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"Keine Zeit mehr" – Vater bangt um Sohn in Hamas-Gewalt

Unter den von Hamas-Terroristen verschleppten Menschen befindet sich auch der Auslandsösterreicher Tal Shoham. Sein Vater befürchtet das Schlimmste.

Heute Life
Tal Shoham und seine Familie wurden vermutlich nach Gaza verschleppt.
Tal Shoham und seine Familie wurden vermutlich nach Gaza verschleppt.
privat

Ein gefesselter Mann, der von Terroristen in den Kofferraum eines Wagens gezerrt wird. Er trägt Sportschuhe, Jeans und ein braunes Shirt mit weißen Steifen. "Ein markantes T-Shirt, doch als ich die Aufnahme im Fernsehen sah, war ich mir nicht sicher, ob er es ist", erzählt Gilad Korngold im "Heute"-Telefonat mit gebrochener Stimme. Inzwischen hat er Gewissheit: Sein Sohn wurde von Hamas-Terroristen entführt und nach Gaza gebracht.

Tal Shoham ist einer der drei entführten israelisch-österreichischen Doppelstaatsbürger. Inzwischen wurde bekannt, dass einer von ihnen von den Hamas-Terroristen getötet wurde – mehr dazu hier.

Haus komplett abgefackelt - siehe Video oben

Der 38-jährige Tal lebt mit seiner Frau Adi, seinem achtjähriger Sohn Nave und seine dreijährigen Tochter Yael, die alle drei die israelisch-deutsche Doppelstaatsbürgerschaft haben, eigentlich im Norden Israels. Samstagmorgen, zum Zeitpunkt des Hamas-Überfalls, waren sie zu Besuch bei seinen Schwiegereltern, die ebenfalls israelisch-deutsche Doppelstaatsbürger sind, im Kibbuz Be’eri. Die Gemeinschaft liegt nur etwas mehr als einen Kilometer von der Grenze zum Gazastreifen entfernt.

Gemeinsam mit Adis Tante und deren Tochter suchten sie gegen 6 Uhr zu acht Zuflucht im Schutzraum des Hauses. Dort telefonierte Shoham zum letzten Mal mit seinem Vater, der im Kibbuz Gvulot rund 20 Kilometer entfernt lebt.

"Du hörst, dass sie Leute umgebracht haben, Leute nach Gaza verschleppt haben, aber du weißt nicht, was mit deine Familie passiert ist."

"Ich konnte weder meinen Sohn, noch meine Schwiegertochter Adi erreichen, also rief ich Adis Mutter Shoshan an", so Korngold. "Sie sagte mir, dass Terroristen vor der Tür seien. Mein Sohn sagte, dass er sich gegen die Tür des Schutzraums stemme, damit niemand eindringen kann. Er habe eine Waffe und alles würde wieder gut werden." 25 Minuten später brach der Kontakt ab.

"Wir gingen davon aus, dass sie in Sicherheit sind. Im Schutzraum. Die Armee war auf dem Weg." Doch so war es nicht. Zwei Tage lang wusste Korngold nicht, was mit seiner Familie passiert war. "Die Ungewissheit ist das Schlimmste. Du hörst, dass sie Leute umgebracht haben, Leute nach Gaza verschleppt haben, aber du weißt nicht, was mit deiner Familie passiert ist", kämpft er am anderen Ende des Telefons mit den Tränen.  

Schließlich bekam er von einem Soldaten ein Video zugeschickt, in dem das komplett niedergebrannte Haus zu sehen ist. "Aber sie haben keine Leichen gefunden."

Noch lebt Tal Shoham

In weiterer Folge meldete sich ein Augenzeuge aus dem Kibbuz Be’eri bei Korngold. Tal soll von seiner Familie getrennt worden sein, gefesselt in den Kofferraum eines Wagens gezerrt und nach Gaza gebracht worden sein. Der Mann habe sich mit seiner Frau und seiner Tochter im selben Auto befunden, konnte jedoch mit seiner Tochter fliehen. "Jetzt wusste ich, der Mann in dem Video war tatsächlich Tal und ist vermutlich in Gaza. Tot oder lebendig, das wissen wir nicht." 

"Tot oder lebendig, das wissen wir nicht."

Auch Adis Vater dürfte nach Gaza verschleppt worden sein, davon geht Korngold aus, nachdem auf dessen Mobiltelefon jemand abgehoben hatte, der Arabisch sprach. Hinweise zum Verbleiben seiner Schwiegertochter Adi und seinen Enkelkindern gibt es jedoch nicht. "Nachdem keine Leichen gefunden worden sind, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie alle nach Gaza verschleppt wurden. Oder sie wurden an einem anderen Ort umgebracht."

Die österreichische Botschaft wisse Bescheid, müsste allerdings jetzt handeln. "Wenn jemand sie da herausholen kann, dann der österreichische Staat. Aber man muss jetzt handeln. Es ist keine Zeit mehr. Israel wird Gaza dem Erdboden gleich machen und dann wird niemand, der sich dort befindet, überleben."

Gaza-Streifen: So drangen die Terroristen nach Israel ein
Gaza-Streifen: So drangen die Terroristen nach Israel ein
APA-Grafik / picturedesk.com

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    Nach den Angriffen der Hamas hat Israel bereits "mehr als 500" Hamas-Ziele im Gazastreifen getroffen. 
    Nach den Angriffen der Hamas hat Israel bereits "mehr als 500" Hamas-Ziele im Gazastreifen getroffen.
    MAHMUD HAMS / AFP / picturedesk.com
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