Bauern sind sauer
"Tierwohl fordern, aber Kunden kaufen Billig-Fleisch"
Höhere Haltungs-Standards, höhere Kosten – doch Kunden wollen die teureren Tierwohl-Produkte nicht kaufen. Ein Dilemma, erklärt nun die Kammer.
Es vergeht keine Woche, in der Tierschutzorganisationen nicht auf Missstände in der Nutztier-Haltung aufmerksam machen. Insbesondere die Schweine- und Rinderhaltung auf Vollspaltenböden geriet in letzter Zeit mehrmals in den Fokus.
Tierwohl, aber bitte billig
Die Krux an der Geschichte: Höhere Produktions-Standards bedeuten in der Folge auch höhere Produktpreise. Und die sind viele nicht gewillt zu zahlen.
"Die Versorgung mit hochwertigem Schweinefleisch aus regionaler Erzeugung ist uns wichtig, bedingt aber gleichzeitig, dass Tierwohlprodukte gekauft werden", erklärt Präsident der Landwirtschaftskammer NÖ Johannes Schmuckenschlager (ÖVP) und sagt weiter: "Fakt ist: Das Angebot an Tierwohlprodukten ist deutlich höher als die Nachfrage. Die bäuerlichen Betriebe wollen sich weiterentwickeln und in noch mehr Tierwohl investieren, brauchen aber die Zahlungsbereitschaft der Verarbeiter und Verbraucher - im Geschäft, in der Gastronomie und auch in Großküchen bzw. der öffentlichen Beschaffung."
Trotz Angebot: Billig-Importe
Besonders eindeutig sei es im Fall der Pute, wie die Landwirtschaftskammer betont: "Die Bäuerinnen und Bauern sind dem Wunsch nach höheren Standards und noch mehr Tierwohl nachgekommen, nun findet heimisches Putenfleisch zu wenig Absatz und es wird Billigfleisch aus dem Ausland importiert. Die Folge davon ist, dass in Österreich Stallungen teilweise leer stehen, die Landwirte kein Einkommen haben und die Kunden ein qualitativ deutlich schlechteres Angebot vorfinden", heißt es.
Dasselbe wird nun in der Schweinehaltung befürchtet. Wie berichtet, kippte der Verfassungsgerichtshof nach einer Beschwerde der burgenländischen Landesregierung die Übergangsfrist von 17 Jahren, innerhalb jener die Betriebe von Vollspaltenböden auf tiergerechtere Haltung umstellen müssen.
„Wenn man strengere Regeln fordert und beschließt, muss man auch beim Einkauf dazu stehen!“
Gesetzesreparatur gefordert
Schmuckenschlager befürchtet nun einen massiven Wettbewerbsnachteil für die heimischen Schweinebauern. "Für die Errichtung und den Betrieb von Stallungen brauchen die Betriebe Planungs- und Rechtssicherheit und wirtschaftlich praktikable Regelungen, die langfristige Gültigkeit haben. Daher bedarf es einer Reparatur des Gesetzes im Sinne einer neuen Regelung, die in der Praxis umsetzbar ist und die österreichische Schweineproduktion nicht schlechter stellt", so der Kammer-Chef, der markig sagt: "Wenn man strengere Regeln fordert und beschließt, muss man auch beim Einkauf dazu stehen!" Er nimmt dabei vor allem Großküchen im öffentlichen Bereich, also in Krankenhäusern, Seniorenheimen oder Schulen in die Pflicht.