Sportmix
Unser bestes Olympia-Boot steckte im Suezkanal im Stau
Kein Scherz! Das Olympia-Boot der Seglerinnen Tanja Frank und Lorena Abicht stand im Suezkanal im Stau. Nicht die einzige Hürde vor Tokio.
Heute sind es exakt 100 Tage bis zu den Olympischen Spielen in Tokio. Falls sie mit 364 Tagen Verspätung tatsächlich ab 23. Juli auch steigen. 72 Prozent der Japaner sprechen sich laut einer aktuellen Umfrage von "Kyodo News" für eine Absage des Ringe-Spektakels aus. Die Menschen in Japan fürchten, dass Tausende Athleten, Betreuer und Offizielle für eine neue Corona-Welle im Land sorgen.
100 Tage bis Olympia, 100 Prozent Einsatz
Solche Szenarien und Prognosen blendet Tanja Frank aus. "In meinem Kopf gibt es nur die Option, dass Olympia stattfindet. Sonst könnte ich in der Vorbereitung nicht 100 Prozent geben", sagt die Seglerin im "Heute"-Gespräch. 2016 in Rio de Janeiro rettete Frank die rot-weiß-rote Ehre. Sie holte mit Partner Tom Zajac am letzten Drücker noch Bronze – Österreichs einzige Medaille bei 302 (!) Wettbewerben.
Die Wienerin mit dem Mathematik-IQ von 158 will in Japan wieder zuschlagen. Frank, die jetzt mit Lorena Abicht ein Duo bildet und bei der WM 2018 in Aarhus (DÄN) Silber gewann, holt sich diese Woche noch in Österreich den Form-Feinschliff. "Ein letzter Fitness-Block am Neusiedler See, dann steht ein Monat Training am Wasser in Lanzarote auf dem Programm.“
„"Bis zum Olympia-Start ist das Boot sicher in Japan angekommen"“
Kein Schmäh! Ihr 49erFX-Boot steckte zuletzt im Suezkanal im Stau, als das Frachtschiff "Evergreen" dort den Seeweg verstopfte. Teile ihres Bootes waren in einem Container verladen, das auf einem Frachter einige Tage nicht vorwärts kam, auf der Wasser-Autobahn in Richtung fernen Osten. "Bis zum Olympia-Start ist es sicher in Japan angekommen", grinst Frank im "Heute"-Gespräch. "Mast und Segel waren nicht im Container. Wir trainieren aktuell in unserem Ersatzboot."
„"Wir rechnen mit hohen Wellen vor Enoshima - das liegt uns eigentlich"“
Weil das olympische Segelrevier vor Enoshima bis zumindest Juli für alle Athleten gesperrt ist, suchen alle Segler und Seglerinnen weltweit die perfekte Kopie der dortigen Wasser- und Windbedingungen. Die Wetterdaten von mehreren Jahren wertete Frank mit der Meteorologin ihres Vertrauens aus. "Wir entschieden uns für Lanzarote. Bei Olympia wird viel von der Großwetterlage und Taifuns in der Nähe abhängen. Wir rechnen mit hohen Wellen. Das liegt uns eigentlich. Für Starkwind fehlt uns etwas die Erfahrung.“
Eine Regatta in 13 Monaten
Nur eine Regatta segelte das Duo in den 13 Monaten seit Pandemie-Beginn. In Lanzarote gab es zwar einen Tagessieg, am Ende aber Platz 15. im Gesamtklassement. Frank fühlt sich im Corona-Alltag als Sportlerin in einer "glücklichen Position". "Wir dürfen reisen, in der Kraftkammer und am Wasser trainieren." Nachsatz: "Aber natürlich ist das Leben als Sportlerin mühsamer geworden."
Von ihrer Konkurrenz im Kampf um eine Medaille weiß Frank so gut wie nichts. "Außer was sie auf Social Media posten. Die Australier und Neuseeländer durften seit Corona ihre Heimat gar nicht verlassen." Auch beim einzigen Wettkampf gab es kaum Kontakt zu den anderen Teams. "Man trifft sich nicht wie früher. Jeder achtete nach den Wettfahrten auf Abstand."
100 Tage also noch bis zum Tag X. Geimpft ist Frank wie die andere rot-weiß-roten Medaillen-Hoffnungen noch nicht. Sie hofft auf den Piks. "Sonst könnte der Traum Olympia für mich noch platzen." Nach "Heute"-Infos sollen die Olympioniken ab 2. Mai vom Bundesheer geimpft werden – falls genügend Impfstoff vorhanden ist und die Risikogruppen bis dahin versorgt wurden. "Anfang Mai wäre voll okay für mich", hofft Frank.