Klimaschutz

Ukraine-Krieg – Gaspreis im Höhenflug

Infolge des Ukraine-Krieges befürchten Experten ein Abrücken von der Energiewende. Mehr Einsatz von Flüssiggas und Kohleverstromung stehen im Raum.

Lydia Matzka-Saboi
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Zur Lösung der <a href="https://www.heute.at/s/klimakrise-loesen-oder-mit-vollgas-in-die-katastrophe-100161438">Klimakrise</a> müssen CO2-Emissionen in der Atmosphäre durch einen schrittweisen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern Kohle, Gas und Öl drastisch reduziert werden.
Zur Lösung der Klimakrise müssen CO2-Emissionen in der Atmosphäre durch einen schrittweisen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern Kohle, Gas und Öl drastisch reduziert werden.
Patrick Pleul / dpa / picturedesk.com

Schon vor dem russischen Angriff auf die Ukraine hatte der Gaspreis in den vergangenen Monaten deutlich zugelegt, am Tag der Invasion schoss er jedoch mit 117 Euro pro Megawattstunde um 40 Prozent deutlich in die Höhe. Am Mittwoch hatte der Preis für Erdgas in Europa mit 194,715 Euro pro Megawattstunde ein neues Rekordhoch erreicht.

Am Montag wurde der zweite Teil des Weltklimaberichts veröffentlicht und einmal mehr appellieren Klimaforscher eindringlich an die Weltpolitik, die CO2-Emissionen in der Atmosphäre durch einen schrittweisen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern Kohle, Gas und Öl drastisch zu reduzieren.

Der andauernde Ukraine-Krieg könnte diesen Ausstieg vorantreiben: Russland ist ein wichtiges Herkunftsland von Öl und Gas, weshalb sich die aktuelle Situation auch auf die Energiemärkte auswirkt. Österreich ist stark von russischen Gaslieferungen abhängig – ungefähr 60 Prozent des hierzulande verbrauchten Erdgases stammen vom russischen Konzern Gasprom, mit dem es auch langfristige Lieferverträge gibt.

"Erdgas zeigt gerade sein hässliches Gesicht, es ist nicht nur schlecht fürs Klima, es macht uns abhängig, es macht uns verwundbar", sagte Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) vor einem EU-Sondertreffen am Montag. Die Situation sei "ernst", man sei aber "gut vorbereitet" und die Versorgung der heimischen Haushalte gesichert. Derzeit, so Gewessler, laufe der Gasfluss wie die letzten Tage.

Umbau des Energiesystems auf Erneuerbare

In Reaktion auf den Krieg in der Ukraine drängt die Klimabewegung rund um Greenpeace und "Fridays for Future" auf einen beschleunigten Umbau des Energiesystems auf Erneuerbare. Österreich solle nicht länger durch seine Abhängigkeit von fossilen Energien kriegerische Konflikte mitfinanzieren, forderten Vertreter von Greenpeace und "Fridays for Future" im Rahmen eines Pressegesprächs am Donnerstag. "Das Credo muss heißen: Kein Cent mehr für Putin und seinen Krieg", sagte Jasmin Duregger, Klimasprecherin von Greenpeace.

Erneuerbare Energien sollten gefördert werden, der Einbau neuer Gasheizungen gestoppt und der Umstieg auf erneuerbare Wärme im öffentlichen Sektor mit Hilfe einer "Akutmilliarde" gefördert werden. Daneben sollen auch langfristige Maßnahmen für die Wärmewende, nachhaltige Mobilität und Energieeffizienz sowie ein Investitionsstopp in fossile Gasinfrastruktur umgesetzt werden, um "Pfadabhängigkeiten" zu vermeiden.

Sozialpartner wollen CO2-Bepreisung verschieben

Während Klimaschutzorganisationen einen Ausstieg aus fossiler Energie fordern, stellen Österreichs Sozialpartner eine Verschiebung der für Juli geplanten CO2-Steuer in den Raum, die die Benzin- und Dieselpreise noch zusätzlich in die Höhe treiben würde. "Alle Preiserhöhungen belasten die Menschen und senken die Kaufkraft, gleichzeitig nimmt der Finanzminister mehr Geld ein. Dieses Ungleichgewicht tut dem Land nicht gut", sagte Salzburgs Arbeiterkammer-Präsident Peter Eder (SPÖ).

Die aktuelle Lage bei den Energiepreisen mache eine Neubewertung der energiepolitischen Pläne notwendig, forderte auch Salzburgs Wirtschaftskammer-Präsident Peter Buchmüller (ÖVP). "In der jetzigen Situation muss den Betrieben und Konsumenten schnell geholfen werden, am einfachsten, indem man Abgaben auf Strom und Gas senkt."

Renaissance der Fossilen?

Für den Strommarkt in Europa und insbesondere für Deutschland bedeute die jetzige Situation, "dass anstatt Gaskraftwerken viel, viel mehr Kohle laufen wird in den nächsten Jahren", sagte der Energieexperte Florian Haslauer am Donnerstag im Ö1-Morgenjournal. "Der Kohleausstieg wird verschoben werden. Wir werden zukünftig eben mehr Atomkraft und mehr Kohlekraft anstatt Gaskraftwerken im Markt haben."

Auch ein vermehrter Einsatz von Flüssiggas wird neben Atomkraft und Kohleverstromung wieder diskutiert.

Einem Stopp der österreichischen CO2-Bepreisung erteilt Energieministerin Leonore Gewessler eine Absage, denn dies würde zu Rückschritten in der Energiewende führen.