Rechtsstreit
Tierschutzhaus soll 108.350 € im Monat für Gas zahlen
Extreme Energiekosten lassen Tierschutz-Austria-Präsidentin Madeleine Petrovic heiß laufen: Für Gas soll sie in Vösendorf (NÖ) das Zehnfache zahlen.
Derzeit leben etwa 1.700 Tiere auf dem 40.000 Quadratmeter großen Areal in Vösendorf (NÖ). Neben Hunden, Katzen und Nagetieren beherbergt der Wiener Tierschutzverein auch exotische Mitbewohner, wie man sie sonst nur aus dem Zoo Schönbrunn kennt. "Wir haben auch Affen, Papageien, Schlangen, Krokodile und Flughunde", freut sich Madeleine Petrovic, die seit 2008 Präsidentin von Tierschutz Austria ist. Gemeinsam mit ihrem Team schaffte es die ehemalige Grünen-Politikerin, den insolventen Verein "aus eigener Kraft schuldenfrei" zu machen.
Doch nun droht eine neue, finanzielle Herausforderung für das Haus: Die Energiekosten sind so extrem gestiegen, dass die Rechnungen weder nachvollziehbar, noch bewältigbar erscheinen. "Alleine für März 2023 sollen wir 108.352,55 Euro nur für Gas bezahlen", kocht sie vor Wut. Ein Jahr zuvor betrug die Rechnung im selben Zeitraum nur 12.107,29 Euro. "Ich dachte, das muss ein Irrtum sein, wir hatten ja nicht mehr Verbrauch", so Petrovic weiter.
Höhere Kosten unerklärlich
Da das Tierschutzhaus Vösendorf nur etwa 150 Meter von der Wiener Stadtgrenze entfernt liegt, ist es auf die Wiener Netze angewiesen. Der Verein sah sich im Herbst 2022 gezwungen, aus Ermangelung anderer Möglichkeiten, einen neuen Vertrag mit Wien Energie abzuschließen. "Der Energieliefer-Vertrag wurde damals zu den höchsten Preisen abgeschlossen – ohne Möglichkeit einer Anpassung oder eines Gleitpreises. Das ist aus rechtlicher Sicht zu kritisieren", sagt Anwalt Wolfgang Schöberl, der das Tierschutzhaus nun rechtlich vertritt.
Obwohl sich weder am Bestand der Tiere, noch am Haus etwas verändert hat, sind die Energiepreise weiter angestiegen. "Die höheren Kosten spüren alle, das wissen wir. Aber die derzeitig fällige Summe zahlen wir nicht", ärgert sich Petrovic. "Wien Energie konnte uns die Mess-Differenzen bisher auch nicht erklären".
Erst Energiekrise, jetzt Nachlass
Auf "Heute"-Anfrage schildert eine Sprecherin von Wien Energie, wie es zu den heftigen Preisanstiegen kam. Man habe den Großkunden Tierschutzhaus "lange zu sehr günstigen Konditionen versorgt". Doch dann war dies nicht mehr möglich: "Im letzten Jahr waren dann Preisanpassungen aufgrund der europaweiten Energiekrise unvermeidbar und wir bedauern, dass das Tierschutzhaus darunter leidet."
Petrovic hofft darauf, sich mit Wien Energie "in der Mitte treffen zu können." Ein Entgegenkommen wird es auch tatsächlich geben, so Wien Energie: "Im Zuge unseres Energiehilfe-Pakets 2023 haben wir die Energiekosten für das Wiener Tierschutzhaus bereits mit einem freiwilligen Preisdeckel um 26.000 Euro reduziert, sowie weitere Unterstützungsleistungen angeboten." Und: "Bessere Nachrichten gibt es auch für das heurige Jahr: 2024 sinken die Preise für das Wiener Tierschutzhaus – der vertraglich vereinbarte Gaspreis liegt etwa um knapp 40 Prozent niedriger als im vergangenen Jahr."