"Mache mir in die Hosen"

Unterwäsche-Blitzer: Adele schockiert Fans in München

An den ersten zwei von insgesamt zehn Konzerten im eigens für sie gebauten Stadion lässt die britische Stimmgewalt ihre Fans weinen und lachen.

20 Minuten
Unterwäsche-Blitzer: Adele schockiert Fans in München
Adele singt in München.
IMAGO/Cover-Images

Adeles (36) Stimme bricht. Kurz schluchzt sie. Es ist der emotionale Höhepunkt des ersten von vier Konzertwochenenden.

"Den Song habe ich mit 21 geschrieben, als ich am tiefsten Punkt meines Lebens war. Ich wünschte, ich könnte meinem jüngeren Ich heute sagen: 'Es wird noch viel schlimmer'", scherzt die 36-Jährige gegenüber dem Publikum in München.

"Niere verkauft"

Es ist eine Episode, die zeigt, warum Fans für sie aus Estland, Kolumbien, den Philippinen oder Wales nach Deutschland angereist sind: Adele hat Humor, zeigt ihre Emotionen und weckt Gefühle. Für viele Zuschauer ist es zudem eine einmalige Gelegenheit, den Superstar live zu sehen, denn Auftritte stressen Adele. 2016 spielte sie das letzte Mal in Europa, danach war sie länger in Las Vegas, trat ein paar Mal auf, sagte aber auch Shows aus mentalen Gründen ab. Ende dieses Jahres wird sich die selbsternannte "Stubenhockerin" eine Weile aus der Öffentlichkeit verabschieden.

"Für das Adele-Konzert hätte ich eine meiner Nieren verkauft", erzählte darum Solomon (16) aus Wales eine Stunde vor Einlass ins Stadion. Hinter ihm singen bereits zwei Frauen den Hit "Someone Like You" und halten sich in den Armen.

Fans sehen Adele in Unterwäsche

Auf dem Münchner Messegelände hat sich die Sängerin bis Ende August eingerichtet, ein Stadion mit 80.000 Plätzen bauen lassen und daneben ein Festivalgelände eröffnet, die "Adele World". Die meisten in der Arena können die Sängerin nur dank des 220 Meter langen und 30 Meter hohen Monsterbildschirms sehen.

Dort gesteht Adele dem Publikum mit einem Post: "Bis gleich, ich mache mir vor Nervosität fast in die Hosen!" Kurz darauf verrenken sich Tausende Hälse auf der Suche nach ihr, als sie die ersten Zeilen von "Hello" anstimmt. Dann erzählt sie, dass einige Fans auf den hinteren Plätzen sahen, wie sie sich unter der Bühne umgezogen hat. Sie lacht, wie sie an diesem Abend oft über sich lacht.

Der Superstar lügt

Kurz nach dem Start braucht sie Hilfe mit ihrem blauen Ballkleid – die Schleppe hat sich mit Regenwasser vollgesogen. "Außerdem habe ich den ganzen Tag Lockenwickler getragen und jetzt sehe ich nach wenigen Minuten aus, als käme ich aus der Dusche." Adele spielt mit dem Klischee der Diva.

In bis zu vierfacher Ausführung ist ihr hundertmal vergrößertes Gesicht auf den Bildschirmen zu sehen. Während etwa Taylor Swift (34) dreieinhalb Stunden lang über die Bühne hüpft, wedelt Adele hauptsächlich mit ihren Gelnägeln und wischt sich das Haar aus dem Gesicht. Ihre Show lebt von ihrer Stimmgewalt.

Für eine Runde um die Bühne braucht sie im Spaziergang knapp fünf Minuten. "Zum Glück muss ich nicht tanzen, ich wäre komplett außer Atem", sagt der Superstar. Das ist eine glatte Lüge. Denn für die Momente, in denen sie die Augen schließt, ihre Melancholie etwa zu "Easy On Me" ins Mikrofon schmettert, den Ton hält und hält und hält, nur um zum Ende noch einen Gang höher zu schalten, bräuchte sie eigentlich vier Lungen. Wer im Publikum mitsingt, holt in derselben Zeit dreimal Luft, während auf dem Monsterbildschirm zu sehen ist, wie Adeles Gurgel tanzt.

Publikum und Adele mit Tränen in den Augen

Dann bricht Adeles Stimme. Sie schluchzt. "Ihr wisst, ich bin oft depri – ihr kennt ja meine Musik. Bitte helft mir bei diesem Song." Die Rede ist von "Someone Like You", dem Hit, der Adele mit 21 Jahren zum Star gemacht hat und knapp zwei Milliarden Mal allein bei Spotify abgespielt worden ist.

Die Augen der Zuschauerinnen und Zuschauer füllen sich mit Tränen. Sie fassen sich an die Brust. Pärchen umarmen sich, schauen sich mit geröteten Augen an, singen – und lachen. Irgendetwas fällt in diesem Moment vom Publikum ab. Ein Konzert von Adele fühlt sich an, als hätte man sich ausgeweint: Irgendwie ist danach alles wieder leichter.

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    Palina Rojinski blickt auf den Sommer zurück.
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    Auf den Punkt gebracht

    • Superstar Adele spielt nach acht Jahren erstmals wieder Konzerte in Europa und erzählt, warum sie solche Shows selten geniessen kann
    • In München hat sie sich ein Stadion und ein Festivalgelände bauen lassen
    • Für die 160'000 Menschen, die sie am ersten Wochenende sehen konnten, hatte das Konzert etwas Erleichterndes
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