Oberösterreich

Umstrittene Gasbohrungen – jetzt ist Brief aufgetaucht

Die umstrittene Gasförderung in einem Naturschutzgebiet sorgt erneut für Ärger. Jetzt haben Aktivisten einen Protest-Brief an den Bund geschickt.

Johannes Rausch
Könnte bald von Erdgasbohrungen betroffen sein: die beschauliche Landschaft in Jaidhaus.
Könnte bald von Erdgasbohrungen betroffen sein: die beschauliche Landschaft in Jaidhaus.
privat, ÖBf/Christoph Panzer

Die Stimmung ist noch immer aufgeheizt. Zur Erinnerung: Unter der Gemeinde Molln (Bez. Kirchdorf) soll sich eine riesige Menge an Erdgas befinden, vermutet werden bis zu 22 Milliarden Kubikmeter. Mit diesem Vorkommen könnte Österreich angeblich drei Jahre lang mit Gas versorgt werden. Viele besorgte Anrainer bemängeln diesen Plan, sogar eine Bürgerinitiative wurde gegründet.

Vor allem die geografische Lage ist heikel: Direkt neben der beabsichtigten Stelle der Bohrungen befindet sich der Nationalpark Kalkalpen, der zum Unesco-Weltnaturerbe zählt. Laut dem australischen Energie-Unternehmen ADX Energy Ltd sei das Naturschutz-Gebiet von möglichen Gasbohrungen aber nicht betroffen.

Vergangene Woche wurde bekannt, dass das betroffene Unternehmen beim Finanzministerium bereits einen Antrag auf erste Bohrungen eingebracht haben soll. Weiterhin sorgt die Idee in dem 3.600-Einwohner-Ort für viel Unverständnis unter den Einwohnern. Jetzt äußert sich der Protest in schriftlicher Form.

In einem offenen Brief an die Bundesregierung machen Greenpeace, Fridays for Future und die lokale Bürgerinitiative Pro-Natur Steyrtal nun gemeinsam ihrem Unmut Luft. Konkret fordern die Verfasser ein Gesetz, das neue Öl- und Gas-Aufsuchungsprojekte untersagt.

"Enorme Umweltzerstörung"

"Für kurzfristige Gas-Profitträume der ADX in Molln wird eine enorme Umweltzerstörung in Kauf genommen", schreibt Christian Hatzenbichler von Pro-Natur Steyrtal. "Für die Probebohrungen müssen schwere Maschinen durch die Landschaft brettern. "Dies führt zu einer Lärm- und Schadstoffbelastung des sensiblen Ökosystems, aber auch der Mollner Bevölkerung." so Hatzenbichler fordert die Regierung auf, "diesem massiven Eingriff in Molln eine Absage zu erteilen".

"Die Wälder und Wiesen sind Heimat für Luchs, Weißrückenspecht und viele andere seltene Tiere und Pflanzen." Anrainer Christian Hatzenbichler

Einmal mehr verweist der Anrainer auf die unmittelbare Nähe zum Naturschutzgebiet und Nationalpark: "Die dortigen Wälder und Wiesen sind Heimat für Luchs, Weißrückenspecht und viele andere seltene Tiere und Pflanzen."

Suche nach Gas "hochspekulativ"

"Die Suche nach fossilem Gas ist hochspekulativ, dauert Jahre und torpediert Österreichs Klimaschutzversprechen", lautet die Kritik von Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace.

Und weiter: "Die Regierung ist gefordert, ein Gesetz zu verankern, das mit sofortiger Wirkung allen neuen Öl- und Gasaufsuchungsprojekten einen Stopp erteilt." Österreich könne sich an Frankreich ein Beispiel nehmen, wo ein ähnliches Gesetz 2018 eingeführt worden ist.

Die Gasförderung sei "nicht nachvollziehbar" und "bedroht unsere Zukunft", schließt sich Elisabeth Steiner von Fridays for Future der Kritik im Brief an. "Um die globale Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssen wir jetzt in erneuerbare Energien investieren, statt an fossilen Träumereien festzuhalten." 

Umweltanwalt kritisiert Ministerium

Für die Gasbohrungen ist die dem Finanzministerium unterstellte Montanbehörde West zuständig. Martin Donat, Umweltanwalt des Landes Oberösterreich, kritisiert gegenüber der "Kronen Zeitung" das Ministerium: Österreich soll das Gasvorkommen als strategische Reserve behalten.

"Was man aber wirklich machen wird: Das Finanzministerium wird es verkaufen. Dann wird die Republik Erdgas von anderen Ländern zukaufen, um teures Geld einlagern und das ganze als Heldentat verkaufen", so Donat.

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    21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
    REUTERS
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