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UNO-Gericht entscheidet: Kein Meer für Bolivien
Enttäuschung in Bolivien: Der Internationale Gerichtshof erteilte der Forderung nach dem vor 114 Jahren verlorenen Meereszugang eine Absage. Chile freut's.
Seit 40 Jahren haben die südamerikanischen Staaten Bolivien und Chile keine direkten diplomatischen Beziehungen. Der Grund dafür liegt noch viel weiter zurück – nämlich im Jahr 1879.
Damals begann der sogenannte Salpeterkrieg (1879 bis 1884) zwischen den beiden Staaten mit einer Niederlage Boliviens und dessen Verbündeten Peru. Chile besetzte damals unter anderem einen rund 400 Kilometer langen Küstenstreifen Boliviens in der Atacama-Wüste. Seit dem Friedensvertrag von 1904 gehört dieser auch offiziell zu Chile, Bolivien ist seitdem ein Binnenstaat ohne direkten Zugang zum Meer.
"Vertrag erfolgte unter militärischem Zwang"
Doch Boliviens Regierung drängt immer wieder darauf, dass der Vertrag nichtig sei, da er zum einen unter militärischer Gewaltandrohung erfolgte und Chile sich nicht an die Vereinbarung, Bolivien einen Pazifikhafen samt Landverbindung zur Verfügung zu stellen, hielt. Deshalb will man in Bolivien ein neues Abkommen aushandeln.
Das umstrittene Gebiet
Dennoch werden rund 70 Prozent der bolivianischen Exporte über chilenische Häfen verschifft. Seit 1913 ist die Hafenstadt Arica zu diesem Zweck per Eisenbahnlinie mit Boliviens Regierungssitz La Paz verbunden. Deshalb will man in Chile auch nichts von Neuverhandlungen wissen.
Bolivien wollte Gespräche über Klage erzwingen
Über eine Klage beim Internationale Gerichtshof (IGH), dem höchsten Justizorgan der UNO, wollte Bolivien seinen Nachbarstaat dazu verpflichten, zumindest Gespräche zu führen. Doch dem erteilte der IGH am Montag eine deutliche Absage.
Chile sei rechtlich nicht verpflichtet, Verhandlungen mit Bolivien über einen Zugang zum Pazifik zu führen, erklärte Richter Abdulqawi Ahmed Yusuf am Montag in Den Haag. Das wurde mit zwölf zu drei Stimmen entschieden.
Jahrzehnte des Ressentiments
Der Verlust des Küstenstreifens ist für Bolivien seit über 100 Jahren eine "offene Wunde", die Beziehungen zu Chile sind dementsprechend frostig. Bolivien unterhält keine direkten diplomatischen Beziehungen zum Nachbarland. Der bolivianische Präsident Evo Morales will vor allem einen direkten Weg zum Meer um bolivianisches Erdgas zu exportieren, eine Pipeline durch chilenisches Gebiet lehnt er strikt ab.
Auch wenn das Verhältnis zwischen den beiden Staaten in den vergangenen Jahren entspannter und freundschaftlicher wurde, sitzt der nationalistische Revanchismus nach wie vor tief. Und so will Bolivien auch weiterhin mit 1.800 Mann die weltweit größte Marine eines Binnenstaates unterhalten – für den unendlich fernen Tag an dem Bolivien dann endlich auch wieder einen Pazifik-Hafen haben soll. (red)