27-Jähriger verurteilt
"Vom Leid profitieren" – beinharte Strafe für Schlepper
Sie fürchteten um ihr Leben: Ein Schlepper raste mit sieben Personen im Auto der Polizei davon. Jetzt stand der Beschuldigte (27) vor Gericht.
Ende Juli vergangenen Jahres kam es im Bezirk Braunau zu einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd. Die erschütternde Bilanz: zwei Unfälle, acht zum Teil Schwerverletzte und ein dehydriertes Kind.
Am Mittwoch musste sich der Angeklagte u.a. wegen fahrlässiger Körperverletzung vor dem Landesgericht Ried verantworten. Der bisher unbescholtene Aserbaidschaner zeigte sich in der Schöffenverhandlung reumütig: "Es tut mir wahnsinnig leid", wird er in den "OÖN" zitiert.
Richter Stefan Kiesl ließ sich davon nicht beeindrucken: "Für die Personen hat Lebensgefahr bestanden." Schlepper-Organisationen seien mit das Menschenverachtendste, was es gibt. Der Vorsitzende weiter: "Es ist eine Fülle an Menschen, die vom Leid anderer profitieren."
Der Angeklagte, für den die Unschuldsvermutung gilt, fasste drei Jahre unbedingte Haft aus. Der Spruch ist noch nicht rechtskräftig, der Staatsanwalt legte Berufung gegen die Strahöhe ein.
Serie an Schleppereien
Im vergangenen Jahr häuften sich in Oberösterreich die Fälle von Schlepperei: Ende August ereignete sich in Simbach in Bayern nahe Braunau ebenfalls ein spektakulärer Unfall, bei dem zehn Menschen verletzt wurden. Der Fahrer war einer Streife im Ortsgebiet mit mehr als 100 km/h davongerast, bis sich das Auto überschlug.
Im Sommer wurden auch in und rund um Linz wiederholt Fahrzeuge angehalten, die illegal Migranten transportierten. Vom Innenministerium hieß es damals, dass die Zahlen an Aufgriffen österreichweit stark rückläufig seien.
Flucht mit Tempo 180 und 20 Flüchtlingen
In absoluter Lebensgefahr waren 20 Flüchtlinge und andere Verkehrsteilnehmer nach einer wilden Hatz auf der A21 in Niederösterreich. Die Schlepper wollten nur Geld.
Zwei Beschuldigten wurde vor Kurzem der Prozess gemacht. Sie fassten Haftstrafen aus. Die Urteile waren vorerst nicht rechtskräftig.
Auf den Punkt gebracht
- Ein 27-jähriger Schlepper wurde wegen fahrlässiger Körperverletzung zu drei Jahren unbedingter Haft verurteilt, nachdem er an einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd beteiligt war, bei der mehrere Personen verletzt wurden
- Der Richter betonte die Lebensgefahr, der die Opfer ausgesetzt waren, und verurteilte die Schlepper-Organisation als menschenverachtend
- Im vergangenen Jahr nahmen die Fälle von Schlepperei in Oberösterreich zu, wobei es zu mehreren spektakulären Unfällen und Verhaftungen illegaler Migranten kam