Wirtschaft
Ukraine-Krise trifft auch Österreichs Wirtschaft hart
Ein Krieg zwischen Russland und der Ukraine würde auch Österreichs Wirtschaft hart treffen – es geht um mehrere Milliarden Euro.
Die EU werde "geschlossen und geeint" agieren, erklärte Bundeskanzler Karl Nehammer am Dienstag im Anschluss an die Beratungen des Krisenkabinetts. Man unterstütze "stufenweise" Sanktionen. Wie diese aussehen, dazu wollte der Kanzler noch nichts sagen. Klar ist aber auch, jede Maßnahme gegen Russland kostet auch indirekt Österreich Milliarden.
Ukraine und Russland sind wichtige Märkte
"Für unsere Betriebe sind beide Länder wichtige Märkte. Die [...] angekündigten Sanktionen werden von der Wirtschaft nach Beschlussfassung selbstverständlich eingehalten. Aus unserer Sicht ist aber wichtig, dass trotz der jüngsten Verschärfung die Gesprächskanäle zwischen dem Westen und Russland offenbleiben. Alle Mittel für eine friedliche Beilegung des Konflikts müssen genützt werden", betont Karlheinz Kopf, Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), und hält fest: "Die Wirtschaft kann und wird hier nach wie vor die Rolle eines Brückenbauers einnehmen."
Österreich ist mit mehr als 200 österreichischen Niederlassungen und Investitionen von rund 1,7 Mrd. US-Dollar der sechstgrößte ausländische Investor in der Ukraine, wobei sich der Großteil in der West- und Zentralukraine befindet. Rund 20 Unternehmen betreiben vor Ort Produktionsstätten in unterschiedlichen Sektoren, z.B. in der automotiven Zulieferindustrie, Alpin-und Langlaufschi, Fruchtzubereitungen, Bau- und Isoliermaterialien, Haushaltsprodukte, etc.. Im Finanzdienstleistungsbereich sind Raiffeisen und Versicherungsgesellschaften stark vertreten. Das Handelsvolumen zwischen Österreich und der Ukraine belief sich 2021 auf rund 1,5 Milliarden Euro, wobei die Austro-Exporte um 19 Prozent gestiegen sind.
In Russland sind rund 650 österreichische Unternehmen mit Investitionen von rund 4,6 Mrd. Euro aktiv, umgekehrt russische Firmen in Österreich mit rund 21,4 Mrd. Euro und damit nach Deutschland der zweitgrößte Investor weltweit. Österreichische Firmen investieren in Russland besonders stark in den Bereichen der Holz- und Papierverarbeitung, Banken und Bauwesen sowie der Lebensmittel verarbeitenden Industrie, aber auch in den Bereichen Energie, Verpackung und Automotive. 2021 erreichen unsere Exporte voraussichtlich rund 2,1 Mrd. Euro.
Verschlechterung des Investitionsklimas
Die vorerst verkündeten Sanktionen dürften die heimische Wirtschaft nach Einschätzung der WKÖ punktuell treffen. Aufgrund der jüngsten Eskalation ist aber grundsätzlich mit einer signifikanten Verschlechterung des Investitionsklimas in Russland wie auch der (Ost)Ukraine zu rechnen. Sollte es zu einer weiteren Eskalation und damit zu zusätzlichen Strafmaßnahmen durch die EU kommen, sei darauf zu achten, dass deren weitere Folgen genau überprüft werden und sich die europäischen Ländern nicht selber den allermeisten Schaden zufügen, so Kopf.