"Männliche" Boxerin
TV-Star bekommt nach Khelif-Aussage Morddrohungen
Moderatorin Laura Wood macht Hass-Nachrichten nach Aussagen über die umstrittene Box-Olympiasiegerin Imane Khelif öffentlich.
Die Debatte um die algerische Boxerin Imane Khelif war eines der großen Themen rund um die Olympischen Sommerspiele in Paris. Die Diskussionen rund um die 25-jährige Goldgewinnerin entwickelten eine solche Wucht, dass nicht nur Khelif selbst mit Anfeindungen und Hass konfrontiert wurde.
Die bekannte britische Sportmoderatorin Laura Wood berichtet nun davon, mit Morddrohungen überhäuft worden zu sein, nachdem sie sich in der Khelif-Debatte positioniert hatte. Die 37-Jährige hatte auf X einen kritischen Bericht des englischen Journalisten Oliver Brown im Daily Telegraph mit den Worten "Großartiger Artikel" kommentiert.
Shitstorm nach X-Kommentar
In seinem Text hatte Brown behauptet, dass Khelifs Kämpfe die Olympischen Spiele "beschmutzt" und andere Athletinnen gefährdet hätten. "Seit ich auf diesen Artikel geantwortet habe, habe ich zahlreiche Morddrohungen gegen mich und mein ungeborenes Kind erhalten", schreibt die derzeit schwangere Woods auf X. Einige Kommentarschreibende hätten ihr Fragen zu ihrem eigenen Geschlecht gestellt, ihr gedroht ihr Zuhause zu betreten oder ihren Arbeitgeber dazu aufgefordert, sie zu entlassen.
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"Ich wurde als Rassistin, Fanatikerin und Sexistin bezeichnet und mit verschiedenen Beleidigungen belegt", erklärt Woods. Die Beleidigungen seien dabei teilweise weit unter der Gürtellinie gewesen. Für die Britin seien die heftigen Reaktionen schockierend und nicht nachzuvollziehen.
Khelif erstattete Anzeige wegen Cybermobbing
"Wenn es Diskrepanzen bei den Testergebnissen gibt – welche die Sicherheit eines anderen Menschen beeinträchtigen könnten, dann auch noch in einem Umfeld, das vor allem fair sein sollte – werden zu Recht Fragen gestellt", meint Woods zur Kontroverse um Khelifs Geschlecht.
Die Olympiasiegerin selbst hatte zuletzt ebenfalls über die vielen Hasskommentare gegen ihre Person geäußert. "Ich kann Ihnen nicht beschreiben, wie viel Angst ich hatte", sagte die Algerierin, die eine Anzeige gegen Cybermobbing eingebracht hat. Die Ermittlungen der französischen Behörden sind aktuell noch im Gang.
Männer, Frauen, Intersexuelle: Die Vielfalt der Geschlechter
Welches Geschlecht jemand hat, lässt sich nicht immer einfach bestimmen. Schon gar nicht allein durch einen Blick in die Hose. Denn Geschlechtsmerkmale gibt es in allen Variationen: Vom Penis bis zur Klitoris ist es ein fließender Übergang. Die Klitoris kann zum Beispiel vergrößert oder der Penis verkümmert sein und die Hoden können innen statt außen liegen. Fachleute sprechen dann von Intersexualität oder Intergeschlechtlichkeit.
Auch die Chromosomen sind nicht immer eindeutig. Zwar haben Frauen im Normalfall zwei X-Chromosomen, während Männer je ein X- und ein Y-Chromosom haben. Doch es gibt Ausnahmen, etwa die Kombination XXY oder XYY, die ebenfalls in den Bereich der Intergeschlechtlichkeit fallen.
Beide Geschlechter produzieren sowohl männliche Sexualhormone wie Testosteron als auch weibliche Hormone wie Östrogen und Progesteron, jedoch in unterschiedlichen Mengen. Im Durchschnitt ist der Testosteronspiegel bei Männern etwa zehnmal höher als bei Frauen. Auch hier gibt es Ausnahmen: Manche Männer haben niedrige, manche Frauen hohe Testosteronspiegel. Daher kann auch der Hormonspiegel nicht eindeutig zur Bestimmung des Geschlechts herangezogen werden.
Mutter stellt sich hinter ihre Tochter
Zuvor hatte sich auch Khelifs Mutter zu Wort gemeldet. "Mein Kind ist ein Mädchen. Sie wurde als Mädchen erzogen", stellte Nasria Khelif gegenüber der "Daily Mail" klar. Die Kontroversen um ihre Tochter hätte die Algerierin schockiert, zumal sie jeglicher Grundlage entbehren würden: "Imane ist ein Mädchen, das Sport liebt, seit sie sechs Jahre alt ist."
Die Kämpfe von Khelif und auch von der Chinesin Lin Yu-Ting wurden während Olympia von einer heftig geführten Startrecht-Kontroverse begleitet. Diese ging weit über den Sport hinaus und erfasste auch höchste politische Kreise. Beide Boxerinnen waren nach bislang nicht näher erklärten Geschlechter-Tests vom Verband IBA, der vom Internationalen Olympischen Komitee nicht mehr anerkannt wird, von der WM 2023 ausgeschlossen worden. In Paris durften Khelif und Yu-Ting teilnehmen und gewannen jeweils die Goldmedaille.
Auf den Punkt gebracht
- Die Diskussionen um die algerische Boxerin Imane Khelif haben zu heftigen Reaktionen geführt, einschließlich Morddrohungen gegen die britische Sportmoderatorin Laura Wood, nachdem sie sich in die Debatte eingeschaltet hatte
- Sowohl Khelif als auch ihre Mutter haben sich zu den Kontroversen geäußert, die um das Geschlecht der Boxerin entstanden sind, und Khelif hat Anzeige wegen Cybermobbing erstattet
- Die Diskussionen um Khelif und die chinesische Boxerin Lin Yu-Ting wurden von einer umstrittenen Startrecht-Kontroverse begleitet, die auch politische Kreise erfasste