Nur Obst und Gemüse erlaubt

Volksschule verbietet Kindern selbst mitgebrachte Jause

An einer Wiener Volksschule müssen Eltern ein Jausen-Paket von der Schule bestellen, dürfen – bis auf Obst und Gemüse – nichts von zu Hause mitgeben.

Von Christine Ziechert

09.12.2024, 05:30

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Direktor Paul Pecha rechtfertigt die verpflichtende Jause an der Schule.

Denise Auer

Die Debatte um gesundes, schmackhaftes und ausgewogenes Schul- und Kindergartenessen kocht derzeit immer wieder hoch – "Heute" berichtete bereits mehrfach. Viele Eltern müssen schwer schlucken, wenn sie erfahren, was bei ihrem Nachwuchs auf dem Teller landet.

Auch Isabella M. (32) ist mit der Jausensituation an der Schule ihres Sohnes Moritz (alle Namen geändert), der Ganztagesvolksschule am Campus Berresgasse (Donaustadt), nicht zufrieden: "Mein neunjähriger Sohn hat ADHS und kann sich daher nur schwer konzentrieren. Nun kommt noch dazu, dass das meiste Essen dort nur wenigen Kindern unter die Nase geht. Wenn es Moritz nicht schmeckt, dann würgt er", erzählt die Wienerin im Gespräch mit "Heute".

Da der Neunjährige bei den Jausen-Mahlzeiten wählerisch ist und meist nur eine Wurstsemmel in Frage kommt, begann die 32-Jährige ihrem Sohn selbst etwas mitzugeben. "Doch es wurde ihm verboten, die Semmel zu essen, da selbst mitgebrachte Jausen an der Schule nicht erlaubt sind", so Isabella M.

Stattdessen bietet die Schule eine verpflichtende, zu bezahlende Jause am Standort an: "Ich zahle nun pro Semester 109 Euro für eine Jause, die mein Sohn oft nicht konsumiert. Trotz mehrmaligen Versuchen, dem Direktor klarzumachen, dass mein Sohn unter ADHS leidet und sogar Befunde vorliegen, wird eine selbst mitgebrachte Jause nur mit einem ärztlichen Attest bewilligt, worauf stehen muss, dass das Kind nur die Jause von Zuhause konsumieren darf", meint die verärgerte Mutter.

Obst und Gemüse dürfen mitgegeben werden

Auf "Heute"-Nachfrage bestätigt GTVS-Direktor Paul Pecha das Vorgehen: "Wir haben hier am Standort eine verpflichtende Jause, Obst und Gemüse dürfen allerdings von Zuhause mitgegeben werden. Die einzige Ausnahme, die wir machen, ist, wenn das Kind aus psychischen Gründen nur die Jause von daheim essen kann. Dies muss aber ärztlich bestätigt werden. Auch auf Allergien oder Unverträglichkeiten wird natürlich Rücksicht genommen", erklärt Pecha.

Die verpflichtende Jause werde bereits seit 2019 am Standort so gehandhabt: "Das wird jedes Jahr im Schulforum beschlossen, damit ist auch die Mehrheit der Eltern dafür. Zudem wissen die Eltern bereits bei der Einschreibung darüber Bescheid. Wir bieten zwei Jausen-Varianten an, zusätzlich stehen Brot und Butter bereit. In regelmäßigen Abständen sponsert der Elternverein auch Marmelade", berichtet der Schulleiter.

So sieht der Essens- und Jausenplan am Campus Berresgasse für eine Schulwoche aus.

VS Bildungscampus Berresgasse

Zu den Gründen meint Pecha: "In meinen knapp 30 Dienstjahren habe ich die Erfahrung gemacht, dass bei selbst mitgebrachten Jausen das große Tauschen einsetzt. Das führt in kürzester Zeit zur Eskalation. Daher will ich nicht, dass die Kinder alles mitnehmen."

Doch nicht alle Eltern sind mit diesem Vorgehen zufrieden: "Viele Eltern, mich eingeschlossen, haben sich an die MA 56 (Wiener Schulen) gewandt, doch dort wurde uns gesagt, dass es das Recht des Direktors ist, zu entscheiden. Wir sind verzweifelt und wissen nicht mehr weiter. Es muss doch eine Lösung geben – ohne, dass man Kinder für ein Attest zum Arzt zerren muss", glaubt Isabella M.

Regelung wird am Schulstandort getroffen

Auf "Heute"-Nachfrage bestätigen auch die Bildungsdirektion und ein Sprecher des Bildungsstadtrates Christoph Wiederkehr (Neos), dass Regelungen dieser Art nicht zentral, sondern am Schulstandort autonom festgelegt werden: "Die Jausen-Regelung wurde im Schulforum gemeinschaftlich beschlossen. Die Schule achtet sehr darauf, dass sich die Schüler ausgewogen ernähren. Da einige Kinder Chips, Schokolade und ähnliches dabei hatten und andere wiederum eine gesunde Jause hat dies zu Konflikten geführt. Deshalb wurde dieses Thema im Schulforum besprochen und der Beschluss getroffen", heißt es.

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