"Fashion Against Facism"
"USA" ist für Zalando jetzt ein Nazi-Code
Rechtsextremisten zweckentfremden Modemarken regelmäßig für ihre Propaganda. Auch die Abkürzung USA soll laut Zalando eine Andeutung auf Hitler sein.
Woran denkst du, wenn du das Akronym USA liest? Vermutlich nicht an "Unser seliger Adolf" – ein "Geheimcode" von Winifred Wagner, einer glühenden Verehrerin Adolf Hitlers. Das dürfte aber den wenigsten bekannt sein, die meisten Menschen denken ganz einfach an die Vereinigten Staaten von Amerika.
In Nazi-Kreisen soll Kleidung, auf die USA gedruckt ist, dagegen Konjunktur haben. Aus diesem Grund hat der Online-Händler Zalando nun offenbar reagiert und einen Großteil der USA-Linie aus dem Sortiment genommen. Das berichtet die "Bild". Die Maßnahme ist Teil der Kampagne "Fashion Against Fascism", die im April von Zalando und dem Hamburger Verein "Laut gegen Nazis" ins Leben gerufen wurde.
Nach wie vor USA-Kleidung im Online-Shop
Teil des Projekts ist auch eine Datenbank, bei der bestimmte, potenziell faschistische Wörter und Zahlencodes zusammengefasst werden, derzeit sind dort 200 Einträge verzeichnet. Auch About you, Baur und Bonprix beteiligen sich an dem Projekt. "Nur gemeinsam können wir verhindern, dass Produkte mit fragwürdigen Aufdrucken verbreitet oder verkauft werden", sagt Zalando-Vorstand Pascal Brun. Dennoch hat Zalando bislang nicht alle Kleidungsstücke mit USA aus dem Sortiment genommen, wie ein Blick in den Online-Shop beweist.
Der Verein "Laut gegen Nazis", der die Kampagne mit ins Leben gerufen hat, verteidigte gegenüber "Bild" die Einordnung von USA als tendenziell rechtsextrem: "Es mag bei USA auf den ersten Blick etwas abwegig erscheinen, aber aus der Erfahrung und Recherche wissen wir, dass es nicht das erste Mal ist, dass die rechtsextremistische Szene bestehende Symbole, Kürzel oder gar Marken für ihre Zwecke missbraucht." Es komme eben immer ganz auf den Kontext an, in dem Symbole gebraucht bzw. missbraucht würden.
"Unser seliger Adolf"
Zweifelsohne wurde das Kürzel USA nach dem Zweiten Weltkrieg von Alt-Nazis benutzt, die den Namen ihres "Führers" nicht mehr in der Öffentlichkeit sagen konnten. Winifred Wagner, Schwiegertochter des berühmten Komponisten Richard Wagner, hatte das Gefühl, ihr sei "das Maul verboten worden", wie sie damals sagte. "Ich meine, wir alten Nationalsozialisten haben nach dem Krieg einen neuen Decknamen erfunden. Da man in aller Öffentlichkeit ja nicht über ihn reden konnte, haben wir ihn USA genannt, das heißt auf Deutsch: Unser Seliger Adolf."
Auch noch Jahrzehnte nach dem Ende des Nazi-Regimes blieb Winifred ihrer Linie treu. 1975 sagte sie in einem Interview, das Teil eines Dokumentarfilms wurde: "Wenn der Hitler heute hier zur Tür reinkäme, ich wäre genauso fröhlich und so glücklich, ihn hier zu sehen und zu haben, als wie immer."