Schweigen der Lämmer

Tote Lämmchen so weit das Auge reicht

Nirgendwo sonst ist die Sterblichkeitsrate der Lämmer so hoch wie in Australien - ein anderes Extrem der Nutztierzucht. 

Tote Lämmchen so weit das Auge reicht
Australische Lämmchen überleben kaum.
©Vier Pfoten

Schockierendes, neues Filmmaterial zeigt schonungslos die extrem hohe Sterblichkeitsrate von australischen Lämmchen. Auch wenn dies endlos weit weg scheint, so ist Österreich ein Großabnehmer australischer Wolle und somit mitverantwortlich! Tierschutzorganisation Vier Pfoten nennt die unvorstellbare Zahl von zehn Millionen Lämmern, die jährlich einfach vor den Augen ihrer Mütter verenden. 

Grausame Wollproduktion

Unvorstellbar, mit welchem Leid die Wollindustrie einhergehen kann und wie wenig darüber bekannt ist. Schließlich muss man ein Schaf scheren und vom Filzpelz befreien, da es sonst irgendwann bewegungsunfähig wäre oder sogar einen Hitzetod stirbt. Dank uns natürlich - denn nicht immer war ein Schaf völlig von uns abhängig - Jahrhundertelang wurde ihnen der natürliche Fellwechsel einfach herausgezüchtet. Warum ist "Wolle" aber ein so großes Problem für die Tiere? 

Ob Schaf, Ziege (Kaschmir, Mohair), Kaninchen (Angora) oder Alpaka - alles, was nicht im kleinen Biobauernhof um die Ecke stattfindet, ist für die Fluchttiere die reinste seelische, aber auch körperliche Qual. Offenbar ist der Mensch unter Zeitdruck und Profitzwang gar nicht dazu fähig, vorsichtig und ohne brutalem Einsatz des eigenen Körpergewichtes das Fell vom Tier zu trennen. Da werden schon einmal Brustwarzen abgeschnitten, die Tiere gewaltsam auf dem Rücken fixiert und mit teilweise tiefen Schnittwunden verstümmelt zurück in den Stall geworfen. Vom sogenannten "Mulesing" wollen wir einmal gar nicht anfangen, oder doch? 

Beim sogenannten  "Mulesing" wird dem Lamm und Jungschaf (bis zu einem Jahr) ohne Schmerzmittel und im vollen Bewusstsein rund um den Po die Haut wegoperiert. Dies soll vor Befall der gefürchteten "Miyasis"-Fliege schützen. 
Tierschützer und auch Veterinärmediziner sehen diese schrecklich schmerzhafte Tortur natürlich mehr als umstritten und einige Kleidungs-Labels verkaufen mittlerweile nur noch "Wolle mit Po" - da den Lämmchen buchstäblich das Gesäß weggeschnitten wird.

Hier kannst du dich jetzt gegen das Mulesing aussprechen - zur Petition

Brennpunkt Australien

Während bei uns Schwein, Rind und Huhn auf engstem Raum und Vollspaltböden sogar ersticken kann, herrscht in Australien bei den Schafen das andere Extrem. Sie stehen bei jedem Wetter völlig ungeschützt im Freien und sind sich bis zur nächsten Schur selbst überlassen. Das beinhaltet auch die Geburtsvorgänge und die Jungtieraufzucht, die dort leider mit großen Komplikationen einhergehen. 

Jedes Jahr verhungern und erfrieren Millionen von Lämmern, meistens in absoluter Einsamkeit. Ist das Muttertier in der Nähe, muss es den Todeskampf der Nachkommen hilflos mitansehen. Dieses unnötige Leiden hat ein unvorstellbares Ausmaß angenommen - es ist herzzerreißend. Das Problem muss dringend bekämpft werden.
Veronika Weißenbach
Kampagnenleiterin Vier Pfoten

Drei Tage alt

Für ein australisches Schaf besteht die größte Hürde darin, nicht innerhalb der ersten drei Tage nach seiner Geburt zu sterben. Zu diesem Zeitpunkt werden über 80 Prozent der Todesfälle bei Lämmern gemeldet.

