Welt
Vater des Zeugen-Jehovas-Amokläufers warnte Behörden
Einen Monat nach dem furchtbaren Blutbad in Hamburg befasste sich der Innenausschuss mit dem Stand der Ermittlungen.
Am 09. März tötete Philipp F. in Hamburg sieben Menschen und anschließend sich selbst. Mit einer halb automatischen Pistole und großen Mengen an Munition stürmte er die Gemeindeversammlung der Zeugen Jehovas. Der Innenausschuss befasste sich am Donnerstagabend viereinhalb Stunden lang mit dem Stand der Ermittlungen.
"Keine rechtlichen Vorwurf"
Die Polizei und die Innenbehörde sehen weiterhin keinen Fehler bei der Überprüfung des Schützen durch die Waffenbehörde. Der 35-Jährige wurde nach einem anonymen Hinweis wenige Wochen vor der Tat überprüft. Laut Polizei war aber nichts auszusetzen. Laut dem Zwischenbericht der Prüfgruppe "kann man nach jetzigem Stand keinen rechtlichen Vorwurf gegen die Mitarbeiter der Waffenbehörde erheben", sagte Polizeipräsident Hans Martin Meyer.
"Hat nicht ausgereicht"
Selbst wenn man zum Schluss gekommen wäre, ein fachpsychologisches Gutachten anzufordern, hätte F. die Waffe nicht sofort entzogen werden können. Ob die Tat durch ein anderes Vorgehen der Waffenbehörde hätte verhindert werden können, "dann müssen wir mit dem Wissen von heute sagen: wohl nicht", stimmte auch Innensenator Andy Grote zu. Die Überprüfung habe den Standards entsprochen, aber "mit dem Wissen von heute: Das hat nicht ausgereicht." In Zukunft solle derartigen Hinweisen tiefer nachgegangen werden.
Vater wandte sich an Behörden
Bereits 2021 wurde der Sozialpsychiatrische Dienst in Hamburg vom Vater des Amokläufers kontaktiert, er sagte, dass sein Sohn Stimmen höre und sich umbringen wolle. Nach einem Gespräch mit dem Sohn wurden jedoch keine weiteren Maßnahmen für nötig befunden.
Auch Freunde bemerkten Veränderungen
Nachdem F. seine Beziehung 2019 beendete und seinen Job verlor, stellte das Umfeld des 35-Jährigen Verhaltensveränderungen fest, so Jan Hieber, Leiter des Hamburger Landeskriminalamts. F. habe dann selbst Kontakt zu Ärzten aufgenommen, "um seine psychischen Probleme in den Griff zu bekommen" und sei zwischenzeitlich auch in Bayern stationär behandelt worden. Als der 35-Jährige 2021 ankündigte, sich selbst heilen zu wollen, habe der Vater entschieden, den behördlichen Gesundheitsdienst einzuschalten.
Weiterlesen: Coca-Cola produziert Kokain in geheimer Fabrik