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Verurteilter Vergewaltiger tötet Frauenrechtlerin
Die Argentinierin Micaela García (21) kämpfte gegen Gewalt an Frauen. Jetzt wurde sie von einem Sextäter getötet, den die Justiz frühzeitig freigelassen hatte.
Eine Woche lang suchte die Polizei von Gualeguay in der argentinischen Provinz Entre Rios nach Micaela García. Am Samstag dann die traurige Gewissheit: Die 21-jährige Studentin ist tot. Ihre Leiche wurde nackt in der Nähe einer Autobahn entdeckt, knapp sieben Kilometer von der Stelle entfernt, an der sie zum letzten Mal lebend gesehen worden war. Die junge Frau war vergewaltigt und erwürgt worden, ihre Kleider hatte der Täter an verschiedenen Stellen verteilt.
Wenige Stunden vor dem Leichenfund nahmen die Ermittler Sebastián Wagner (29) fest. Bilder einer Überwachungskamera zeigten Wagner in seinem Auto, der in der Tatnacht Micaela García auf dem Heimweg nach einer Party folgte. Der Mann ist den Behörden bekannt: 2012 wurde er wegen zweier Fälle von Vergewaltigung zu einer neun Jahre langen Haftstrafe verurteilt.
Opfer setzte sich für Frauen und Arme ein
Die Empörung unter den Argentiniern ist groß, vor allem darum, weil Wagner im Juli 2016 frühzeitig auf freien Fuß gesetzt worden war. Richter Carlos Rossi ermöglichte seine Freilassung auf Bewährung – obwohl sich Experten und die Gefängnisleitung in diversen Berichten dagegen ausgesprochen hatten, wie die Zeitung "Uno" aus Entre Rios berichtet.
Ihre Familie und Mitglieder der Frauenbewegung "Ni una menos" (übersetzt: "Nicht eine weniger") trauern um García: "Ich verspreche dir, ich werde weiter für deine Ideale kämpfen, damit dich alle sehen. Du hast mir beigebracht, wie das geht. Ich liebe dich. Bis bald, meine Kleine", schrieb ihre Mutter Andrea auf ihr Facebook-Profil.
García arbeitete als Freiwillige in Armenvierteln und war Teil des Frauenkollektivs, das gegen Gewalt an Frauen kämpft. Am Dienstag hat die Organisation von "Ni una menos" zu einem Protestmarsch im ganzen Land aufgerufen.
Die Statistiken sind erschreckend: Alle 30 Stunden wird in Argentinien eine Frau ermordet, Tendenz steigend. 2015 gab es 280 Todesopfer, im vergangenen Jahr bereits 290. Laut "Pagina 12" wurde die Finanzierung für den Nationalen Rat gegen Gewalt an Frauen seit der Amtseinführung des konservativen Präsidenten Mauricio Macri im Dezember 2015 drastisch reduziert. (20 Minuten)