Haustiere

Traurig! Hier landen Welpen aus dem Katalog

Klein und niedlich! Hunde- und Katzenwelpen sorgen natürlich für die pure Verzückung. Doch, bitte nicht aus dem "Katalog".

Christine Kaltenecker
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Die Welpen aus dem Katalog boomen. Doch was passiert?
Die Welpen aus dem Katalog boomen. Doch was passiert?
Getty Images

Tja, der Mensch ist natürlich in allem immer auf der Suche nach "Perfektion", vor allem bei materialistischen Dingen, die Geld kosten. Das perfekte Kleid. Das perfekte Auto. Der perfekte Haarschnitt. Bei Lebewesen ist das Wort "Perfektion" allerdings deplatziert und schafft Leid in hohem Ausmaß. Umso schlimmer, dass die Corona-Pandemie und die resultierende Home-Lethargie nun offenbar zu Stress und innerer Unruhe führt, die sich fatal auf die Hunde- und Katzenzucht-"Industrie" auswirkt. Was man will, will man jetzt! Seriöse Züchter haben meistens eine lange Warteliste für das "perfekte" Haustier, also greift man auf Angebote aus dem Osten zurück und bestellt einfach via Katalog.

Kategorie: Klein und wuschelig

Eine Website mit einer österreichischen Domain kann doch nicht unseriös sein, oder? Längst haben Tiervermehrer aus dem Osten den Braten gerochen und sich einfach das ".at" zugekauft, um die Skeptiker milde zu stimmen. Dann geht's los. Welche Rasse? Welches Geschlecht? Langhaar? Kurzhaar? Klein? Medium? Groß? Überweisung via Kreditkarte oder Paypal und Lieferung frei Haus am nächsten Samstag!

Immer noch unbegreiflich, dass dieses grausame Geschäft boomt und noch schlimmer, dass es dramatisch während der Pandemie zunimmt. Viele Menschen sehen in einem Hund auch eine willkommene Ausrede, um während eines Lockdowns vor die Tür gehen zu dürfen. Doch selbst hier reicht eine arme Seele aus dem Tierheim nicht, denn man will ja schließlich einen Hund ohne "Gepäck" und unangenehmer Vorgeschichte. Die Lebensgeschichte eines slowakischen Welpen mag zwar kürzer sein, doch Gefallen tut man sich keinen.

Fass ohne Boden

Die Mitarbeiter aus dem TierQuarTier sitzen immer wieder mit der MA 60 und der Tierombudsstelle zusammen, um Lösungen für das Problem zu finden. Doch es ist irrsinnig müßig, solange die Nachfrage an Rassehunden in so hohem Ausmaß gegeben ist. "Wir sehen das Fass ohne Boden und fürchten uns wirklich vor den Nachwirkungen der Pandemie und was dies für uns und die Hunde bedeuten wird", so Pressesprecherin Evelyn Horak aus dem TierQuarTier. "Es kommen laufend Hunde zu uns, die viel zu jung und viel zu krank sind, um einen guten Start ins Leben zu haben"!

Denn was passiert? Der Welpe kommt lethargisch durch die tagelange Reise in sein neues Zuhause. Meistens stimmen die Papiere nicht. Die Einträge im EU-Pass können auch gar nicht stimmen, da die Grundimmunisierung erst frühestens in der 12. Lebenswoche abgeschlossen werden kann und die Katalog-Welpen schon meistens zwischen 7 bis 9 Wochen zum Besitzer gelangen.

Folgende Impfungen sollten in der Grundimmunisierung enthalten sein - bei Welpen mindestens zweimal:

*Parvovirose

* Staupe

* Zwingerhusten

* Leptospirose

* Tollwut

Gezieltes Heranzüchten von "Problemhunden"

Die am häufigsten auftretende Krankheit bei Welpen aus dem Osten ist definitv "Parvovirose". Dieses Virus greift vor allem den Darm des Hundes an und führt zu einer enorm hohen Sterblichkeitsrate, je jünger der Welpe ist. Ein stationärer und isolierter Aufenthalt ist hier enorm wichtig, führt aber natürlich zu sehr hohen Kosten und einem Leck in der Sozialisierung bei betroffenen Welpen. Hundebabys, die aufgrund dieser oder anderer ansteckenden Krankheiten einfach ins Tierheim abgeschoben werden, sind laut dem TierQuarTier meistens zu einem Leben "hinter Gittern" verdammt. Selbst wenn er das Virus überlebt, so sind die psychischen Auswirkungen beträchtlich. Der Welpe kennt nichts! Keine anderen Hunde. Keinen Straßenlärm. Die wichtige Sozialisierungsphase verbringen sie alleine mit ausschließlichem Kontakt zu Pflegern und Ärzten.

In Deutschland ist die Situation kaum noch tragbar. Das Tierheim Berlin und das Tierheim Nürnberg (Heute.at berichtete) platzt aus allen Nähten durch die kranken Katalog-Welpen und auch in Österreich ist die Tendenz für die Anschaffung des sogenannten "Lockdown-Haustieres" gestiegen.

Abschließen möchten wir an dieser Stelle mit einer großen Bitte des TierQuarTiers an unsere Leser:

"Bitte unterstützt dieses grausame Geschäft nicht, denn auch nur ein Rassewelpe von dubiosen Anbietern - egal ob Hund oder Katze - schürt die Nachfrage an Tierleid  in jede Richtung!"