"Shein" im Öko-Test
Vernichtendes Urteil für Billig-Mode aus China
"Bis obenhin voll mit gesundheitsschädlichen Chemikalien" – so lautet das Urteil der Tester von Öko-Test, die Kleidungsstücke und Schuhe untersuchten.
Die Steigerung von Fast Fashion ist Ultra Fast Fashion. Gemeint sind damit noch schnellere Produktionszyklen und das Ausbremsen der "langsamen" Fast-Fashion-Konkurrenz wie H&M, Zara und Co. Ultra-Fast-Fashion-Firmen wie Shein, Temu oder Asos bringen täglich neue Ware online – manchmal über 1.000 Teile pro Tag – und treiben damit die Definition von Wegwerfgesellschaft auf die Spitze. Abgesehen von dem Überfluss, in dem wir leben und der vielen Schrankleichen, die wahrscheinlich jeder von uns im Kasten hat, sind gesundheitliche und klimatechnische Aspekte dieser schnell produzierten Mode nicht außer Acht zu lassen. Denn meist werden die Artikel unter mehr als fragwürdigen Bedingungen hergestellt. Darüber halten sich die Firmen jedoch bedeckt, nichts dringt nach außen. Fragen werden nicht beantwortet. Befeuert wird das Ganze durch eine unglaubliche Marketingmaschinerie.
Öko-Test hat die Ultra-Fast-Fashion-Marke "Shein" unter die Lupe genommen, die ihre Artikel in 5.000 chinesischen Betrieben fertigen lässt. Dazu wurden 21 Kleidungsstücke und je ein Paar Schuhe für Damen, Herren, Babys und Teenager aus dem Online-Shop bestellt und im Labor auf Schadstoffe untersucht. Und darauf, ob sich diese Stoffe durch das Tragen aus dem Stoff lösen. Das Fazit: Der Großteil der Artikel fällt durch. Die beste Note lautet "ausreichend".
Gift-Cocktails in Kleidung und Schuhen
In der Kleidung wurde unter anderem toxisches Antimon nachgewiesen. Rückstände davon können mit dem Schweiß über die Haut aufgenommen werden und wirken hochgiftig, wenn sie ins Blut gelangen. Weiters Dimethylformamid, das in der EU als wahrscheinlich fruchtbarkeitsschädigend eingestuft wird.
Die größten Giftschleudern waren aber die Schuhe. Sie sind laut Testergebnis "bis obenhin voll mit gesundheitsschädlichen Chemikalien", mit Werten über den nach der im EU-Chemikaliengesetz REACH festgeschriebenen Grenzwerte. Etwa wurden Cadmium und Blei gefunden, die sich im Körper anreichern und zu Nieren- und Knochenschäden führen können. Ein Paar Damensandalen übertraf aber alles: Hier wurde ein 15-fach überhöhter Wert an Phthalate festgestellt. Durch das Barfußtragen der Schuhe wird die Chemikalie über die Haut aufgenommen. Phthalate werden vor allem als Weichmacher für Kunststoffe eingesetzt, stehen aber im Verdacht, hormonell zu wirken und Fortpflanzungsorgane zu schädigen. So können Verbindungen laut EU-Einstufung das ungeborene Kind im Mutterleib schädigen und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Ebenso schädigend fanden sich Naphthalin (früher Hauptbestandteil von Mottenkugeln; gesundheitsschädlich und umweltgefährlich) oder Dimethylzinnchlorid (fruchtschädigend) im betreffenden Paar. Bei den Herrensandalen sah es nicht besser aus. In ihnen wies das Labor mehrere polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) nach, die Krebs verursachen können und deshalb verboten sind. Der Wert in den Schuhen lag aber bis zu 22-fach über dem REACH-Grenzwert. Außerdem ebenso einen zu hohen Phthalate-Wert.
Belastungstest nicht bestanden
Ein kleiner Trost: Allzu lange halten diese Schuhe sowieso nicht. Denn im Belastungstest brach die linke Sohle der Damenschlapfen schon nach rund 14.000 simulierten Schritten. Bei den Herren-Sandalen von Shein im Test waren beide Sohlen bereits nach 5.700 Schritten kaputt. Würde man also die empfohlenen 10.000 Schritte pro Tag darin gehen, wäre bei diesem Produkt schon nach einem halben Tag Schluss.
Die Mode war auch nicht viel mehr widerstandsfähiger. Nach wenigen Waschgängen fehlten Nieten, manche Stücke waren ums Dreifache eingelaufen.
Auf den Punkt gebracht
- Öko-Test hat die Ultra-Fast-Fashion-Marke "Shein" unter die Lupe genommen und festgestellt, dass die Kleidungsstücke und Schuhe voller gesundheitsschädlicher Chemikalien sind
- Die Artikel wurden in chinesischen Betrieben hergestellt und wiesen toxische Substanzen wie Antimon, Dimethylformamid, Cadmium und Blei auf
- Zudem brachen die Schuhe bereits nach wenigen tausend Schritten im Belastungstest