Kurz auflockern - Hier erfährst du lustige Fakten über das Schaf:

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    Das Schaf wurde bereits vor etwa 10.000 Jahren domestiziert und ist deshalb das älteste Haustier der Welt.
    Das Schaf wurde bereits vor etwa 10.000 Jahren domestiziert und ist deshalb das älteste Haustier der Welt.
    Getty Images

    Wenn sie überleben, werden den meisten Lämmern im Alter von zwei bis zwölf Wochen ohne Betäubung Hautstreifen vom Gesäß abgeschnitten - das obig erklärte Mulesing -, um Madenbefall zu verhindern. Die Tiere leiden tagelang unerträgliche Schmerzen. Es dauert Wochen, bis die Wunde verheilt. Mehr als zehn Millionen Tiere werden jährlich so verstümmelt, was einer Studie zufolge in den untersuchten Betrieben zu einer Todesrate von weiteren vier Prozent führt. Die Aue (Mutterschaf) wiederum verliert etwa 300.000-mal ihr Leben bei der Geburt ihrer Lämmer in Australien. 

    EIN gutes Beispiel

    Die Lösung beginnt, bevor das Lamm überhaupt geboren ist: mit der richtigen Zuchtauswahl und einem angemessenen Herdenmanagement. Wollproduzenten wie Don Mudford, ein australischer Züchter aus New South Wales, gehen mit gutem Beispiel voran, denn diese verzichten auf das Mulesing und erzielten durch die Umstellung auf eine Rasse ohne übermäßige Hautfalten eine höhere Überlebensrate ihrer Lämmer. 

    Die Hautfalten am Po fangen gerne die Exkremente und Feuchtigkeit auf, weshalb die gefürchtete "Miyasis"-Fliege überhaupt erst auf die Idee kommt, ihre Eier dort abzulegen. Weniger Hautfalten, bedeutet also ein sauberes Lämmchen und einen natürlichen Schutz gegen die Fliegenlarven. 

    Berichte vieler Züchter belegen den Zusammenhang zwischen Schafen mit glattem Körperbau, die gegen Fliegenbefall resistent sind, und einer höheren Überlebensrate der Lämmer. Dies wurde auch in einer 2020 durchgeführten Umfrage von BG Economics unter fast 100 Wollproduzenten aus ganz Australien festgestellt. Dennoch braucht es mehr Studien, die diesen Zusammenhang genauer erforschen.

    Durch das Herauszüchten des natürlichen Fellwechsels, sehen Schafe ohne regelmäßige Schur bald so aus:

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      Mehr als fünf Jahre wurde das verwilderte Schaf nicht geschoren.
      Mehr als fünf Jahre wurde das verwilderte Schaf nicht geschoren.
      Edgar's Mission / Action Press / picturedesk.com

      Vier Pfoten fordert die dringende Einführung von Zucht- und Haltungspraktiken, die dem Überleben von Lämmern und Mutterschafen Priorität einräumen. Dazu gehört die Zucht von Schafen, die gegen Fliegenbefall resistent sind und einen glatten Körper haben, zusätzlich zu anderen Techniken, die im Dossier "Lämmersterblichkeit im Fokus" beschrieben werden. Entscheidend ist auch, dass die Industrie Forschungen intensiviert und in Trainings investiert, um Produzenten bei Verbesserungen zu unterstützen. Unternehmen, Einzelhändler sowie Zertifizierungsstellen, die vom Verkauf der Wolle profitieren, stehen dabei ebenfalls in der Verantwortung - also auch WIR! 

      Hier geht es zu dem grausamen Filmmaterial
      - KLICK NUR WENN DU STARKEN NERVEN HAST!

      Auf den Punkt gebracht

      • In Australien leiden Lämmer aufgrund der Wollproduktion unter extrem hoher Sterblichkeitsrate, wobei mehr als zehn Millionen Tiere jährlich vor den Augen ihrer Mütter sterben
      • Die Wollindustrie geht mit brutaler Praktiken einher, wie dem Mulesing, und führt zu unvorstellbarem Leid
      • Die Umstellung auf Zuchtauswahl und Herdenmanagement könnte das Überleben der Lämmer verbessern und ist ein vielversprechender Ansatz zur Lösung dieses Problems
      red, tine
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