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"Triangle Strategy" im Test: Toller Taktik-Titel
Fast einzigartige Grafik, spannende Story und taktisches Gameplay: "Triangle Strategy" aus dem Hause Square Enix für Nintendo Switch gefällt.
Square Enix bringt einen taktischen Leckerbissen auf die Nintendo Switch. "Triangle Strategy" ist ein Strategie-Rollenspiel, in dem Zocker am Fantasy-Kontinent Norzelia in den Machtkampf dreier großer Adelshäuser hineingezogen wird. Die Vorgeschichte beginnt schon einige Jahrzehnte vor dem eigentlichen Spielstart: Im Salzeisen-Krieg kämpften die drei Häuser Hyzante, Glenbrook und Aesfrost – um die Vorherrschaft am Kontinent. Da in dem Land allerdings ein extremer Ressourcen-Mangel herrscht, kam es zu einem zerbrechlichen Frieden, der zum Spielstart kippt und wieder in Krieg ausartet.
Eine Besonderheit von vielen ist, wie gut und komplex die drei Adelshäuser herausgearbeitet wurden. Hyzante regiert eine Wüstenlandschaft basierend auf religiösen Regeln und schaffte es mit der Kontrolle über die Salzvorräte zu Reichtum, Glenbrook hat sich als Königreich mit weitläufigen Anbauflächen zum Handelsmittelpunkt der Welt gemausert und Aesfrost kontrolliert nicht nur die Eisenvorräte des Kontinents, sondern verfügt auch über eine gewaltige Militärmacht. Doch als alle drei Häuser eine Entdeckung machen, tritt Aesfrost in einen Krieg mit Glenbrook ein und die Lage eskaliert völlig.
Spannende Geschichte in wunderschöner Grafik
Der Spieler schlüpft in diesen schicksalshaften Zeiten in die Rolle des Glenbrook-Erben Serenoa Wolffort, der ein MItglied einer militärisch hoch angesehenen Familie mit reichlich Tradition ist. Und er gerät wortwörtlich zwischen die Fronten, denn einerseits ist Serenoa dem Glenbrook-Prinzen Roland freundschaftlich verbunden, andererseits steht die Hochzeit mit der Aesfrost-Prinzessin Frederica an. Beide Figuren werden im Spielverlauf unsere Begleiter, zu denen noch wichtige Rollen wie ein Soldat, eine Spionin und ein Stratege stoßen. Serenoa muss nun das Schicksal des gesamten Kontinents bestimmen.
Dieses taktische Bestimmen passiert in einer wunderschönen Grafik, bei der 2D-Objekte in eine 3D-Kulisse eingesetzt werden – das kennt man beinahe nur umgekehrt und gibt dem Spiel einen ganz besonderen optischen Touch. Retro-Grafik mischt sich mit HD-Effekten, was aus "Triangle Strategy" ein wunderschönes Game macht. Noch nicht genug Besonderheiten? Dann hat das Gameplay gleich eine ganze Handvoll Überraschungen parat, denn das Game ist kein simpler Titel, bei dem einfach Einheiten am Kampffeld herumgeschoben werden. "Triangle Strategy" ist überraschend komplex, aber auch zugänglich.
Die Waage des Urteils als einzigartige Mechanik
Auf einer großen Weltkarte darf der Spieler aus verschiedenen Haupt- und Nebenmissionen auswählen, die jeweils über gut erzählte Story-Szenen verfügen und zudem auch noch voll vertont sind. Zwar läuft die Haupt-Handlung linear ab, der Spieler darf aber hier und da zu verschiedenen Aufgaben "abbiegen", bevor es weiter Richtung Main-Story geht. Von der Nintendo Switch ist man da eher Titel mit kurzen, knackigen Szenen gewohnt, "Triangle Strategy" liefert aber gerne auch minutenlange Beleuchtungen von Geschehnissen aus vielen verschiedenen Blickwinkeln und erzählt die Handlung langsam und spannend.
Streckenweise wirkt "Triangle Strategy" wie eine toll gemachte Fantasy-Dokumentation und erzählt eine beeindruckende Geschichte, die – wenn man sich darauf einlässt – lange in Erinnerung bleibt. Im Laufe der Handlung bestimmt dabei der Spieler mit, wie es weitergehen soll, und zwar mit der Waage des Urteils. Das funktioniert ebenso einzigartig: Unser Hauptheld darf bei anstehenden Entscheidungen nicht mitstimmen, sondern nur seine gewählte Begleitertruppe. Je nach deren Geschichte, Häuser-Zugehörigkeit und Gesinnung stimmt die Gruppe ab und gerät so selbst in Konflikte.
