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Modedroge: Vergiftungen mit Lachgas steigen an

Heute Redaktion
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Für den schnellen Rausch inhalieren Jugendliche in den Niederlanden gerne"einen Ballon". Dafür hat sich sogar ein neuer Ausdruck etabliert.

Gerade die Niederlande, ein Land, das seine Assoziation mit Marihuana wohl nicht mehr so schnell los wird, sorgt jetzt mit einer besorgniserregenden Entwicklung beim Konsum einer weiteren Droge, die sich unter Jugendlichen rasch verbreitet, für Alarmierung unter den Suchtexperten. Im gesamten europäischen Raum ist ein Anstieg des Konsums zu verzeichnen.

Es handelt sich dabei um Lachgas, chemisch auch Distickstoffmonoxid (N2O) genannt. Lachgas löst nicht nur den bekannten Micky-Mouse-Effekt aus, sondern auch einen kurz anhaltenden Rauschzustand. Dabei ist es günstig und wirkt schnell. Im Jahr 2016 wurde der Verkauf von Lachgas in den Niederlanden legalisiert. Damit stieg auch die dokumentierte Nutzung an. Seine Popularität hat auch dazu geführt, dass ein neuer Ausdruck entstanden ist, "Een ballonnetje nemen" nennt der Zustand sich treffend, weil die Substanz meist durch einen Ballon inhaliert wird. Als Verpackung werden häufig Sahnespender eingesetzt.

Anstieg von Verkehrsunfällen mit Lachgas

Als bedenklich stufen Experten in einem unlängst publizierten Medienbericht ein, dass die Anzahl der Verkehrsunfälle, in die Lachgas involviert ist, sich allein im vergangenen Jahr verdreifacht habe. 2016 wurden noch 60 Fälle von Lachgasgebrauch bei Fahrzeuglenkern festgestellt. Im Jahr 2017 waren es bereits 130 und bis zum ersten Halbjahr diesen Jahres stieg die Zahl auf 960 registrierte Fälle an, wo der Lenker vor dem Fahrtantritt Lachgas konsumiert hatte, wie Berichte der niederländischen Polizei vermelden.

Lachgas wird zur Modedroge

Lachgas hat sich zur Trenddroge etabliert. Es kommt überall bei Alltags- und Freizeitaktivitäten zum Einsatz. Sei es auf Partys, bei Festivals oder in der Wohnung. „Es gibt Menschen, die innerhalb von drei Tagen 50 Ballone Lachgas konsumieren," berichtet das „Nationaal Vergiftingen Informatie Centrum" (NIVC). Beliebt ist die Droge vor allem bei unter 30-Jährigen. Der kurze Rauschzustand endet bereits nach 30 Sekunden bis einigen Minuten.

Nicht alle Ärzte würden es dort melden, wenn es sich um Lachgas-Missbrauch handelt. Häufig werden auch mehrere Rauschmittel gemischt und das Lachgas mit Alkohol, Kokain und Marihuana gemischt.

Vergiftungen mit Lachgas steigen an

Konsumenten schildern verstärkte Sinneseindrücke und Kribbeln am ganzen Körper. Neben dem stimmungserhellenden Effekt kann es auch zum Auftreten von Übelkeit, Kopfschmerzen, Lähmungserscheinungen, einem vermindertem Sehvermögen und Angstzuständen kommen. Im schlimmsten Fall ist es bei exzessivem Konsum möglich, das Bewusstsein zu verlieren oder einen Herzinfarkt zu erleiden. Lachgas-Junkies nehmen den Stoff sogar direkt aus den Gasflaschen zu sich. So eine Einnahme birgt das Risiko, dass Lippen und Lungen einfrieren.

Suchtexperten sprechen von einer besorgniserregenden Entwicklung. Jeder fünfte Jugendliche zwischen 20 und 24 Jahren hat bereits einmal Lachgas inhaliert. Unter den 13- bis 16-Jährigen ist es jeder zehnte. Amsterdam spricht nun eine Forderung über ein Verkaufsverbot aus. Das niederländische Gesundheitsministerium ist dabei es zu prüfen. Die Zahl der Vergiftungen habe sich seit der Legalisierung vervielfacht.

(GA)

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