Olympia-Aufreger analysiert
Wesner: "Gegen Mann fühlst du dich ohnmächtig"
Wiens siebenfache Weltmeisterin Nicole Wesner im "Heute-Talk über den Olympia-Aufreger der "zu männlichen" Boxerinnen.
Vor Olympia kannte kaum wer Imane Khelif (Alg) und Lin Yu-ting (Tha). Seit Tagen diskutiert die ganze Sportwelt über die mutmaßlich "zu männlichen" Boxerinnen. Bei der WM schloss sie der Verband IBA nach Geschlechtstests aus. Jetzt haben beide in Paris eine Medaille sicher. Ist das fair? "Heute" fragte bei Wiens siebenfacher Box-Weltmeisterin Nicole Wesner nach.
Die 46-Jährige zeigt klare Kante: "Es geht nirgends um Fakten und Wissen. Die IBA will dem IOC Testergebnisse geschickt haben. Öffentlich sind sie nicht. Das einzig Gesicherte: Für das IOC sind sie Frauen. Anscheinend aber nur, weil im Pass steht, dass sie weiblich sind. Das bietet natürlich Angriffsfläche."
Wie es ist, tatsächlich gegen einen Mann im Ring zu stehen, weiß Wesner aus Sparrings: "Meistens nehmen sie sich zurück. Schlagen sie mit voller Kraft zu, fühlst du dich als Frau ohnmächtig, weil du dann keine Chance hast."
Die Wahl-Wienerin weiß: "Die Emotionen kochen aus mehreren Gründen über. Jeder hat ein Gerechtigkeitsempfinden. Boxen ist zudem gefährlich, im schlimmsten Fall sterben Profis. Dann wird alles von Rechtspopulisten und der Queer-Community schnell mit der Transgender-Debatte in einen Topf geworfen."
Wesner weiter: "Schlimm finde ich, dass am Ende alle in der Gewichtsklasse verlieren." Dabei sei das Problem hausgemacht: "Das IOC hat das kommunikativ extrem schlecht gelöst. Wenn ein Fachverband Sportlerinnen ablehnt, muss man der Sache nachgehen. Da reicht es nicht, zu sagen: 'Das sind Frauen.' Eine Analyse von Wissenschaftlern hätte der Sache den Wind aus den Segeln genommen. Hoffentlich wird das zum Anlass genommen, dass ein Fach-Gremium aus Medizinern und Ethikern eine sportlich faire Lösung findet."