Wildtiere

Deshalb töten sich Oktopus-Weibchen nach der Eiablage

Weibliche Oktopoden führen nach der Eiablage ihren eigenen Tod durch Hungern und Selbstverstümmelung herbei. Nun haben Forscher herausgefunden warum.

Christine Kaltenecker
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Nach der Eiablage hungern sich Oktopus-Weibchen entweder zu Tode oder verstümmeln sich selbst.
Nach der Eiablage hungern sich Oktopus-Weibchen entweder zu Tode oder verstümmeln sich selbst.
(Syombolbild) Getty Images

Merkwürdig. Tintenfische und Oktopoden sagt man eine sehr hohe Intelligenz nach und auch ihre Fähigkeit zum Farbwechsel ist in der Tierwelt einzigartig. Beim Oktopus jedoch, gibt es noch zusätzlich eine tragische Besonderheit: Die Weibchen sterben trotz des hohen Intellekts ungewöhnlich früh, weil sie sich bei der Bewachung ihrer Eier zu Tode hungern und sogar selbst verstümmeln.

Selbstmord-Kommando

Bereits 1970 hatten Meeresbiologen erste Hinweise auf das suizidale Verhalten der Kopffüßer. Als sie beim Karibischen Zweifleckenoktopus die Sehdrüse nach der Eiablage entfernten, war der Mutterinstinkt schaumgebremst und die Tintenfisch-Mama dachte auch an ihre eigenen Bedürfnisse. Die am Gehirn sitzende Drüse ist vergleichbar mit unserer Hirnanhangdrüse (Hypophyse) und produziert Geschlechtshormone, die Paarung und Fortpflanzung regulieren.

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    Der Oktopus, oder Krake zählt zu der Gruppe der achtarmigen Tintenfische. <br>
    Der Oktopus, oder Krake zählt zu der Gruppe der achtarmigen Tintenfische.
    Getty Images/iStockphoto

    Man vermutete bereits damals, dass die Sehdrüse nach der Eiablage Botenstoffe produziert, die bei dem Oktopus-Weibchen das Selbstmord-Kommando auslöst.

    Gallensäure und Cholesterin

    Bei näheren Untersuchungen an der "University of Washington" in Seattle (USA) analysierte man nun bei den Weibchen die Genaktivität und die chemischen Substanzen der Sehdrüse vor der Paarung, sowie nach der Eiablage. Dem Ergebnis zufolge zeigten sich zwei weitere Stoffwechsel-Veränderungen, die eigentlich so gar nichts mit der Reproduktion zu tun hatten. Die Drüse schüttete nämlich vermehrt Vorstufen von Gallensäuren und auch Cholesterin-Vorläufer aus.

    Merkwürdig? Ja, denn laut den Forschern war niemals eine der beiden Substanzen zuvor dafür bekannt, an einer sogenannten "Semelparität" (Lebewesen stirbt nach einer einmaligen Fortpflanzung) beteiligt zu sein. Die Wissenschaftler ziehen hier Parallelen zu Kindern mit dem "Smith-Lemli-Opitz-Syndrom". Hier fehlt den Kindern ein Enzym, welches normalerweise das obig genannte Vorläufer Cholesterin (7-Dehydrocholesterin) in das Blutfett umwandelt. Dadurch reichert es sich toxisch im Körper an und verursacht schwere Entwicklungsstörungen, sowie selbstverletzendes Verhalten.

    Den Forschern dürfte somit gelungen sein, einen Beweis für die unterschiedlichen Rollen des Cholesterins erbracht zu haben - auch im Lebenszyklusprozesses der Oktopus-Mädchen.