Erster Menstruationsbericht
Vor allem Schmerzen: So leiden Frauen unter ihrer Regel
Der Bericht schafft erstmals eine Datengrundlage, wie es Österreichs Frauen monatlich mit Periode, Menopause und Endometriose ergeht.
Bisher waren in Österreich kaum Daten zur Menstruationsgesundheit, Menopause und Endometriose vorhanden. Der erste Menstruationsgesundheitsbericht des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) trägt dazu bei, den diesen "Gender Data Gap" zu verringern. Über 1300 Mädchen und Frauen im Alter von 14 bis 60 Jahren wurden für den Bericht befragt.
Häufig starke Beschwerden
Die Ergebnisse geben erstmals Aufschluss über die Erfahrungen der Frauen in Österreich: Die durchschnittliche Blutungsdauer beträgt fünf Tage. Über 70 Prozent der Befragten schätzen die Stärke ihrer Blutung als stark bis sehr stark ein. 67 Prozent haben regelmäßig mittelstarke bis sehr starke Schmerzen. Die körperlichen Beschwerden reichen von Unterleibs- und Rückenschmerzen über Krämpfen bis zu Kopfschmerzen und Migräne. 55 Prozent greifen auf Schmerzmittel zurück, um während ihrer Menstruation den Alltag in gewohnter Weise zu bewältigen.
Neben den körperlichen Schmerzen haben Frauen auch mit psychischen Beschwerden zu kämpfen: Niedergeschlagenheit, Gereiztheit und Deprimiertheit sind während der Menstruation häufig. Rund 20 Prozent der Befragten fühlen sich beim Gedanken an die Menstruation immer oder häufig gestresst. Rund 19 Prozent aller Befragten geben an, sich während ihrer Menstruation zurückzuziehen.
Informationen mangelhaft
Die Experten der Fokusgruppe Chancengerechtigkeit berichteten, dass unter Mädchen und Frauen noch viel zu oft die Annahme verbreitet ist, dass die Schmerzen natürlich seien und deshalb einfach ausgehalten werden müssten.
Das Ministerium will die Informationslücken schließen und veröffentlicht deshalb noch in diesem Jahr Videos in elf Sprachen zu Themen wie die erste Menstruation, Abhilfe bei Menstruationsbeschwerden, Endometriose, Wechseljahre oder auch weibliche Genitalverstümmelung.
Kosten von Hygieneprodukten als Belastung
Aber nicht nur Schmerzen schränken Frauen während ihrer Menstruation ein, auch die Kosten von Hygieneprodukten sind für manche eine Belastung: 4,7 Prozent gaben an, dass sie jeden Monat Schwierigkeiten haben, sich Menstruationsartikel zu leisten. Bei 16 Prozent ist das gelegentlich der Fall. Bis zu 500.000 Frauen zwischen 14 und 60 Jahren sind demnach von Periodenarmut betroffen. Auch die befragten Experten sehen Bedarf an kostenlosen Menstruationsartikeln, besonders für Personen in Haushalten mit geringen Einkommen.
Endometriose bleibt lange undiagnostiziert
Endometriose ist eine chronische gynäkologische Schmerzerkrankung. Zumindest jede fünfzehnte Frau ist davon betroffen. Die Dunkelziffer liegt jedoch vermutlich deutlich höher, da die Krankheit bei vielen spät oder gar nicht diagnostiziert wird. In der medizinischen Forschung wurde Endometriose lange Zeit vernachlässigt, die Schmerzen der Betroffenen als Regelschmerzen abgetan. Noch immer dauert es rund sieben Jahre bis zur Diagnose. Knapp ein Drittel der befragten Frauen hat noch nie von Endometriose gehört. Für eine gute Diagnostik und Behandlung wird die Gesundheit Österreich GmbH gemeinsam mit der Fachgesellschaft für Gynäkologie die Leitlinie Endometriose überarbeiten.
98 Prozent haben Beschwerden rund um die Menopause
Auch die Menopause und die damit verbundenen Veränderungen verdienen mehr Aufmerksamkeit. Das durchschnittliche Alter der letzten Menstruationsblutung liegt in Österreich bei 49 Jahren. Jede fünfte Frau fühlt sich über die Wechseljahre wenig oder gar nicht informiert. 98 Prozent berichten von Beschwerden in oder nach den Wechseljahren. 10 Prozent der Befragten fühlen sich in Bezug auf ihre Beschwerden nicht ernst genommen. Knapp 30 Prozent empfinden die Veränderungen aufgrund des Wechsels als psychische Belastung.
Jede dritte Frau mit Wechseljahrbeschwerden greift auf pflanzliche Heilmittel zurück, um sie zu mildern. 20 Prozent der Betroffenen erhoffen sich Linderung durch eine Ernährungsumstellung. Mit einem neu erarbeiteten Factsheet unterstützt das Gesundheitsministerium Frauen in den Wechseljahren mit evidenzbasierten Informationen. Zusätzlich werden Ernährungsempfehlungen für Frauen in den Wechseljahren erarbeitet, um dem veränderten Nährstoffbedarf gerecht zu werden und somit die Gesundheit und das Wohlbefinden in dieser Lebensphase zu fördern.
Auf den Punkt gebracht
- Der erste Menstruationsgesundheitsbericht des österreichischen Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz beleuchtet die erheblichen körperlichen und psychischen Beschwerden, die Frauen während ihrer Menstruation, Menopause und bei Endometriose erleben
- Der Bericht zeigt, dass viele Frauen unter starken Schmerzen und finanziellen Belastungen durch Hygieneprodukte leiden, und betont die Notwendigkeit besserer Aufklärung und kostenloser Menstruationsartikel