Der Spieler wird meist als Vermittler tätig
Schwierig wird es, wenn etwa ein Team-Mitglied bereit ist, wortwörtlich über Leichen zu gehen, wenn für das andere der Tod von Menschen ein absolutes Tabu darstellt. Um mehr Einfluss auf die anstehende Entscheidung zu bekommen, kann man mit jedem Teammitglied Dialoge führen, um sie zu der Entscheidung zu bewegen, die der Spieler am ehesten treffen würde. Dies ist eine spannende Gratwanderung, denn wer seine Teammitglieder nicht genau kennt, scheitert immer daran. Eine Figur ändert ihre Entscheidung nämlich erst, wenn wir nicht nur verstehen, gegen welche Argumente unsere Freunde resistent sind.
Wir müssen unseren Kameraden zudem auch aufzeigen, wie sie ihre Ziele auf anderem Wege auch erreichen könnten – und dies muss für sie nachvollziehbar sein. In kaum einem Spiel haben Dialoge einen solchen Tiefgang und solch dramatische, tatsächliche Auswirkungen auf die Geschehnisse wie in "Triangle Strategy", Respekt! Auch ein wildes Ausprobieren von Optionen gibt es nicht. Um Argumente zu haben, müssen wir die Geschehnisse in der Welt beobachten und mit Freund und Feind reden, um das große Ganze zu verstehen. Wobei eines gesagt sei: Dilemma stehen an der Tagesordnung.
Knallharte Gefechte, die Vorbereitung erfordern
Je nach Gesprächsverläufen und Überzeugungen der Gruppe können einzelne Mitglieder das Team auch verlassen und man kann versuchen, neue Kräfte zu rekrutieren. Doch was kann die Gruppe eigentlich sonst noch außer diskutieren? Kämpfen natürlich! Bei diesen geht es dann eher klassisch und rundenbasiert zu. Jede Figur besitzt eine bestimmte Anzahl an Aktionspunkten, mit denen sie über das Schachbrett-Schlachtfeld geführt werden kann. Mit Trumpfpunkten wiederum darf der Spieler Spezialfähigkeiten auslösen. Taktisch wird es über die Zusammensetzung der Gruppe und das Terrain.
Der Spieler muss sich genau überlegen, auf welchem Gelände er kämpft und welche Figuren er in den Kampf schicken will. So haben Fernkämpfer einen Vorteil auf höhergelegenen Ebenen, Nahkämpfer, wenn sie nicht frontal attackieren und Unterstützungskämpfer funktionieren optimal mit Beschützern an der Seite. Wichtig ist auch, einen ausgewogenen Mix an Kämpfern – von denen es eine überraschend große Zahl gibt – zu finden, denn die Gegner nutzen das Terrain nicht nur ebenso taktisch aus, sondern schlagen bei erkannten Schwächen auch knallhart zu.
"Triangle Strategy" als toller Taktik-Titel mit Tiefgang
In den Gefechten sammelt der Spieler Erfahrungspunkte, die das Figuren-Level steigen lassen. So kommen später mit steigernder Stärke auch Klassen-Spezialisierungen hinzu – Stufe und Klasse wiederum haben beide Auswirkungen auf die Gesinnung des Charakters. Und: Die Charaktere dürfen auch mit Items und Waffenupgrades versorgt werden, die jeweils für weitere Effekte, Boni und Fähigkeiten sorgen. Technisch gibt es noch einen kleinen Kritikpunkt: Deutsch ist nur in Untertiteln vorhanden, bei der Sprachauswahl ist man auf eine (ausgezeichnete) englische oder japanische Version beschränkt.
"Triangle Strategy" ist ein echter Strategie-Rollenspiel-Kracher geworden, der viel Neues und Überraschendes wagt und damit punkten kann. Zwar geht es bei den Kämpfen eher rundenbasiert und klassisch zu, der Rest sammelt aber mächtig Pluspunkte. Besonders gut gefällt die mit viel Geduld ausgearbeitete und tiefgehende Handlung, die fantastische Grafik und die Vielfalt in den Entscheidungen, die der Spieler im Laufe des Abenteuers zu treffen hat. Rollenspiel- und Strategie-Fans mit einer Vorliebe für stark erzählte Handlungen sollten sich "Triangle Strategie" ganz oben auf ihre Wunschliste schreiben.