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Vera über ORF-Aus: "Höre auf, bevor man mich rausträgt"

Stolze 45 Jahre unterhielt Vera Russwurm ein Millionen-Publikum im TV. Nun verlässt die Talk-Queen den ORF. Die Hintergründe verrät sie in "Heute".

Sandra Kartik
Am 1. Dezember läuft Vera Russwurms letzte Talkshow im ORF. "Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen."
Am 1. Dezember läuft Vera Russwurms letzte Talkshow im ORF. "Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen."
Starpix / picturedesk.com

Genau wie Pop-Superstar Madonna machte sie ihren Vornamen zur Marke, feierte enorme Erfolge und hielt sich dabei länger, als die meisten Wegbegleiter ihrer Branche. Vera Russwurm, mit 63 sogar ein Jahr jünger als die Musik-Ikone, nimmt nun Abschied von der TV-Bühne – zumindest vorläufig. Am 1. Dezember wird die letzte Sendung ihrer beliebten Talk-Show "Vera" im ORF ausgestrahlt.   

"Der ORF soll jünger werden – ich bin 63"

"Ich hatte schon länger das Gefühl, dass ich loslassen muss und diesen Schritt setzen will. Für mich kommt das Aus der Show daher nicht unerwartet", sagt die Fernseh-Legende im "Heute"-Gespräch. Es ist das Ende einer Ära. Jedoch nicht, weil man der Journalistin nahegelegt hat, zu gehen, sondern weil ihr Vertrag ausläuft und sie ihn nicht verlängert hat. "Es gibt Berufe, wo ein gewisses Alter erforderlich ist. Der ORF soll jünger und diverser werden – ich bin 63. Ich könnte das noch 100 Jahre machen. Aber es ist Zeit aufzuhören, bevor man mich rausträgt." Die Entscheidung, von etwas "Abschied zu nehmen, was man liebt, ist mir nicht leicht gefallen. Aber sie ist richtig."

Vera Russwurm startete 1978 als "Tritsch Tratsch"-Girl im ORF. 15 Jahre später war sie bereits mehrfach ausgezeichnet und als TV-Star bestens im Geschäft.
Vera Russwurm startete 1978 als "Tritsch Tratsch"-Girl im ORF. 15 Jahre später war sie bereits mehrfach ausgezeichnet und als TV-Star bestens im Geschäft.
Impress / United Archives / picturedesk.com

Russwurm startete 1978 beim ORF als "Tritsch Tratsch"-Mädchen, von da an ging ihre Karriere steil bergauf. "Es hat damals so wenig junge Frauen im Fernsehen gegeben, in Österreich überhaupt. Dann hat mich Deutschland entdeckt und ich durfte große TV-Shows moderieren. Das fand ich prickelnd, ich bin froh, dass ich das erlebt habe", blickt Russwurm ohne Melancholie zurück. "Mit den Kindern wurde es dann zu heftig, der Adrenalin-Austoß war enorm". Für die Mutter von drei Töchtern, die seit fast 40 Jahren glücklich mit TV-Produzent Peter Hofbauer verheiratet ist, "kam meine Familie immer zuerst."

"Fernsehen hat nicht mehr die Relevanz"

Erlebt hat sie in den Jahrzehnten so viel, dass sie nach dem Ende ihrer Sendung nun ein Buch schreiben könnte. Bloß will sie das (noch) nicht. "Mein Leben ist nicht so gestaltet, dass ich mich für die Pension aufgespart habe", betont Russwurm, die neben ihrer TV-Karriere auch Medizin studiert hat und Ärztin wurde. "Man weiß nie, was kommt. Morgen kann alles vorbei sein." Deshalb hat sie sich nicht nur für ihr Privatleben, sondern auch für den Sport stets Zeit genommen, auch beim größten Stress. "Ich bin gerade dabei, Surfen zu lernen. Ich möchte mein Können bald am Neusiedler See erproben", so die Talk-Queen. 

Ihr Alter sieht man der ehemaligen "Traumfrau der Jugend" auch mit über 60 nicht an. "Das war auch ein Glück für mein Medium", scherzt Russwurm. Die goldenen Fernsehzeiten, in denen "das Geld wie abgeschafft war" und es "Gelage nach Sendungen gab – bis zum Schluss, wo man nur Würstel oder gar nichts mehr bekam", sind jedoch vorbei. Das sieht Vera ganz klar, ohne Bitterkeit. "Wie jede andere Sendeanstalt, verliert der ORF massiv an Sehern, vor allem an jungen Leuten, weil sie ins Internet gehen. Fernsehen hat nicht mehr die Relevanz, die es damals hatte. Das ist die Entwicklung und niemandem vorzuwerfen."

"Mir war nie langweilig"

Ob die 63-Jährige weiterhin für ORF-Sondersendungen zur Verfügung stehen wird, wie ihr langjähriger Arbeitgeber verlautbarte, ist allerdings noch offen. "Ich bin seit 45 Jahren dabei und habe den ORF in seiner vollen Größe erlebt. Fernsehen war das große Ding, auch bei Jungen. Man war Gesprächsstoff. Es war eine tolle, wahnsinnige Zeit." Die ORF-Lady interviewte alle – von Königin Rania bis zu Menschen, die vom Schicksal aus der Bahn geworfen wurden. "Mit Menschen reden, die nicht in meinem Umfeld sind, finde ich auch jetzt noch spannend. Es ist meine Leidenschaft, nicht einfach ein Beruf. Mir war keinen einzigen Tag langweilig."

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