Szene

Und dann schreit mir Nitsch ins Ohr: „Rot, Rot, Rot!“

Hermann Nitsch mag es nicht, wenn man ihn als "Genie" bezeichnet. Aber die neue Ausstellung des 83-Jährigen ist zumindest schwerst beeindruckend!  

Amra Duric
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Nitsch in der Nitsch Foundation
Nitsch in der Nitsch Foundation
Helmut Graf

Im Sommer wurde gemalt, nun gibt es die Resultate zu sehen: Im Nitsch Museum in Mistelbach (NÖ) werden ab dem Sonntag, 10. Oktober die Resultate der Malaktion, die Hermann Nitsch bei den Bayreuther Festspielen in Bayern zu Wagners „Walküre“ gestaltete, gezeigt. „Ich habe zehn Assistenten mitgehabt. Sie haben von mir Anweisungen bekommen, welche Farben sie verwenden und wie sie malen, spritzen oder schmieren sollen“, so der Künstler im Gespräch mit „Heute“.

Eine, die diese Weisungen befolgte, ist Michaela Hetzel. Die 36-jährige stand bei der Malaktion auf der Bühne. „Durch die Proben kennt man die ungefähre Farbdramaturgie. Aber in welche Richtung sich das Schüttbild genau entwickelt, weiß man erst bei der Malaktion. Nitsch gibt über Funkgeräte die Anweisungen. Da kommen dann Kommandos wie ‚Jetzt über diesen grünen Streifen diese Farbe‘ oder Nitsch schreit plötzlich durch das Mikrofon ‚Rot, Rot, Rot!‘“.

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    Helmut Nitsch 2021
    Helmut Nitsch 2021
    Helmut Graf

    Malen durften Assistenten, die schon viele Jahre mit dem 83-Jährigen zusammenarbeiten. Nitsch dirigierte seine lebenden Farbpinsel zu den Klängen von Richard Wagners „Walküre“ von einem Regiestuhl aus. Am Ende gab es Jubel, aber auch Buhrufe. Nitsch selbst ist mit dem Resultat mehr als zufrieden. „Ich war in der glücklichen Situation, dass es sogar besser geworden ist, als ich es mir vorgestellt habe.“

    "Wenn man schüttet, hat man kaum Zeit..."

    Wie es tatsächlich geworden ist, kann man sich nun im Museum ansehen. Darauf freut sich auch Hetzel: „Wenn man schüttet, hat man kaum Zeit, sich die Werke anzusehen.“ Für den Aktionskünstler hingegen, der kommendes Jahr sein letztes 6-Tage-Spiel veranstalten möchte, sind die Resultate zwar „schön und wichtig“, aber „die Erinnerung an die Malaktion ist eigentlich das Bleibende.“

    BAYREUTH WALKÜRE von Hermann Nitsch 
    10. Oktober 2021 bis 4. September 2022
    Nitsch Museum, Waldstraße 44-46, 2130 Mistelbach
    Alle weiteren Infos zur Ausstellung, der Anreise und den Tickets gibt es hier