Aus für Ausbildung
Vater wütend: "AMS strich Lehrstelle meiner Tochter"
Vor einem Jahr begann Emilia (17) eine Lehre als Garten- und Grünflächengestalterin. Nun hat das AMS die Finanzierung eingestellt.
Vor kurzem erfuhr Heinz G., dass seine 17-jährige Tochter Emilia (Name geändert) ihren Ausbildungsplatz als Garten- und Grünflächengestalterin in der überbetrieblichen Lehrwerkstätte "Verein Grünwerk" in Schwechat (NÖ) verliert.
"Wir haben die Information erhalten, dass die Lehrwerkstätte geschlossen wird. Emilia hat dort erst ein Jahr absolviert. Jetzt stehen wir da", kann es der Niederösterreicher nicht fassen. Die überbetrieblichen Lehrwerkstätten werden vom AMS NÖ und bfi NÖ finanziert. Im Fall von Emilia hätte die Ausbildung drei bis vier Jahre gedauert, am Ende hätte sie eine Lehrabschlussprüfung absolviert.
AMS-Gelder im Jahr 2024
Neun Jugendliche von Ausbildungsstopp betroffen
"Heute" fragte beim AMS NÖ nach, warum die Finanzierung von "Grünwerk" eingestellt wurde: "Nach eingehender Prüfung vor Ort haben das AMS und das bfi NÖ festgestellt, dass in absehbarer Zeit eine gute Ausbildung der jungen Menschen bei 'Grünwerk' aus verschiedenen Gründen nicht sichergestellt werden kann. Für die neun Jugendlichen, die derzeit dort ausgebildet werden, sucht das AMS andere passende Ausbildungsmöglichkeiten", heißt es.
Auch seitens des bfi wird versichert: "Im konkreten Fall wird die Ausbildung nahtlos in überbetrieblichen Lehrgängen fortgeführt. Darüber wurden alle Jugendlichen und Erziehungsberechtigten im Detail informiert. Wir arbeiten sogar intensiv an der Vermittlung auf reguläre Lehrstellen."
„Was nützt eine Lehrstelle, wenn man nur von einem Praktikum in das nächste vermittelt wird?“
Wie es mit Emilia jetzt weitergeht, ist noch offen: "Bis Ende März macht sie ein Praktikum bei einer Firma für Grabpflege am Wiener Zentralfriedhof. Mit viel Glück kann sie ab Anfang April bei den Wiener Gärten anfangen, aber das ist auch nur ein Praktikum und keine Ausbildungsstelle. Was nützt eine Lehrstelle, wenn man nur von einem Praktikum in das nächste vermittelt wird?", fragt sich Heinz G.
Neben Emilia sind auch noch acht weitere Lehrlinge betroffen. Auf "Heute"-Nachfrage erklärt Gregor Suchentrunk von "Grünwerk": "In den letzten zwei Jahren wurden die überbetrieblichen Lehrwerkstättenplätze sehr stark minimiert. Auch wir sind davon betroffen. Letztes Jahr hieß es noch, dass die Jugendlichen ihre Ausbildung bei uns zu Ende machen dürfen. Das ist nun doch nicht der Fall. Ich selbst nehme zwei Lehrlinge in meinen Betrieb auf, die anderen müssen sich nun eine neue Lehrstelle suchen."
145.000 Euro pro Jahr für 15 Lehrlinge
Aus welchen Gründen genau die Finanzierung von "Grünwerk" gestoppt wurde, darauf geht das AMS nicht ein. "Ich habe mit der Firma, die die Lehrwerkstätte betreibt, und auch mit dem dortigen Chef gesprochen. Beide haben mir versichert, dass es aus Kostengründen geschlossen wurde. Mir wurde gesagt, dass sie für 15 Lehrlinge im Jahr 145.000 Euro bekommen haben. Das ist ja wohl genau nichts. Ich finde es einfach eine Frechheit, dass so etwas überhaupt sein kann", ist Heinz G. empört.
Dass die Ausbildungsplätze aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln gestoppt wurden, bestreitet das AMS: "Es gibt keinen allgemeinen Finanzierungsstopp für Lehrwerkstätten. Die Budgetmittel des AMS NÖ für das Lehrwerkstättenprogramm sind ausreichend dotiert. Wenn Lehrwerkstätten nicht fortgeführt werden, liegt es nicht an der Finanzierung. Derartige Entscheidungen werden nicht grundlos getroffen", erklärt AMS-NÖ-Geschäftsführer Michael Jonach.