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Ukrainische TikTokerin kehrt in den Krieg zurück

Mit Videos aus dem Schutzbunker wurde Valeria Shashenok weltbekannt. Die Studentin flüchtete nach Italien. Nun kehrt sie in die Ukraine zurück.

Amra Duric
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Valeria Shashenok flüchtete aus dem Ukraine-Krieg nach Italien. Nun will sie wieder zu ihren Eltern in die Ukraine zurückkehren.
Valeria Shashenok flüchtete aus dem Ukraine-Krieg nach Italien. Nun will sie wieder zu ihren Eltern in die Ukraine zurückkehren.
Valeria Shashenok

Als die Angriffe auf die Ukraine am 24. Februar 2022 begannen, dokumentierte Valeria Shashenok die erschütternden Ereignisse, die der Krieg mit sich bringt, mit Humor auf ihrem TikTok-Account. Mittlerweile hat die 20-Jährige auf ihrem Kanal über eine Million Follower.

Shashenok floh mit dem Zug nach Polen, dann mit dem Bus nach Berlin und schließlich nach Italien. Heute will sie wieder zu ihren Eltern in die Ukraine zurückkehren. Über das Erlebte spricht die Studentin nicht nur auf TikTok, sondern auch in ihrem neuen Buch "24. Februar... und der Himmel war nicht mehr blau".

Auszug aus dem Buch von Valeria Shashenok

Es war der 24. Februar, als Putin einmarschiert ist. Der Himmel war grau. Und nur Minuten später begannen die Explosionen in Kiew. Ich habe noch schnell gefrühstückt und bin dann schnell raus, um zu sehen, was auf den Straßen los ist. War ich denn naiv, zu glauben, dass mich Normalität erwarten würde? Überall gab es schon lange Schlangen, die Leute standen bei Geldautomaten an. Und was machte mein Vater, als der Krieg begann?

Bild von einem zerbombten Haus in der Ukraine.
Bild von einem zerbombten Haus in der Ukraine.
Valeria Shashenok

Er ging raus und kaufte als Erstes Benzin. Ich habe ukrainische Soldaten so lange gefilmt, bis sie zu mir kamen und mich aufforderten, die Videos und Fotos sofort zu löschen. Ich hatte ohnehin nur mit dem Handy gefilmt, weil ich meine teure Kamera nicht riskieren wollte, die brauchte ich ja für meine Arbeit. Und trotz allem dachte ich noch immer nicht, dass es Krieg geben würde, dass der Krieg tatsächlich anfangen würde. Alle sprachen darüber, wann er losgehen würde.

Ich hatte einen Freund, der schon in den Osten geflohen war, der sagte, dass er eines Tages beginnen würde. Aber es schien noch so, als ob alle noch immer nur über den Kriegsbeginn reden würden, aber es niemand wirklich glauben konnte – oder wollte.

Das Buch von Valeria Shashenok ist ab jetzt im Handel erhältlich.
Das Buch von Valeria Shashenok ist ab jetzt im Handel erhältlich.
Story one

Ich blieb 17 lange Tage im Bombenschutzkeller, aber wir hatten bis jetzt überlebt. Um uns herum, nördlich von Kiew, wurde heftig gekämpft, die Russen drohten, Zivilisten, die fliehen wollten, mit Flugzeugen und Raketen anzugreifen. Es war der Tag, an dem das Hotel Ukraina in Tschernihiw zerstört wurde. Es gab keinen Strom mehr, die Menschen begannen ihre Handys an öffentlichen Steckdosen auf den Straßen aufzuladen, wobei es ohnehin kein Telefonnetz mehr gab.

Es war so schlimm, dass ich beschloss, Tschernihiw schnellstmöglich zu verlassen und zu fliehen. Ich überlegte, ob ich den Bus nach Kiew nehmen sollte, denn zivile Autos wurden von russischen Soldaten beschossen. Dann bot mir ein Ehepaar an, mich in ihrem Auto mitzunehmen, und wir brauchten sieben Stunden – normalerweise sind es zwei. Stellt euch eine Kolonne von 30 Autos vor, die im Dunkeln über Felder und durch Wälder fahren. Einige hatten Aufkleber mit der Aufschrift "Kinder im Auto“, aber die Russen würden wohl niemanden verschonen.

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    Sie gelten als ukrainische Volkshelden. Die verbliebenen Soldaten des Stahlwerks in Mariupol. 
    Sie gelten als ukrainische Volkshelden. Die verbliebenen Soldaten des Stahlwerks in Mariupol.
    STR / AFP / picturedesk.com