Wien

150 Wirte sperren am Montag aus Protest ihre Lokale auf

Der Lockdown für die Gastronomie wird noch bis Ende Februar gelten: Rund 150 Wirte fordern jetzt eine Öffnung mit Sicherheitsvorkehrungen ein.

Roman Palman
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Eine geschlossene Bar in Wien während des Lockdowns. Archivbild
Eine geschlossene Bar in Wien während des Lockdowns. Archivbild
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Der Lockdown kostet Österreich laut Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck ein bis zwei Milliarden Euro – pro Woche. Besonders schwer getroffen hat es die Gastronomie. Sie dürfen zwar Lieferdienste anbieten, doch Gäste im eigenen Haus zu bewirten ist nun dank der Lockdown-Verlängerung noch bis mindestens März verboten. 

"Genug ist genug", wettern jetzt die Gastronomen. Rund 150 Wirte, viele davon in Wien, wollen deshalb aus Protest am Montag ihre Lokale aufsperren – allerdings ohne Gäste. Unter dem Banner "5 vor 12 – wir öffnen wieder" wollen sie mit brennenden Grabkerzen in ihren ausgestorbenen Lokalen auf ihre prekäre Situation aufmerksam machen.

Betreiber aus der Fitnessbranche haben sich dem Protest der Wirte angeschlossen, denn auch sie müssen ihre Trainingszentren schon seit knapp einem halben Jahr geschlossen halten.

"Fällt uns auf den Kopf"

"Man muss damit leben lernen – und das kann man mit Präventionskonzepten", erklärt Fitnesstrainer Gerhard Laister gegenüber "W24". "Zusperren und sagen: 'Das geht nicht, wir können nichts machen' wird nicht die Lösung sein. Das fällt uns letztendlich auf den Kopf." Das Argument: Sportliche Ertüchtigung sei ebenso wichtig für die körperliche Gesundheit wie die Psyche. 

"Wir müssen unser Geld verdienen!"

"Ich bin weder eine Wut-Wirtin, noch bin ich Corona-Leugnerin. Im Gegenteil, weil wir alle Maßnahmen, die man ergreifen kann, auch schon vorher in unserem Lokal ergriffen haben. Wir haben Türklinken gewischt und desinfiziert hunderte Mal am Tag...", so eine der Initiatoren der Protestaktion, Alexandra Psichos, im Gespräch mit dem Stadtsender. In ihrer Stimme schwingt die Verzweiflung mit: "Wir haben wirklich alles gemacht. Wir haben alles in Kauf genommen. [...] Nur, wir müssen unser Geld verdienen!"

Beide hatten in einer gemeinsamen Pressekonferenz am heutigen Sonntag für ihre Aktion geworben. Dabei erhielten sie Unterstützung durch Fußball-Ikone Herbert "Schneckerl" Prohaska, der nicht kickend, sondern singend (siehe Video unten) mit den "Real Holy Boys" für gute Stimmung sorgte.

Aber nicht nur in Wien, auch in anderen Städten wird am Montag protestiert. Der Grazer Gastronom Nino Berger spricht in der "Kleinen Zeitung" von einer zunehmenden Existenzbedrohung und warnt: "Es könnte sein, dass viele Leute ihre Lieblingslokale auch nach dem Lockdown nicht mehr besuchen können, weil es sie nicht mehr geben wird."

Psichos und die anderen Protest-Wirte pochen deshalb auf eine Nothilfe in Form des Umsatzersatzes, um die hohen Mieten für die Lokalflächen und die Kurzarbeit bezahlen zu können.

Protest-Aktion völlig legal

Die Protestaktion soll übrigens in völlig legalem Rahmen ablaufen, beruhigen die Veranstalter auf Facebook: "Es gibt keine Strafen. Wir machen nichts Ungesetzliches. Es gibt kein Betretungsverbot in der Gastronomie. Es darf nur im Lokal und 50 Meter im Umkreis nichts konsumiert werden."

In den Lokalen sollen am Montag dann Künstler die Chance für einen Auftritt vor einer Kamera haben. Am Ende wollen die Veranstalter einen Zusammenschnitt aller Videos auf Facebook veröffentlichen. 

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