Spieletests
"Velone" im Test: Frust-Test für Profi-Puzzler
Rätselfreunde aufgepasst! Mit "Velone" gibt es einen neuen PC-Titel, der sich eher an ein Nischenpublikum richtet und mit kniffligen Aufgaben punktet.
"Velone" für PC ist sicherlich nicht etwas für jeden Spieler, wird aber vor allem Rätsel- und Puzzle-Fans gefallen. Das Game vom deutschen Indie-Entwickler Zar21 und Daedalic Entertainment tauscht Action gegen logisches Denken und Kreativität aus und setzt auf eine recht steile Lernkurve. Die Story ist dabei minimal umgesetzt: Mit smarten und immer komplizierteren Automatisierungs-Systemen sollen Spieler die Energiekrise auf einem fremden Planeten namens "Velone" lösen.
Um das zu erreichen, darf der Spieler in vielen verschiedenen "Blaupausen" Mechanismen platzieren und programmieren, die im Idealfall dann ineinander greifen und funktionieren. Sind die teils sehr komplexen Systeme zusammengesetzt, werden sie zu einer vollautomatischen Maschinerie, die den Spielplaneten versorgt. Multiplayer bietet das Spiel keinen, es handelt sich um einen reinen Singleplayer-Puzzler. Wer "Velone" dabei meistern will, muss viel Zeit zum Lernen beim Zocken einplanen.
Ein Tutorial, das mehr verwirrt als hilft
Logik und lösungsorientiertes Denken sind in "Velone" der Schlüssel zum Erfolg. Wobei man erst einmal die Anfangshürden überwinden muss. Zumindest in der Testversion verwundert zum Game-Start, dass das Spiel Werbungen einblendet, die auf andere Spiele verweisen. Das irritiert bei einem Bezahl-Game immens, zumindest in der Presse-Testversion. Weiter geht es mit einem nicht-überspringbaren Story-Tutorial, das zu Beginn Pflicht ist, später aber nervt, weil es angesehen werden muss.
Wer nun glaubt, die Mechaniken von "Velone" zu kennen, der irrt, denn im Tutorial wird viel der eigenen Interpretation überlassen. Das Tutorial fordert Spieler zwar auf, verschiedene Objekte auf dem Spielbrett zu platzieren, beschreibt aber kaum oder gar nicht, wie man diese entwirft, für was sie gut sind und wie die zusammengesetzten Systeme eigentlich funktionieren sollen. Nach kaum einer Spielanleitung bleibt man wohl so ratlos zurück wie nach dieser in dem neuen Puzzler.
Die Technik ist das größte Problem von "Velone"
Deswegen steht man bereits in den ersten Levels von "Velone" gehörig an und muss herausfinden, dass man sich die Mechaniken, Funktionen und Spielregeln selbst beibringen muss. Dieses wohl größte Manko des Games ist überraschenderweise aber kein Abturner, denn je mehr man sich selbst beibringt und über die Mechaniken lernt, umso mehr Spaß macht das Game auch. Trotzdem müssen wir in Sachen Tutorial sagen, dass dieses dringendst überarbeitet gehört.
In Sachen Technik hapert es in "Velone" aber auch an anderen Stellen. Einige Programmier-Buttons für die verschiedenen Elemente haben nur wenig aussagekräftige Beschreibungen, Details fehlen oftmals komplett. Anfangs, auf die wichtigsten Funktionen beschränkt, ist dabei noch vieles selbsterklärend, je weiter man im Game vorankommt, umso mysteriöser werden die Programmierfunktionen aber. Mehrmals kam es vor, dass wir einfach aufgeben mussten, weil sich und eine Programmierung auch nach mehrmaligem Herumprobieren einfach nicht erschloss.
Wer leicht frustriert wird, ist hier definitiv falsch
Damit macht es "Velone" den Spielern doppelt schwer, die Rätsel zu meistern, denn einerseits muss man nicht nur bekannte Funktionen und Mechanismen zu einem funktionierenden System zusammensetzen, sondern andererseits auch herausfinden, wie die einzelnen Bestandteile eigentlich funktionieren – zumindest zweiteren Aspekt sollte das Game dem Spieler eigentlich abnehmen. Auch, dass jedes einzelne Objekt eines Systems einzeln verschoben werden muss, statt Teile davon koppeln oder sperren zu können, hat mit Komfort nicht wirklich viel zu tun.
Nicht einmal eine automatische Verschiebe-Funktion gibt es, wenn man in einem System ein Bauteil vergessen hat und dieses in die Maschine "hineinziehen" will – auch in diesem Fall muss jedes vorhandene Objekt einzeln per Hand verschoben und neu positioniert werden. Überraschend ist außerdem, dass es bei den teils immens (zeit)aufwändigen Systemen keine manuelle Speicherfunktion vorhanden zu sein scheint und dass selbst ein Wechsel in die Spieleinstellungen dazu führen kann, dass ein Level komplett von vorne begonnen werden muss. Wer leicht frustriert wird, ist bei "Velone" definitiv falsch.
Technische Mängel lenken vom eigentlich guten Gameplay ab
Technisch setzt sich der eher maue Eindruck auch bei Sound und Grafik fort, beides erwartet man in einem 15 bis 20 Jahre alten Spiel, die eher unterdurchschnittliche Qualität wirkt aber in einem modernen Titel eher fehl am Platz. Das wollen wir aber nicht unbedingt als großes Manko zählen, denn sowohl Musik als auch dezente Grafik tragen dazu bei, dass man sich beim Knobeln entspannen kann – Effekt-Gewitter und Bombast-Orchester würden da wohl nur vom Gameplay ablenken. Schade jedenfalls ist, dass die vielen kleinen und großen technischen Mängel vom eigentlich tollen Gameplay ablenken.
So frustrierend "Velone" vor allem wegen seiner Technik ist, so faszinierend ist es auch. Zu überlegen, was die einzelnen Komponenten, die dem Nutzer zur Verfügung stehen, leisten und wie sie in Zusammenhang gebracht werden könnten, ist ein Spaß, in dem man sich für mehrere Stunden verlieren kann und bei dem die Zeit extrem schnell verfliegt. Deswegen dürfen wir abschließend hoffen, dass die Entwickler noch bei der Technik und dem Tutorial nachbessern, um auch jenen Spieler einen spaßigen Puzzler zu bieten, die aktuell aufgrund der Einschränkungen schon am Einstieg scheitern.