Ukraine

Ukrainer in Österreich: Rückkehrabsichten schwinden

Immer weniger in Österreich lebende Ukrainerinnen planen nach Kriegsende in ihr Heimatland zurückzukehren. Ein Drittel hat bereits einen Job gefunden.

Carolin Rothmüller
Bereits 500 Tage wütete der Krieg in der Ukraine, viele mussten flüchten und sind nun dabei ein neues Leben aufzubauen.
Bereits 500 Tage wütete der Krieg in der Ukraine, viele mussten flüchten und sind nun dabei ein neues Leben aufzubauen.
via REUTERS

Rund 18 Monate nach Kriegsausbruch denken immer weniger in Österreich lebende Ukrainerinnen daran, in naher Zukunft in ihr Land zurückzukehren, das geht aus der Befragung des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) hervor. Die Umfrage wurde erstmals bereits im Frühsommer 2022 durchgeführt und nun wiederholt, um die Entwicklungen zu beurteilen. Die Ergebnisse zeigen, dass nur noch 13 Prozent der Befragten eine Rückkehr in die Ukraine planen, im Vorjahr waren es noch 30 Prozent.

Erwerbsbereitschaft hoch

In Österreich ist gut ein Drittel (34 %) der befragten Ukrainerinnen bereits in Jobs eingestiegen. Am häufigsten arbeiten die geflüchteten Frauen als Reinigungskraft (31 %), im Gastgewerbe (14 %), Bildungsbereich (9 %) sowie im Verkauf (8 %) und im Gesundheitsbereich (7 %). Jobs werden zurzeit vor allem in den Bereichen Büro (46 %), Sozial- (41 %) und Verwaltung (36 %), Gastgewerbe (29 %) sowie je rund ein Viertel im Bildungsbereich und Gesundheitssektor gesucht.

Rund 56 Prozent der Frauen, die aktuell noch nicht erwerbstätig sind, sind auf Arbeitssuche. Ein Viertel der Frauen, die bisher noch keine Erwerbstätigkeit aufgenommen haben, suchen auch aktuell keine Arbeit. Gründe dafür sind, dass sie zuerst noch ihre Deutschkenntnisse weiter ausbauen möchten (82 %), die eigenen Kinder zu Hause betreuen (30%) oder zuerst noch Ausbildungen entsprechend anerkennen lassen wollen (25%).

Arbeit entspricht nicht Qualifikation

Das Bildungsniveau der Befragten ist sehr hoch, fast drei Viertel (73 %) der Frauen können einen Hochschulabschluss vorweisen. Doch für fast die Hälfte der Frauen entspricht ihre momentane Erwerbstätigkeit nicht ihrer Qualifikation, für weitere 18 Prozent entspricht sie "eher nicht" ihrer Qualifikation. Dies hat sich gegenüber 2022 weiter verschlechtert, was möglicherweise mit einer erhöhten Notwendigkeit eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen, zusammenhängt.

Sprachkenntnisse

Über 35 Prozent geben an, dass sie die deutsche Sprache bereits gut verstehen, jedoch beim Sprechen weiteren Lernbedarf haben. Weitere 10 Prozent sind der Meinung bereits gut Deutsch zu sprechen. Fast 45 Prozent geben an, Deutsch schon teilweise zu verstehen, sich jedoch noch nicht ausreichend selbst ausdrücken zu können. Auswertungen aus ÖIF-geförderten Deutschkursen zeigen zudem, dass Ukrainer überdurchschnittlich gut bei Integrationsprüfungen abschneiden. Ihre Ergebnisse liegen 30 bis 50 Prozentpunkte über den Werten der größten Flüchtlingsgruppen Syrien und Afghanistan.

Befragt nach ihrer Lebenszufriedenheit zeigt sich, dass die befragten Frauen umso zufriedener sind, je besser ihre Deutschkenntnisse sind. Über die Hälfte (66 %) der Frauen, die ihre Deutschkenntnisse als "hoch" einschätzen, waren sehr oder eher zufrieden mit ihrem Leben in Österreich. Bei vertriebenen Frauen, die angeben, noch gar keine Deutschkenntnisse zu haben, waren nur 37 Prozent zufrieden mit ihrem Leben hierzulande.

Zukunftspläne

Konkrete Pläne zur Rückkehr in die Ukraine haben im Vergleich zum Vorjahr (2022: 30 %) nur noch 13 Prozent der Befragten, wobei nur ein Bruchteil (1%) dies für die nächsten Wochen plant. Konkretere Pläne Familienmitglieder nachzuholen, gibt es nicht im großen Ausmaß, wobei der Wunsch, die eigenen Eltern nach Österreich zu holen, gegenüber 2022 erkennbar angestiegen ist. Am ehesten planen die vertriebenen Frauen ihre Mutter (12 %), ihre Geschwister (6 %) und ihren Vater (5 %) nach Österreich zu holen.

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    Karl Schöndorfer / picturedesk.com
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