Kulturelle Aneignung?

Trotz Kritik – ServusTV lässt Winnetou zu Ostern reiten

Karl Mays Erzählungen lösten zuletzt eine heftige Debatte um kulturelle Aneignung aus. ServusTV zeigt zu Ostern dennoch die ganze "Winnetou"-Reihe.

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Trotz Kritik – ServusTV lässt Winnetou zu Ostern reiten
Knapp 10,5 Millionen Zuschauer sahen "Winnetou I" in Deutschland – mehr als "Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs"
dpa / dpa Picture Alliance / picturedesk.com

Trotz anhaltender Debatte über kulturelle Aneignung und Rassismus in den "Winnetou"-Filmen plant ServusTV die Ausstrahlung der Trilogie mit Pierre Brice und Lex Barker an den Osterfeiertagen. Die Entscheidung stößt auf geteilte Reaktionen, nachdem mehrere Medienhäuser, darunter auch die ARD, zuletzt angekündigt hatten, die Filme nicht mehr zu zeigen.

"Immer dieses Indianergeheul"

Die "Native American Association of Germany" kritisierte zuletzt die Simplifizierung der indigenen Kulturen durch den Begriff "Indianer" und betonte die Vielfalt der "Native Americans". "Bei uns sieht man immer nur Tipis, Lederkleidung, Federschmuck und dieses fürchterliche Indianergeheul", beklagt Carmen Kwasny im Interview mit dem "Deutschlandfunk". "Jedes Mal aufs Neue: 'Woowoowoowoo!' Uns sind da Dinge passiert, dass wir Gäste hatten aus den Vereinigten Staaten, und die hatten ihre Tracht an, und Erwachsene sind an uns vorbeigelaufen mit: 'Woowoowoowoo!' Das Geräusch gibt es gar nicht."

In einem Offenen Brief verteidigte die Karl-May-Gesellschaft und die Karl-May-Stiftung die Werke und mahnte zur differenzierteren Betrachtung. Sie gingen auf das Argument ein, dass May "angeblich ein überholtes rassistisches Weltbild vertrete und den Genozid an der indigenen Bevölkerung Amerikas romantisiere oder verschweige". Als deutscher Schriftsteller des 19. Jahrhunderts sei May "unvermeidlich vom Habitus eines kolonialen Zeitalters geprägt", heißt es in dem Brief.

Die zeitbedingte Weltsicht habe May mit praktisch allen Autoren der Vergangenheit geteilt. "Die Besonderheit Karl Mays besteht darin, dass in seiner Darstellung des 'Wilden Westens' von Anfang an die Sympathie des Erzählers der leidenden indigenen Bevölkerung gilt."

Verlag zieht "Winnetou"-Bücher zurück

Auch ein Rückzieher des Ravensburger Verlages, der 2022 zwei Bücher zum Film "Der junge Häuptling Winnetou" sowie ein Puzzle und ein Stickerbuch aus dem Verkauf genommen hatte, sorgte für Diskussionen. Die Auslieferung des Buchs wurde aufgrund "verharmlosender Klischees" über die Behandlung der indigenen Bevölkerung gestoppt. Zuvor hatte der Verlag den Schritt in einem Onlinenetzwerk angekündigt und mit "den vielen negativen Rückmeldungen" zu dem Buch begründet.

Trotz der anhaltenden Debatte plant ServusTV, die Filme am Karsamstag, Ostersonntag und Ostermontag zu zeigen, was die Diskussion um kulturelle Aneignung und historische Darstellungen erneut entfachen dürfte.

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red
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