Gerhard Mangott im ORF

"Ukraine bestenfalls in der Lage, Frontlinie zu halten"

In Sachen Friedenspläne für die Ukraine sieht ein Experte wenig Hoffnung auf eine Lösung. Und auch für die Ukraine sehe es im Krieg schlecht aus.

"Ukraine bestenfalls in der Lage, Frontlinie zu halten"
Russland-Experte Gerhard Mangott in der ORF-"ZIB2".
Screenshot ORF

Am Wochenende trifft sich auf dem Bürgenstock in der Schweiz die politische Elite der Welt, um sich über Friedenspläne für die Ukraine zu beraten: 92 Delegationen von Ländern aus der ganzen Welt werden erwartet, zudem auch acht große internationale Organisationen. Dass Russland nicht eingeladen wurde, sorgte im Vorfeld immer wieder für Kritik aus dem Kreml und von dessen Unterstützern im Westen. Doch Russland hatte bereits zuvor gesagt, nicht teilnehmen zu wollen. Und auch große Staaten wie China fehlen.

In der ORF-"ZIB2" erklärte Russland-Experte Gerhard Mangott bei Moderator Martin Thür keine guten Vorzeichen. Was bringe eine Friedenskonferenz, an der Russland nicht teilnimmt? Es heiße deshalb auch "Konferenz zum Frieden" und nicht "Friedenskonferenz", so der Experte. Man beschränke sich darauf, über Themen wie nukleare Sicherheit, Ernährungssicherheit und Deportationen zu sprechen – damit möglichst viele Staaten teilnehmen, habe man aber "die wirklich heißen Eisen ausgespart". Etwa, welche Strafen Russland auferlegt werden sollten.

Weder Russland noch die Ukraine wollen darüber verhandeln, nicht einmal über einen Waffenstillstand
Gerhard Mangott
Russland-Experte

"Schwach ist die Vertretung aus Asien", so Mangott, vor allem China fehle. Das Russland nicht eingeladen worden sei, sei dagegen keine große Sache, so der Experte – schließlich habe Russland bekannt gegeben, nicht teilnehmen zu wollen, egal ob man eingeladen werde. Denkt Wladimir Putin also nicht daran, über Frieden überhaupt zu diskutieren? "Weder Russland noch die Ukraine wollen darüber verhandeln, nicht einmal über einen Waffenstillstand", so Mangott. Russland werde Rückzug und Strafen nicht akzeptieren, außer es erleide "eine verheerende Niederlage", hieß es.

VIDEO: Mangott in der ZIB2

Andererseits werde auch die Ukraine nicht darauf eingehen, auf eine Nato-Mitgliedschaft und auf vier Regionen zu verzichten, die Russland teils noch nicht einmal erobert hat und vielleicht "auch nie erobern wird". "Es ist einfach so, dass beide Parteien noch immer auf den Erfolg auf dem Schlachtfeld setzen", so Mangott. Irgendwann werde aber der Punkt kommen, an dem es eine Kompromisslösung brauche, und dann werde sich Putin schwer und Selenski noch schwerer tun, von ihren bisher geäußerten Maximalzielen abzurücken.

Der Ukraine geht das militärische Personal aus
Gerhard Mangott
Russland-Experte

Mangott sah aber derzeit keinerlei Zeichen für eine solche Kompromisslösung, die Fronten seien aktuell zu festgefahren. Die Perspektiven sind "sehr düster, dass es bald zu fruchtbaren Verhandlungen kommen wird", so der Russland-Kenner. Der Ukraine sei es indes weitgehend gelungen, Offensivhandlungen der Russen zu unterbinden, so Mangott. Aber: Selbst mit den neuen westlichen Hilfen sei man "bestenfalls in der Lage sein, die Frontlinie zu halten", aber eine Offensive werde die Ukraine auch mit der Einigung mit der Nato nicht schaffen. "Der Ukraine geht das militärische Personal aus", so der Experte.

Blick auf das Voronezh-DM-Frühwarnradar in Armawir

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    Blick auf die Anlage des Voronezh-DM-Frühwarnradars in Armawir in der russischen Region Krasnodar. Archivbilder 2012.
    Blick auf die Anlage des Voronezh-DM-Frühwarnradars in Armawir in der russischen Region Krasnodar. Archivbilder 2012.
    imago stock&people

    Auf den Punkt gebracht

    • Der Experte Gerhard Mangott sieht wenig Hoffnung auf eine Lösung für die Friedenspläne in der Ukraine und prognostiziert, dass die Ukraine bestenfalls in der Lage ist, die Frontlinie zu halten
    • Die politische Elite der Welt trifft sich in der Schweiz, um über Friedenspläne zu beraten, doch Mangott sieht keine guten Vorzeichen, da weder Russland noch die Ukraine derzeit bereit sind, über einen Waffenstillstand zu verhandeln
    red, 20 Minuten
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