Selbst WG-Zimmer zu teuer
Trotz Job – Studentin kann sich Wohnen nicht leisten
Wie aktuelle Zahlen zeigen, kommt es immer öfter vor, dass Studenten neben der Uni arbeiten müssen. Besonders die hohen Wohnkosten sind Grund dafür.
Seit drei Monaten ist Studentin Selina nun schon auf der Suche nach einem leistbaren WG Zimmer, denn ihre momentane Wohngemeinschaft in Wien wird aufgelöst. Das gestaltet sich jedoch schwierig, da es selbst in Studentenheimen unter 600 Euro wenig leistbare Angebote gibt. Um sich ihren Lebensunterhalt finanzieren zu können, arbeitet die 21-Jährige neben ihrem Studium, doch häufig kommen Überstunden dazu. Zusammen mit den Vorlesungen an der Uni übt das heftigen Druck auf sie aus.
Mehrfachbelastung als Nachteil
"Im Vergleich mit vielen besser abgesicherten Studienkolleginnen, die weder auf Erwerbsarbeit noch auf Studienbeihilfe angewiesen sind, ist die Mehrfachbelastung schon ein riesiger Nachteil. Ich beziehe auch Studienbeihilfe und kämpfe seit nun 2 Jahren mit dieser Herausforderung. Ohne die Beihilfe könnte ich nicht weiter studieren, weshalb ich mich dem Leistungsdruck Tag für Tag hingebe", erzählt sie. Die Theater-, Film- und Medienwissenschaftsstudentin hat fast nur noch Veranstaltungen mit Anwesenheitspflicht. "Es ist schwierig das zu koordinieren, wenn man nebenbei noch arbeitet, die Arbeit nimmt viel Zeit in Anspruch", erklärt Selina.
Die Studienbeihilfe, die sie bekommt, beträgt 450 Euro im Monat, genauso hoch ist auch ihr Budget für ein WG-Zimmer. Rund 43 Prozent ihres Einkommens geben Studierende laut der VSStÖ für das Wohnen aus, was für viele eine große Belastung darstellt.
Wohnkosten als Hauptproblem
"69 Prozent der Studierenden arbeiten neben dem Studium und das durchschnittlich 21 Stunden pro Woche. Beide Werte liegen damit höher als in der Studierenden-Sozialerhebung aus dem Jahr 2019, was ganz klar zeigt, dass ein freier und offener Zugang zur Hochschule immer weniger zur Realität wird: Ab 9 Stunden Arbeit pro Woche lassen sich schon negative Auswirkungen auf den Studienerfolg messen." führt Sarah Rossmann aus dem ÖH-Vorsitzteam aus. Vor allem die hohen Mietpreise bringen jedoch viele Studierende dazu, trotz der großen Belastung neben der Uni noch arbeiten zu gehen.
Die Wohnkosten für Studierende sind laut VSStÖ seit 2019 im Schnitt um 25 Prozent gestiegen, was einer Erhöhung von über 100 Euro entspricht. Auch in Studentenwohnheimen kam es zu einem deutlichen Anstieg von 22 Prozent. Fast die Hälfte des monatlichen Einkommens von Studierenden fließt mittlerweile in die Wohnkosten, ein Anteil, der deutlich über dem gesellschaftlichen Durchschnitt liegt.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Immer mehr Studierende müssen neben ihrem Studium arbeiten, um die hohen Wohnkosten zu decken, wie Zahlen der VSStÖ zeigen
- Besonders betroffen sind jene, die auf Studienbeihilfe angewiesen sind, da fast die Hälfte ihres Einkommens für Miete aufgewendet wird, was zu einer erheblichen Mehrfachbelastung führt