Hitziges Gefecht
TV-Duell Biden-Trump: Halten sie die Debatte durch?
Das erste TV-Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump verspricht hitzige Diskussionen über Inflation, Zuwanderung und Demokratie.
Ungewöhnlich früh im Wahljahr findet am Donnerstag die erste TV-Debatte zwischen Joe Biden und Donald Trump statt. Schon vor vier Jahren standen sich diese zwei Kandidaten im Duell ums Präsidentenamt gegenüber. Damals aber in umgekehrten Rollen: Trump als amtierender Präsident, Biden als Herausforderer. Auch sonst hat sich einiges geändert, vor allem am Alter der beiden.
Wird sich das Alter bemerkbar machen?
Für viele Zuschauer wird es das große Thema sein. Vor allem beim 81-jährigen Biden gibt es immer wieder Zweifel an seinem körperlichen und geistigen Zustand. So verwechselte Biden bei einer Wahlkampfveranstaltung im Februar den französischen Präsidenten Emmanuel Macron erst mit dem bereits verstorbenen François Mitterrand und bezeichnete ihn dann als Staatschef Deutschlands.
Auch Angela Merkel verwechselte er mit einem bereits verstorbenen Vorgänger: Helmut Kohl. Aber auch der 78-jährige Trump bringt immer wieder Personen oder auch Daten durcheinander. So rief er seine Anhänger dazu auf, am 27. November zur Wahl zu gehen. Diese findet aber bereits am 5. November statt.
Werden die beiden Kandidaten also geistig durchhalten? Wird sich jemand versprechen? Oder wählt Trump die Strategie "Angriff ist die beste Verteidigung" und wird Biden gleich direkt auf seine vergangenen Aussetzer ansprechen?
Trump hat das letzte Wort
Auch an den Regeln hat sich einiges geändert. Am 27. Juni wird im CNN-Sitz in Atlanta um 21 Uhr Ortszeit (3 Uhr nachts in Österreich) 90 Minuten lang diskutiert – erstmals unterbrochen von zwei Werbeblöcken. Auch in denen ist es den beiden Kandidaten untersagt, mit ihrem Wahlkampfteam Kontakt aufzunehmen. Spickzettel sind verboten, Biden und Trump müssen frei reden. Sie bekommen lediglich einen Notizblock, einen Stift und eine Flasche Wasser. Wer auf welcher Seite der Bühne steht, wurde per Münzwurf entschieden. Diesen hat Biden gewonnen und sich für die Position auf der Bühne – rechts – und gegen das letzte Wort entschieden. Dieses erhält Trump.
Weil vor allem Trump Biden im ersten TV-Duell im Jahr 2020 immer wieder ins Wort fiel und dadurch Chaos und Gehässigkeiten dominierten, wird dieses Jahr nur das Mikrofon des Sprechenden geöffnet sein. Auch wird es kein Publikum im Studio geben, um übertriebenen Pathos zu vermeiden.
Donald Trump hat jetzt einen TikTok-Account
"Die Regeln müssten Biden entgegenkommen, sodass vielleicht tatsächlich Themen diskutiert werden und nicht nur ein Politiktheater dabei herauskommt. Das könnte allerdings eher langweilig werden, es sei denn, einer hat einen Totalausfall oder Trump fällt komplett aus der Rolle", sagt der US-Experte Thomas Greven dazu.
Clea Connor von der Forschungsgruppe "Open to Debate" hingegen macht sich die gegenteiligen Sorgen. Wegen der neu eingeführten Werbepausen auf einem kommerziellen Sender verkäme die Debatte zu einer Reality-TV-Show, die darauf ausgelegt sei, die Einschaltquoten zu steigern und Werbung zu verkaufen, sagte sie gegenüber der US-Tageszeitung "Politico".
Eine Schicksalswahl auch für Europa
Thematisch wird es laut Greven viel um Inflation, Immigration und Kriminalität gehen. An diesen Punkten wird Trump Biden angreifen. "Biden wiederum wird sich mit Fakten wehren. Und seinerseits Trump angreifen, weil er eine Gefahr für die Demokratie darstelle und den Zusammenhalt und den Wohlstand des Landes bedrohe." Trump habe dabei den Vorteil, dass die Fakten zwar Biden recht geben mögen, es sich für viele Amerikaner – vor allem für diejenigen, die ihre Nachrichten über Fox bekommen – aber nicht so anfühle.
Auch die juristischen Probleme der beiden Kandidaten könnten thematisiert werden. Ende Mai wurde Trump von einem New Yorker Strafgericht in 34 Fällen für die Verschleierung von Schweigegeldzahlungen verurteilt. Biden hingegen wird sich wohl Vorwürfen gegen seinen Sohn Hunter stellen müssen, der wegen illegalen Waffenbesitzes schuldig gesprochen wurde.
„Die Debatte ist ein Puzzleteil in einer Wahl, die auch für uns Europäer richtungsweisend sein wird“
"Die 90-minütige Debatte auf CNN wird nicht unsere komplette Zukunft entscheiden. Aber sie ist ein Puzzleteil in einer Wahl, die auch für uns Europäer richtungsweisend sein wird", sagt Greven. "Und mit ihr wird der Wahlkampf ernsthaft eröffnet – früher als je zuvor."