Wien

"Unerträglich!": Wiener Kinderpsychiater schlagen Alarm

Elf Kinder- und Jugendpsychiater in der Klinik Hietzing unterzeichneten eine "Gefährdungsanzeige". Sie fürchten um die Versorgung der Kinder.

Heute Redaktion
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Die psychische Belastungen durch die Corona-Pandemie sorgt für eine weitere Verschärfung der ohnehin angespannten Situation in Wiens Kinder- und Jugendpsychiatrien.
Die psychische Belastungen durch die Corona-Pandemie sorgt für eine weitere Verschärfung der ohnehin angespannten Situation in Wiens Kinder- und Jugendpsychiatrien.
Getty Images/iStockphoto

Um die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung in Spitälern und auch im niedergelassenen Bereich ist es seit Jahren schlecht bestellt. Mittlerweile ist bei der Stadt zwar ein Problembewusstsein da, es passiert aber immer noch zu wenig. Corona und die damit einhergehende psychische Belastung der Kinder und Jugendlichen verschärft diese Situation noch weiter. Wie stark, zeigt nun ein Hilferuf von elf Kinder- und Jugendpsychiatern der Klinik Hietzing.

Ärzte warnen vor "Behandlungsfehlern und Mängel in der Patientenversorgung"

"Wir können die Verantwortung für möglicherweise auftretende Behandlungsfehler und Mängel in der Patientenversorgung nicht länger tragen", heißt es in einer "Gefährdungsanzeige" an den Wiener Gesundheitsverbund. Darin weisen die elf unterzeichnenden Ärzte auf ärztlichen Personalmangel bei gleichzeitig hin. Die Situation sei "schier unerträglich". Erschwerend komme hinzu, dass sich das Patientenaufkommen "massiv erhöht" habe. Mit den bestehenden Ressourcen sei das nicht mehr bewältigbar, warnen die Ärzte. "Wir wollen uns nicht länger in Situationen bringen lassen, die letztendlich für alle Beteiligten fahrlässig sind", so die Mediziner.

Sie hätten bereits im Juli 2021 auf die Probleme hingewiesen, erhoffte Verbesserungen hätten aber nicht stattgefunden: "Wie befürchtet, kam es zu weiteren Kündigungen von Fachärzten. Es ist absehbar, dass weitere folgen werden, da sich die Situation für die Verbleibenden als schier unerträglich abzeichnet", heißt es in dem Brief an den Spitalsträger.

"Gefährdungsanzeige" auch in Klinik Floridsdorf

Auch in der neuen Klinik Floridsdorf zeichnet sich ein ähnliches Bild. In der kinder- und jugendpsychiatrische Abteilung sind fast drei Jahre nach Eröffnung immer noch nicht alle Facharzt-Stellen besetzt, meldet der "Kurier". Auch die hier tätigen Mediziner hatten sich bereits mit einer "Gefährungsanzeige" an den Wiener Gesundheitsverbund gewandt.

Dort kenne man die Probleme. Eine Sprecherin zum "Kurier": "Psychiatrische Fachärzte sind Mangelware – nicht nur im Gesundheitsverbund, sondern in ganz Österreich.“. In Hietzing habe man zur Entlastung zusätzliche Dienstposten in den Bereichen Pädiatrie, Allgemeinmedizin und klinischen Psychologie geschaffen, heißt es vom Gesundheitsverbund. Weiters seien Dienstposten für Psychologen und Pädagogen geschaffen worden. In der Klinik Floridsdorf habe eine zusätzliche 14-Betten Abteilung für Jugendliche und junge Erwachsene eröffnet.

ÖVP: "Wie viele Hilferufe braucht es noch?"

"Die Stadt Wien muss eine adäquate kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung endlich sicherstellen. Die Kapazitäten müssen ausgebaut und die Personalressourcen erhöht werden. Wie viele Hilferufe braucht es noch, bis man hier endlich tätig wird?", so ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec. Die ÖVP warne seit weit über zehn Jahren, nachhaltige Maßnahmen seien jedoch unterlassen worden. "Diese eklatanten Engpässe dürfen nicht länger hingenommen werden. Der Gesundheitsstadtrat muss sich endlich seiner Verantwortung bewusst werden und die notwendigen Schritte in die Wege leiten“, so Korosec.

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