Wirtschaft

"Todesurteil" – WKO-Chef Mahrer schlägt im ORF Alarm

Die Wirtschaft sucht händeringend Arbeitskräfte, die Zahl der offenen Stellen ist so groß wie schon lange nicht. Jetzt schlägt Harald Mahrer Alarm.

Roman Palman
WKO-Boss Harald Mahrer zum Arbeitskräftemangel in der ZIB2 mit Armin Wolf am 21. März 2023.
WKO-Boss Harald Mahrer zum Arbeitskräftemangel in der ZIB2 mit Armin Wolf am 21. März 2023.
Screenshot ORF

In den kommenden Jahren wird sich die Schieflage an den Jobbörsen noch verschärfen. Bald schon werden hunderttausende Dienstnehmer fehlen. Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer zeichnete Dienstagnacht dazu im Studio der ZIB2 ein düsteres Bild der Zukunft.

"Wir haben Alarm geschlagen, vom Bodensee bis zum Wörther See, damit das auch ja gehört wird" – mit diesen Worten startete der ÖVP-Grande in das Interview mit ORF-Star Armin Wolf. Dabei packt er unverblümt über die riesigen Herausforderungen am Arbeitsmarkt aus. 

Aktuell 220.000 offene Stellen und zusätzlich 363.000 weitere bis 2040 drohen Österreich. Mahrers dramatische Ansage: "Wir bekommen ein enormes Problem!" Über 20 Jahre habe man der Wirtschaft vorgeworfen, dass man mit der Beschäftigung Älterer den Jungen die Jobs wegnehmen würde. "Das hat sich nun gedreht".

Bereits im Vorfeld zu seinem ORF-Auftritt hatte er klar gemacht: "Wenn wir nicht gegensteuern, dann kostet uns das alle Wohlstand." Es fehle an allen Ecken und Enden, quer durch alle Branchen und allen Ausbildungsgraden in allen Bundesländern.

WKO-Boss Harald Mahrer zum Arbeitskräftemangel in der ZIB2 mit Armin Wolf am 21. März 2023.
WKO-Boss Harald Mahrer zum Arbeitskräftemangel in der ZIB2 mit Armin Wolf am 21. März 2023.
Screenshot ORF

Ein "Todesurteil" ...

Auch eine Veränderung der Öffnungszeiten würden den Job-Druck erhöhen: "Wie ich ein Kind war, hatte die Bäckerei am Sonntag um 6 Uhr noch nicht offen", doch jetzt würden die Konsumenten auch am letzten Wochentag nach Semmerln und Salzstangerl verlangen. Doch für diese müsse auch erst jemand im Geschäft stehen und arbeiten.

Kurzum: Forderungen wie 4-Tage-Woche gehen sich für den Wirtschaftskammerpräsidenten nicht aus. Eine solche Arbeitszeitreduktion hält Mahrer für ein "volkswirtschaftliches Todesurteil", wie er bereits am Nachmittag sagte. Auch beim Nacht-Auftritt im ORF stellte er sich gegen diesen Vorschlag und propagierte er ein Mehr an Geld statt einem Mehr an Freizeit.

WKO-Boss Harald Mahrer zum Arbeitskräftemangel in der ZIB2 mit Armin Wolf am 21. März 2023.
WKO-Boss Harald Mahrer zum Arbeitskräftemangel in der ZIB2 mit Armin Wolf am 21. März 2023.
Screenshot ORF

Eine Vielzahl der Betriebe würde wegen Personalmangels bereits jetzt über dem Kollektivvertrag bezahlen und die Sozialpartner würden fast durch die Bank hohe Abschlüsse für die Arbeitnehmer durchsetzen.

... und eine "Herzensangelegenheit"

Beim Thema Ausbau der Kinderbetreuung und Ganztagsschulen blühte Mahrer sichtlich auf. Das müsse unbedingt vorangetrieben werden, das sei ihm eine "Herzensangelegenheit". Am Ende des Tages habe es die Wirtschaft bereits geschafft, selbst Fortschritte in diesem Bereich gemacht, "aber wir sind weit weg von dem wo wir sein wollen".

Da sei natürlich die Politik in der Pflicht. Die vielerorts türkise/schwarze Blockade in diesem Bereich wollte der Wirtschaftskammer-Boss, der selbst auch schon Regierungskoordinator war, nicht bestätigen.

"Das kann man nicht an einer parteipolitischen Haltung festmachen, sondern der Herkunft, des Alters der Personen". In einigen Regionen sei man aufgeschlossener, in anderen nicht. "Wir bohren hier dicke Bretter", so Mahrer dazu.

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