Gesundheit

Vogelgrippe mutiert – Virologe sagt, was nun zu tun ist

Der Ausbruch des Influenzavirus H5N1 nimmt derzeit ein noch nie dagewesenes Ausmaß an – und hat bisher auch hunderten Säugetieren das Leben gekostet.

Christine Scharfetter
Die Vogelgrippe nimmt derzeit ein noch nie dagewesenes Ausmaß an und springt auch auf Säugetiere über.
Die Vogelgrippe nimmt derzeit ein noch nie dagewesenes Ausmaß an und springt auch auf Säugetiere über.
ERNESTO BENAVIDES / AFP / picturedesk.com

Schon seit Jahrzehnten kommt es durch hochpathogene aviäre Influenzaviren (HPAI) immer wieder zu Ausbrüchen bei Wildvögeln und Farmgeflügel. So schlimm wie jetzt war es jedoch noch nie: Derzeit sorgt ein H5N1-Influenzavirusstamm für einen verheerenden weltweiten Ausbruch der Vogelgrippe, dem immer mehr Vogelarten und -populationen zum Opfer fallen.

Seit Oktober 2021 starben in Geflügelfarmen 50 Millionen Tiere oder mussten gekeult werden und die World Organisation for Animal Health (WOAH) spricht von einem "alarmierenden Ausmaß an Wildvogelsterben".

Ausbreitung unter Säugetieren

Noch mehr Sorgen bereitet inzwischen jedoch die Übertragung des Virus auf Säugetiere. So kam es bereits im Oktober 2022 zu einem Ausbruch auf einer Nerzfarm in Spanien. Das Vogelgrippevirus H5N1 breitete sich von Nerz zu Nerz und sogar von Stall zu Stall aus.

Zuletzt sorgte ein Ausbruch der Vogelgrippe bei Seelöwen in Peru für Schlagzeilen. Fast 600 Tiere starben. Ob hier eine Transmission innerhalb der Seelöwenpopulation stattgefunden hat, kann bisher noch nicht mit Sicherheit gesagt werden. Da in der Region auch Zehntausende Wasservögel an dem Virus verendet sind, können die Seelöwen auch eine hohe Zahl von infizierte Tieren gefressen haben. Dennoch schlägt die WOAH Alarm: "Die derzeitige Situation verdeutlicht das Risiko, dass sich das Vogelgrippevirus H5N1 besser an Säugetiere anpassen und auf Menschen und andere Tiere übergreifen könnte."

Auch laut der Weltgesundheitsorganisation WHO müsse die Vogelgrippe bei Säugetieren "genau beobachtet werden". Das Risiko für den Menschen sei derzeit aber gering. Darüber sind sich auch sämtliche Virologen einig. Aber "wir müssen vorbereitet sein", sagt die WHO. Wie? Die Antwort auf diese Frage lieferte jetzt der österreichische Virologe Florian Krammer, Professor an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York (USA).

Neuer Impfstoff

"Was gegen die Vogelgrippe getan werden sollte? Ganz einfach. Impfstoffe, speziell gegen das panzootische H5N1 müssen hergestellt werden", schreibt Krammer auf Twitter und fügt hinzu, dass dies vermutlich sogar schon im Gange sei. 

Außerdem müsse geprüft werden, ob die Vogelgrippeviren auf die Influenzamittel, die aktuell zur Verfügung stehen, ansprechen. "Meines Wissens ist das bereits geschehen und es sieht gut aus", so der Virologe. Vermutlich gebe es für den Menschen auch eine signifikante Immunität gegen das N1-Eiweiß auf der Hülle des Virus.

Mediziner müssen sensibilisiert werden, dass es sich bei einer atypischen Influenza, um H5N1 handeln könnte, erklärt der Forscher. Darüber hinaus müsse aber auch "die Öffentlichkeit darüber informiert werden, keine toten oder sich seltsam verhaltenden Vögel oder Säugetiere anzufassen."

Dann spricht er noch die Impfung von Geflügel gegen die Vogelgrippe an: "Aus verschiedenen Gründen wird dies in den USA nicht durchgeführt. Wir können uns über das Für und Wider streiten, aber in China hat es mit dem zoonotischen H7N9 gut funktioniert." Und zum Schluss gibt Florian Krammer noch eine Entwarnung: "Die einzigen, die derzeit wegen der Vogelgrippe in Panik geraten sollten, sind die Vögel."

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