"Flugzeug fiel einfach"

Tödliches Luftloch – Horror-Flüge werden immer häufiger

Flug SQ321 geriet auf dem Weg nach Singapur in tödliche Turbulenzen. Diese werden in den kommenden Jahren zu zunehmender Gefahr, warnt ein Experte.

Roman Palman
Tödliches Luftloch – Horror-Flüge werden immer häufiger
Schwere Turbulenzen auf Flugreisen nehmen durch den Klimawandel deutlich zu.
J.W.Alker / dpa Picture Alliance / picturedesk.com (Symbolbild)

Ein Mann ist tot, 104 Menschen wurden verletzt. Zwanzig Passagiere benötigen weiter intensivmedizinische Behandlung. Das ist die grausame Bilanz eines Zwischenfalls auf Singapore Airlines Flug SQ321 auf dem Weg von London nach Singapur.

Die Boeing 777-300ER war nach Angaben der Fluggesellschaft in einer Höhe von 11.300 Metern in schwere Turbulenzen geraten. Die Maschine mit 229 Personen an Bord war in ein Luftloch gestürzt, als gerade das Frühstück serviert wurde. Dabei sackte das gesamte Flugzeug urplötzlich nach unten weg. Passagiere und Crew-Mitglieder, die nicht angeschnallt waren, wurden ausgehebelt, viele knallten mit dem Kopf gegen die Decke.

In den Sozialen Medien aufgetauchte Aufnahmen aus dem Inneren zeigten ein komplett verwüstetes Flugzeug. "Das Anschnallzeichen leuchtete auf, ich habe mich sofort angeschnallt, und dann fiel das Flugzeug einfach herunter", beschrieb der Brite Andrew Davies seinen Horror-Flug. "So viele verletzte Menschen, Platzwunden am Kopf, blutende Ohren. Ich rief nach einem Defibrillator."

Solch erschreckende Vorfälle sind aktuell glücklicherweise noch "relativ selten", sagt Flug-Experte John Strickland zur BBC. In Zukunft könnten Flugreisende aber öfter in solch gefährliche Situationen geraten.

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    Durch heftige Turbulenzen starb ein 73-jähriger Brite auf dem Singapur Airlines-Flug SQ321. Zahlreiche Passagiere sind noch im Krankenhaus.
    Durch heftige Turbulenzen starb ein 73-jähriger Brite auf dem Singapur Airlines-Flug SQ321. Zahlreiche Passagiere sind noch im Krankenhaus.
    Rachen Sageamsak Xinhua / Eyevine / picturedesk.com

    Denn die Störzonen in der Luft werden weiter zunehmen. "Wir haben inzwischen genug Beweise, dass alle drei Arten von Turbulenzen, besonders Klarluftturbulenzen, wegen des Klimawandels stärker werden", sagt der Atmosphären-Wissenschaftler Paul Williams von der englischen Universität Reading zur BBC. Er hat bereits ein gutes Jahrzehnt die Korrelation aus Erderhitzung und atmosphärischen Störungen explizit erforscht.

    Mit steigenden Temperaturen nimmt auch die Summe an Energie in der Atmosphäre zu, was zu heftigeren Scherwinden im Jetstream und schließlich eben Turbulenzen führt. Auf dem Boden bedeutet diese deutlich geladenere Luft unter anderem auch mehr Tornados.

    Die Ergebnisse von Williams Arbeit zeigen, dass der Anstieg bereits in vollem Gange ist. Im Vergleich zu 1979 hätten schwere Turbulenzen auf den wichtigen Nordatlantik-Flugrouten heute um 55 Prozent zugenommen. "Berechnungen für die Zukunft mittels Atmosphären-Modellen zeigen, dass wir eine Verdopplung, oder in einigen Regionen der Welt sogar eine Verdreifachung von schweren Turbulenzen, bis in die 2060er erleben werden", warnt der britische Forscher.

    Mit schweren Turbulenzen sind Störungen gemeint, die in der Lage sind, Menschen aus ihren Sitzen zu katapultieren. "Es ist die Art von Turbulenz, die das Potenzial hat, dich zum Geschoss zu machen und Verletzungen nach sich ziehen kann." Dagegen helfe nur Eines: "Während des ganzen Fluges angeschnallt zu bleiben". So handhaben es auch die Piloten.

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