Wien

Trans-Bezirksrätin durfte in Wien kein Blut spenden

Zum Start der Blutspende-Novelle am 1. September wollte Dominique Mras "einen Beitrag leisten". Doch die Trans-Bezirksrätin wurde abgewiesen.

Yvonne Mresch
Dominique Mras ist als erste Transgender-Bezirksrätin am Alsergrund tätig. Am ersten Tag der Blutspende-Novelle wollte sie ihren Beitrag leisten – wurde jedoch abgewiesen.
Dominique Mras ist als erste Transgender-Bezirksrätin am Alsergrund tätig. Am ersten Tag der Blutspende-Novelle wollte sie ihren Beitrag leisten – wurde jedoch abgewiesen.
Helmut Graf

Mit 1. September trat in Österreich eine Novelle der Blutspenderverordnung in Kraft. Demnach ist die Spende ab sofort nur noch vom "individuellen Risikoverhalten" abhängig und damit weder von der sexuellen Orientierung, noch vom Geschlecht. Bisher konnten homo- und bisexuelle sowie Transgender-Personen kein Blut spenden.

"Das ist reine Showpolitik!"

"Viele aus der Community wollten gleich am ersten Tag ihren Beitrag leisten und freuten sich darüber, dass es endlich möglich ist", erzählt Dominique Mras, die als erste Transgender-Bezirksrätin in Wien für Schlagzeilen sorgte. Sie selbst kam mit einem Freund gleich nach Inkrafttreten der Novelle in die Blutspendezentrale Wieden.

"Ich habe eine eher seltene Blutgruppe. Bei einem eklatanten Blutkonserven-Mangel ist es mir wichtig zu helfen", so die 32-Jährige. Doch daraus wurde nichts: "Man hat mir vor Ort mitgeteilt, dass ich nicht spenden dürfe", zeigt sich Mras schockiert. "Mir ist das absolut unverständlich. Wir haben uns zuvor mehrmals informiert und dann das. Man fühlt sich veräppelt, das ist reine Showpolitik, mit der man schlussendlich die Leute vergrault!"

Bei der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien habe man bereits im Mai vor solchen Vorkommnissen gewarnt, heißt es in einer Aussendung zum Thema. Man hätte an diesem Tag gerne gefeiert, stattdessen wolle man "weitermachen bis Transgender-Personen endlich inkludiert sind."

Ministerium klärt auf: Transgender von Blutspende nicht ausgeschlossen

Die Kritik von Mras richte sich allerdings nicht an das Rote Kreuz, das für die Blutabnahmen in der Zentrale zuständig ist: "Alle waren sehr freundlich und verständnisvoll, man hat sich auch bei mir entschuldigt, aber auf die Novelle aufmerksam gemacht." Auch auf "Heute"-Anfrage verwies das Rote Kreuz zunächst auf die Novelle und das zuständige Gesundheitsministerium.

Einige Stunden später folgte die Meldung aus dem Büro von Minister Johannes Rauch: "Das Gesundheitsministerium und das Rote Kreuz halten fest: Die diskriminierungsfreie Blutspende umfasst selbstverständlich auch Trans-Personen. Trans-Personen können Blut spenden. Es gelten dieselben sonstigen Zulassungskriterien wie für alle Menschen. Dies wird bei der Blutspende in Österreich ab sofort auch so gehandhabt."

Mras will neuerlichen Versuch starten

Stattdessen richten sich die Ausschlusskriterien nun nach einer "neuen Definition von Risikoverhalten": Wer mehr als drei Sexualpartner in drei Monaten vor der Blutspende hatte, kann demnach von der Spende ausgeschlossen werden. Für ein Jahr ausgeschlossen werden Personen, die unmittelbaren Kontakt zu einer mit HBV, HCV oder HIV infizierten Person hatten. Ungeschützter Sex im unmittelbaren Vorfeld der Blutspende ist ebenso ein Ausschlusskriterium. Auch nach kürzlichen Erkrankungen, Erkältungen, Zeckenstichen oder Auslandsaufenthalten in Tropen- und Malariagebieten darf man nicht spenden.

Für Mras war es nicht der letzte Versuch einer Spende. Sie möchte die nächste Gelegenheit nutzen, um ihren Beitrag zu leisten: "In Zeiten wie diesen ist das einfach wichtig", sagt sie bestimmt.

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