Wetter

"Ungewöhnlich" – Österreich droht Wetter-Achterbahn

Eine markante Blocking-Lage führt in den kommenden Tagen zu einer ungewöhnlichen Wetterlage mit einem "Azorentief" und einem "Islandhoch".

Leo Stempfl
Prognose der Temperaturanomalien (rot = zu mild, blau = zu kalt) für die kommende Woche.
Prognose der Temperaturanomalien (rot = zu mild, blau = zu kalt) für die kommende Woche.
ECMWF via uwz.at

Im Nordatlantik sind die Azoren für hohen Luftdruck, die Region um Island dagegen für Tiefs bekannt. Diese Zweiteilung kann vor allem im Winter besonders ausgeprägt sein und für äußerst stürmische, aber auch relativ milde Verhältnisse über Mitteleuropa sorgen. Um die Beziehung zwischen Islandtief und Azorenhoch mathematisch zu beschreiben, wurde der sogenannte NAO-Index eingeführt (NAO = North Atlantic Oscillation = Nordatlantische Oszillation), erklärt die UBIMET-Unwetterzentrale.

Die aktuelle Lage, also mit den herkömmlichen Hauptdarstellern – Islandtief und Azorenhoch – sorgt für einen positiven NAO-Index. Wenn die Druckverteilung im Nordatlantik hingegen auf den Kopf gestellt wird, redet man von einem negativen NAO-Index. Letzteres ist in der Nacht auf Samstag passiert. Im hohen Norden gab es einen starken Druckanstieg, die Tiefs wurden in Richtung Süden verschoben.

Polarluft

Ab dem Wochenende haben wir es somit mit einem stark negativen NAO-Index zu tun. Dies bedeutet normalerweise, dass kontinentale, trockene Kaltluft an der Südostflanke des "Islandhochs" von Russland in Richtung Britischen Inseln versetzt wird. Die Tiefdrucktätigkeit im Mittelmeerraum und im Südwesten Europas wird durch die einfließende Kaltluft gefördert, was wiederum in diesen Regionen zu Starkniederschlägen führt.

In der Regel entsteht somit eine Luftmassengrenze (LMG) quer über Europa, die sehr kalte Polarluft von deutlich milderer Luft subtropischen Ursprungs trennt. Oft liegt diese Luftmassengrenze im Bereich der Alpen, wobei ihre genaue Position für die Witterung in Österreich (mild und unbeständig VS kalt und schneereich) entscheidend ist.

Grenze genau über Österreich

Wie sieht es also aus mit dem Wetter in den kommenden Tagen? Nun, die Prognose des NAO-Index ist klar: Bis Mitte Dezember werden wir wohl mit einem negativen NAO-Index zu tun haben. Die Luftmassengrenze wird sich also über mehrere Tage hinweg fortsetzten und die atlantische Störungen werden einer südlicheren Bahn folgen. Erst nach dem 3. Advent rechnen die mittelfristigen Modelle mit einem allmählich wieder neutralen NAO-Index.

Laut der meisten, probabilistischen Prognosen würde die Luftmassengrenze (LMG) in den kommenden Tagen häufig genau quer über Österreich liegen. Eine rasche Abwechslung von atlantischen Frontensystemen wäre also die Folge. Was das bedeutet? Windiges und unbeständiges Wetter mit Temperaturachterbahn und Schnee meist nur in mittleren Lagen.

In tieferen Lagen ist es nur kurzzeitig winterlich. Erst zur Weihnachtszeit hin könnte sich diese festgefahrene Wetterlage lösen, in welche Richtung ist aber noch unklar. Die Neigung zu Blocking-Lagen, mit einfließender kontinentaler Kaltluft über Mitteleuropa, sollte aber im heurigen Winter begünstigt sein, wie in unserer Winter-Tendenz bereits analysiert.

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    Schneefall in der Wiener Innenstadt am 2. Dezember 2022.
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