Wildtiere

Nur dann darfst du einem Vogelkind helfen

Wenn ein Vögelchen aus dem Nest flattert, fühlt man sich natürlich als Tierfreund sofort in der Verantwortung zu helfen. Doch nicht immer ist das gut.

Christine Kaltenecker
Oft werden Jungvögel völlig unnötig ihren Eltern entrissen.
Oft werden Jungvögel völlig unnötig ihren Eltern entrissen.
©Samuel Schnierer

Tierschutzorganistion BirdLife Österreich gibt ganz klare Anweisungen zu diversen Vogelrettungsaktionen tierfreundlicher Laien. Nur in den seltensten Fällen ist ein Jungvogel außerhalb des Nestes nämlich tatsächlich hilfsbedürftig. Wie man den Unterschied erkennt, erfährst du in diesem Artikel.

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    Amsel
    Amsel
    ©Michael Kastl

    Was ist ein "Ästling"?

    Fast alle Jungvögel verlassen das Nest, bevor sie richtig fliegen können und werden außerhalb des Nestes von den Eltern versorgt. Sie sind bereits befiedert, der Schwanz ist jedoch kürzer als bei einem Altvogel und an den dicken Schnabelwülsten erkennt man sie als frisch ausgeflogene Junge oder sogenannte Ästlinge. Meist sitzen sie gut versteckt im Geäst und machen durch laute Bettelrufe auf sich aufmerksam, so dass die Altvögel wissen, wohin sie das Futter für den hungrigen Nachwuchs bringen müssen.

    Diese wichtige Phase dauert bei den meisten Singvögeln zwei bis drei Wochen, in der die Jungen nicht nur immer besser fliegen lernen, sondern alles, was sie zum Überleben brauchen. Besonders hilflos sehen auch junge Waldohreulen aus, die häufig auch in Siedlungen vorkommen, weil sie das Nest mit ihrem flauschigen Dunenkleid verlassen. Sie beginnen zwar bald mit Flugübungen, werden aber erst mit etwa sechs Wochen selbständig.

    In den allermeisten Fällen sind Jungvögel nicht allein, sondern werden von ihren fürsorglichen Altvögeln versorgt. Im Falle von Ästlingen sollte man nur dann einschreiten, wenn der Jungvogel tatsächlich verwaist ist, also mindestens ein bis zwei Stunden kein Altvogel zur Versorgung kommt.

    Achtung:
    Eulenästlinge werden nachts gefüttert – bleiben also den ganzen Tag alleine! Wenn sich der Jungvogel in unmittelbarer Gefahr befindet (etwa auf einer Straße sitzend oder durch Katzen bedroht), dann sollte er an einen geschützten, optimaler Weise erhöhten Ort in der Nähe gesetzt werden, wie etwa in ein Gebüsch. Es gilt zu beachten: jedes unnötige Einschreiten bedeutet für den Jungvogel enormen Stress!

    Auch wenn der Ästling der Waldohreule ziemlich hilfsbedürftig aussieht, muss sie er es nicht zwangsläufig auch sein.
    Auch wenn der Ästling der Waldohreule ziemlich hilfsbedürftig aussieht, muss sie er es nicht zwangsläufig auch sein.
    ©Samuel Schnierer

    Nur ein Nestling braucht Hilfe

    Nackt, blind und völlig hilflos schlüpfen Singvögeljunge aus dem Ei. Nur die intensive Versorgung durch die Altvögel im Nest gibt den Nestlingen eine Überlebenschance. Wer einen solchen Nestling findet, sollte zuerst versuchen, ihn ins Nest zurück zu setzen. Sofern das nicht möglich ist, kommt eine Handaufzucht in Frage. Hierzu ist am besten Rat von einer Auffangstation in Ihrer Umgebung einzuholen. Wertvolle Hinweise zur Pflege und Aufzucht von Jungvögeln erfährt man auch bei der Wildvogelhilfe.