Wienerin schlägt Wellen

Unisex-Umkleiden im Hallenbad: "Das geht gar nicht!"

Im Theresienbad müssen sich Frauen im Männerbereich umziehen. Das stößt nicht bei allen Besucherinnen auf Verständnis.

Wien Heute
Unisex-Umkleiden im Hallenbad: "Das geht gar nicht!"
Lisi K. (70) will ein eigenes Frauenabteil mit Kästchen im Theresienbad – doch es gibt nur Unisex-Umkleiden.
Sabine Hertel

Lisi K. (Name geändert) ist eine regelmäßige Schwimmerin, besitzt sogar eine Halbjahreskarte. Wenn die Wienerin auf ihr derzeitiges "Lieblingsbad" angesprochen wird, gehen bei der 70-jährigen Pensionistin allerdings die Wogen hoch. Denn im Theresienbad (Meidling) gibt es Unisex-Umkleidebereiche.

"Früher gab es getrennte Bereiche – links ging es zu den Frauen, rechts zu den Männern. Jetzt ist nur noch der Männerbereich geöffnet. Man hat mir nicht erklärt, warum die Frauenkästchen nicht zugänglich sind. Ich muss durch den ganzen Männerbereich gehen, im hinteren Teil sind dann Kästchen für Frauen. Ich verstehe nicht, warum sich Frauen dort umziehen müssen. Außerdem spazieren oft Männer rein, mit der Begründung, dass sie dort arbeiten müssen", ist Lisi K. aufgebracht.

Ich brauche und will meine Intimsphäre. Ich will mich auch nicht verstecken müssen und habe das Recht auf meinen Raum
Lisi K.
will ein eigenes Frauenabteil im Theresienbad

Anfang August kam es zudem zu einem unangenehmen Vorfall im Bad: "Ein Mann kam in meine Nähe, ich fragte ihn, was er da macht. Er sagte, dass das Kästchen da ihm gehört und ich mich nicht aufregen soll. Er ist mir dann bis zu meinem Kästchen nachgelaufen. Wir haben gestritten, dann ist er endlich weg", berichtet die 70-Jährige.

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    Für die Pensionistin sind die Unisex-Bereiche ein untragbarer Zustand: "Das geht gar nicht, das ist nicht ok. Für mich sind die Umkleidekabinen einfach zu eng, daher ziehe ich mich beim Kästchen um. Ich brauche und will daher meine Intimsphäre. Ich will mich auch nicht verstecken müssen und habe das Recht auf meinen Raum. Ich bin der Meinung, dass ein Frauenabteil mit Kästchen zu meinen Grundrechten als Besucherin eines städtischen Bads gehört. Die Preise sind hoch genug", so Lisi K.

    Pensionistin soll ins Amalienbad ausweichen

    Da die 70-Jährige im 3. Bezirk wohnt, wurde ihr geraten, auf ein anderes Bad auszuweichen: "Das Simmeringer Bad wird derzeit leider gerade renoviert. Mit wurde gesagt, wenn es mir nicht passt, dann soll ich ins Amalienbad gehen. Dort gehe ich aber nicht hin: Erstens, weil ich mich am Reumannplatz nicht sicher fühle. Und zweitens, weil dort sehr viele ausländische Badegäste sind, und ich mich ganz sicher nicht verhülle oder in einen Burkini zwänge", meint die Wienerin.

    "Heute" fragte bei den Wiener Bädern (MA 44) nach, was es mit den Unisex-Umkleiden im Theresienbad auf sich hat. "Es gibt dort seit drei Jahren keine getrennten Damen- und Herrenumkleiden mehr, sondern nur mehr Unisex-Umkleiden. Das ist auch entsprechend beschildert. Dies entspricht dem gängigen Standard und kommt bei Neubauten oder Umbauten zur Anwendung. Für den Wechsel der Straßen/Badekleidung stehen ausrechend Kabinen zur Verfügung", erklärt ein Sprecher der MA 44. Bisher hätte es dazu ein bis zwei Beschwerden gegeben.

    Vorfall mit männlichem Badegast

    Zu dem Vorfall mit Lisi K. und dem Mann meint der Sprecher: "Der angesprochene Badegast hat ein Saisonkästchen in der Näher der von der Dame ausgewählten Umkleide. Er gibt an, dass er von ihr (ohne jegliches Verschulden) solange verbal angegriffen wurde, bis er sich verbal zur Wehr gesetzt hat."

    Auf den Punkt gebracht

    • Im Theresienbad in Wien sorgen Unisex-Umkleiden für Unmut bei den Besucherinnen, insbesondere bei einer 70-jährigen Frau, die sich über den Mangel an Privatsphäre und unangenehme Vorfälle beschwert
    • Die Wiener Bäder verteidigen die Unisex-Umkleiden und behaupten, dass dies dem gängigen Standard entspricht und nur wenige Beschwerden eingegangen sind
    red
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