen Plan vorgelegt, mit dem jeder Bürger dabei helfen kann – vom kalt Duschen bis zum Kochen mit Deckel. Gleichzeitig verbraten Kryptowährungen wie Bitcoin massenhaft Strom.

Leser M.B.* nervt das gegenüber "20 Minuten": "Wir sollen uns beim Waschen, Duschen und Kochen einschränken, doch Kryptos gehen vergessen." Eine einzige Transaktion "mit diesen Luftschloss-Währungen" verbrauche etwa gleich viel Strom wie ein Durchschnittshaushalt in 1,5 Monaten. "Die Sparappelle sind widersprüchlich, solange man Kryptowährungen uneingeschränkt herstellen und handeln darf", sagt der Leser.

Rufe nach Verbot werden laut

Laut der Universität Cambridge verbraucht das Bitcoin-Netzwerk aktuell rund 94,8 Terawattstunden Strom pro Jahr. Ganz Österreich braucht in zwölf Monaten weniger Strom, im Jahr 2020 waren es laut "Statista" 70,3 Terawattstunden. Paul Niggli, Ex-Krisenmanager beim Stromnetzbetreiber Swissgrid, hat darum in einem Interview mit CH Media ein Verbot von Bitcoin gefordert.

Bangladesch, Bolivien und Ghana haben Bitcoin bereits verboten. Müssen weitere folgen? "Das würde gar nichts bringen", sagt SVP-Politiker Heinz Tännler, der Präsident der Swiss Blockchain Federation, auf Anfrage. Energie brauche hauptsächlich das Mining (siehe Box) – und in Österreich oder der Schweiz schürfe fast niemand Bitcoin. Wichtig sei vor allem, dass das Mining in Ländern stattfinde, wo die Energiekosten tief seien.

Darum braucht Bitcoin so viel Strom
Bitcoin-Zahlungen bestätigen nicht Banken und Finanzdienstleister, sondern ein weltweit verteiltes Computernetzwerk. Dieses sogenannte Mining braucht sehr viel Rechenleistung. Auch die Größe des Bitcoin-Netzwerks sorgt für einen hohen Stromverbrauch: Laut "Coinmarketcap" ist Bitcoin mit aktuell rund 39 Prozent Marktanteil die größte Kryptowährung der Welt.

Auch wenn etwa die Schweiz Bitcoin verbiete, lebe die Kryptowährung weiter, sagt Tännler. Denn die Blockchain-Technologie, auf der Bitcoin beruhe, könne man nicht einfach abschalten. "Die Rufe nach einem Verbot sind ein populistischer Angriff auf eine innovative Branche", sagt der Zuger SVP-Regierungsrat. Auch andere Wirtschaftszweige bräuchten viel Energie, etwa die Industrie, das Finanzwesen und die Verwaltungen.

Zug soll Bitcoin-Zahlungen einstellen

Die Grünen sehen das anders. Sie haben in Zug ein Postulat eingereicht, das der Regierung verbieten soll, energiefressende Kryptowährungen als Zahlungsmittel bei Steuern zu akzeptieren. Kryptos sollen nur noch erlaubt sein, wenn ihre Erstellungs- und Transaktionsverfahren im Einklang mit den Klimazielen der Schweiz stehen.

Der Kantonsrat werde das Thema voraussichtlich am 29. September diskutieren, sagt Luzian Franzini von der Partei "Alternative – die Grünen Zug" zu "20 Minuten". Er reichte das Postulat gemeinsam mit seinen Partei-Freunden Andreas Hürlimann und Tabea Zimmermann Gibson ein.

Im aktuellen Kontext sei es ein falsches Signal, Energiefresser wie Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Vor allem dann, wenn man von der Bevölkerung verlange, dass sie Energie sparen soll. "Der Energieverbrauch vieler Kryptowährungen ist so hoch, dass wir sie nun endlich regulieren müssen", sagt Franzini.

Es geht auch anders

Dass es auch anders geht, zeigt die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum: Sie hat ihre Technologie am 15. September umgestellt, womit für die Herausgabe neuer Coins und die Verifizierung von Transaktionen kein energieintensives Mining mehr nötig ist.

Stattdessen setzt Ethereum jetzt auf ein Verfahren, das auch Schweizer Kryptowährungen wie Cardano, Solana und Polkadot verwenden. Laut den Entwicklern braucht Ethereum so 99,95 Prozent weniger Strom als vor der Umstellung.

*Name der Redaktion bekannt.

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    Bei Bezahlmethoden liegen Bitcoin und andere Kryptowährung auf dem letzten Rang.
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