Wien
Verurteilter Häftling hält Qi-Gong-Rede im Justizpalast
Trotz Vergewaltigungs-Vorwürfen war ein Wiener teils freigesprochen worden. Urteil: 7 Jahre Haft. Die Berufungsverhandlung am Donnerstag war skurril
Sein Auftritt am Oberlandesgericht Wien begann gestern mit Posen für die Pressefotografen und endete mit Freudentränen. Christian S. (54) war Anfang März nach schweren Vorwürfen – es war wegen Mord und Vergewaltigung mit Todesfolge ermittelt worden – zu "nur" 7 Jahren Haft verurteil worden. Die Staatsanwaltschaft meldete sofort Berufung an. Der 54-Jährige hatte mit mehreren Männer Sex nach exzessiven Drogenkonsum, zwei Partner starben hilflos in der winzigen Wohnung in Wien-Penzing.
Leiche verweste unterm Bett
Eine der beiden Leichen verweste fast vier Wochen unter dem Bett, dem anderen Mann stahl der Wiener nach dessen Tod Schmuck, Bargeld und und ein teures TV-Gerät. "Ich habe mich jetzt schon durch Meditation anders kennengelernt, ich mache in der Haft täglich die fünf Tibeter", las der schlussendlich wegen Missbrauchs an einer wehrlosen Person Verurteilte der Richterin seine vorbereitete Rede vor.
Mildes Urteil bestätigt: Nur 7 Jahre Haft
"Mein Qi-Gong-Meister meinte zu mir, alles hat einen Sinn – jetzt verstehe ich es", so S., für den sieben Jahre genug seien, "um für den Rest meines Lebens dazuzulernen". Der 13-fach Vorbestrafte wurde von Anna Mair verteidigt, schwor den Drogen endgültig ab und hatte Glück: Das Ersturteil über 7 Jahre Haft und Einweisung wurde bestätigt und ist somit rechtskräftig.