Wien

Unfreundliche Stadt? – Hier gibts sogar "gratis" Kuchen

Verlängerung für ein erfolgreiches Pilotprojekt: Bei der Vollpension wird für den nächsten Gast bezahlt – sozusagen ein "Kreislauf der Großzügigkeit". 

Heute Redaktion
Die Vollpension verlängert das Konzept "Gifting Forward" am Standort Johannesgasse noch bis Ende Juli.
Die Vollpension verlängert das Konzept "Gifting Forward" am Standort Johannesgasse noch bis Ende Juli.
Vollpension/Manuel Gruber

Man wolle am "Ruf der Stadt" arbeiten und eine "ambitionierte Oma-Offensive" starten, heißt es in einer Aussendung des Unternehmens – mit einer Prise Humor. Ende Juni startete das Generationencafé Vollpension in der Johannesgasse (City) mit dem Projekt "Gifting Forward". Das Konzept: Gäste kommen ins Café, konsumieren und erhalten eine Rechnung mit der Summe Null. Denn die Rechnung wurde bereits von Gästen zuvor bezahlt.

"Schaut's ned so zwider, uns geht's gut"

Die Senioren hätten sich einem "hochgesteckten, doch nicht unerreichbaren" Ziel verpflichtet: Wien zur weltweit liebenswertesten Stadt zu machen, heißt es. Mit dem Großzügigkeits-Experiment "Gifting Forward" startet eine erste von mehreren Aktionen, um der Stadt ein neues Gesicht zu geben. "Schaut’s net so zwider, uns geht’s doch eh so gut. Das muss ich immer mal wieder meinem Umfeld sagen, denn es stimmt! Was haben wir denn zum Sudern? Mit dem Projekt und weiteren möchten wir der Welt zeigen, dass wir sehr wohl ein großes Herz besitzen und freundlich sind. Nur manchmal tun wir uns halt schwer, es zu zeigen", so Frau Marianne, eine der Vollpension-Senioren. "Die nächsten Wochen und Monate wollen wir gemeinsam mit unseren Senioren eine Offensive für eine positivere Stimmung starten, die zahlreiche Aktionen umfasst", erklärt Moriz Piffl-Percevic, Mitgründer der Vollpension.

Minus von bis zu zehn Prozent

"Im Moment ist es so, dass die emotionale Bilanz sagt, es zahlt sich zu 100 Prozent aus - die Mitarbeiter lieben es, die allermeisten Gäste auch. Die finanzielle Bilanz weist allerdings noch ein Minus von fünf bis zehn Prozent auf. Nach den ersten zwei Wochen sehen wir, dass einige Gäste weit mehr bezahlen, als sie selbst genossen haben. Viele zahlen in etwa gleich oder etwas weniger als der Preis auf der normalen Karte wäre, und ganz wenige gar nichts. Insgesamt ergibt sich so ein geringes Minus gegenüber einer vergleichbaren Konsumation mit einer regulären Karte, der positive Effekt, den das Experiment auf die Menschen hat, ist aber weit größer als unser Verlust", zieht Piffl-Percevic eine erste Bilanz.

Insgesamt seien die Rückmeldungen der Gäste auf das Experiment überwiegend positiv: "Um das emotionale Erlebnis noch mehr zu verstärken, haben unsere Besucher ab sofort die Möglichkeit, nachfolgenden Gästen eine persönliche Nachricht zu hinterlassen. Wo bekommt man heutzutage schon eine herzliche Botschaft von einer fremden Person, die noch dazu das Essen für dich bezahlt hat - das macht schon etwas mit einem. Und wie fühlt es sich für einen selbst an, großzügig zu sein und dem nächsten etwas Gutes zu tun", so Piffl-Percevic.

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