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Vor Brasiliens Küste schwimmt eine tickende Zeitbombe

Der ehemalige Flugzeugträger "Sao Paulo" wurde verkauft. Nun stellt seine Fracht aber eine zunehmende Gefahr dar – zuständig fühlt sich niemand.

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Die "São Paulo" war einst ein stolzer Flugzeugträger – mittlerweile sieht sie aber nicht nur lädiert aus, sondern befördert auch eine höchst prekäre Fracht.
Die "São Paulo" war einst ein stolzer Flugzeugträger – mittlerweile sieht sie aber nicht nur lädiert aus, sondern befördert auch eine höchst prekäre Fracht.
Anne-Christine Poujoulat / EPA / picturedesk.com

Der Flugzeugträger "Foch" war früher ein Aushängeschild der französischen Marine. Mittlerweile fährt das 266 Meter lange Schiff jedoch unter brasilianischer Flagge und trägt den Namen "São Paulo". Eine türkische Werft hat das ausgemusterte Marineschiff gekauft, findet aber keinen Hafen, in dem das mit diversen giftigen Abfällen beladene Schiff vor Anker gehen darf. Umweltschützer fürchten nun, dass Brasilien die "São Paulo" außerhalb seiner Hoheitsgewässer im Meer entsorgt.

"Erhöhtes Umweltrisiko"

Vergangene Woche am Freitag teilte die brasilianische Marine mit, dass sie die "São Paulo" im Atlantik abgeschleppt hat. Das mit Asbest, Farben und anderen giftigen Abfällen beladene Schiff schwimmt nun etwa 315 Kilometer vor der brasilianischen Küste. Angesichts des schlechten Zustands der "São Paulo" und des "erhöhten Risikos", das sie für die Umwelt darstelle, dürfe sie nicht mehr in einen brasilianischen Hafen oder auch nur in brasilianische Hoheitsgewässer, betonte die Marine.

Die Glanzzeiten der ehemaligen "Foch" sind definitiv vorbei. Der Flugzeugträger stand 37 Jahre lang in den Diensten der französischen Marine. Im Jahr 2000 kaufte die brasilianische Marine ihn und taufte ihn in "São Paulo" um. Doch das alte Schiff bereitete bald Probleme, die sich durch einen Brand an Bord im Jahr 2005 deutlich verschlimmerten. Eine Modernisierung des Flugzeugträgers wäre zu teuer gewesen. Brasilien beschloss, ihn loszuwerden.

Werft droht mit Aufgabe des Schiffs

Im April 2021 kaufte die türkische Werft Sök Denizcilik das riesige Schiff, um das Altmetall auszuschlachten. Seitdem fuhr ein niederländischer Schlepper mit der "São Paulo" auf Kosten der Werft durchs Meer. Da aber kein Hafen der "São Paulo" Einfahrt gewährte, drohte Sök Denizcilik, das Schiff einfach mitten im Atlantik aufzugeben.

Umweltorganisationen befürchten nun, dass Brasilien das alte Schiff mitsamt seinen Abfällen versenkt. Die brasilianische Armee "schickt sich jetzt an, ein großes Umweltverbrechen im Meer zu begehen", erklärte etwa der Chef der Nichtregierungsorganisation Basel Action Network, Jim Puckett. "Es ist beunruhigend, im Meer ein 30.000 Tonnen schweres giftiges Paket zu haben, von dem man den Empfänger nicht kennt", warnte die Umweltorganisation Robin Wood.

Türkei zog Bewilligung zurück

Die Probleme mit der "São Paulo" ziehen sich nun schon eine ganze Weile hin. Im Juni hatte die Werft Sök Denizcilik von den brasilianischen Behörden die Genehmigung erhalten, das Schiff in die Türkei zu schleppen und dort auseinanderzubauen. Später zogen die türkischen Behörden ihre Einlaufgenehmigung aber wieder zurück.

Brasilien ließ die "São Paulo" zurückkehren, trotz oder wegen der festgestellten "Verschlimmerung der Schäden" am Schiffsrumpf aber in keinen Hafen einlaufen. Nachdem das Schiff mehrere Monate vor dem Hafen von Suape im Nordosten Brasiliens gelegen hatte, drohte die türkische Werft, es aufzugeben und führerlos in brasilianischen Gewässern zurückzulassen.

Hoffnungsträger Lula da Silva

Die brasilianische Umweltbehörde Ibama, die für die Einhaltung der Basler Übereinkunft zur grenzüberschreitenden Entsorgung gefährlicher Abfälle zuständig ist, rief die brasilianische Marine zum Einschreiten auf. Umweltorganisationen setzen ihre Hoffnung eher auf Brasiliens neuen Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva, der versprochen hat, sich für die Umwelt stark zu machen.

Die Nichtregierungsorganisation Shipbreaking Platform rief Präsident Lula als Oberbefehlshaber der brasilianischen Marine auf, "sofort einzuschreiten und anzuordnen, die "São Paulo" nach Rio de Janeiro zurückzubringen". Wenn Brasilien das Schiff hingegen "vorsätzlich" versenkt, würde dies laut der Umweltorganisation einem vom Staat in Auftrag gegebenen Umweltvergehen gleichkommen.

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